0623 - Markt der Gehirne
Gesicht unterschied sich wesentlich von dem eines Affen.
Der Schock, den Rhodan empfunden hatte, ließ an Wirkung nach.
An seine Stelle trat ein Gefühl des Unbehagens.
Denn da war nicht nur dieser behaarte Körper. Rhodan fühlte die Nähe eines fremden Gehirnfragments, das ihn zögernd, aber voller Erwartung begrüßte. Die Impulse waren sehr schwach. Das Restgehirn des Bordins schien nicht besonders leistungsfähig zu sein. Rhodan ignorierte das bordinsche Restgehirn. Er wollte von Anfang an diesen Körper beherrschen. Dabei durfte er sich auf keine Kompromisse einlassen.
Er überlegte, ob er diesen mächtigen Körper mit Denkimpulsen manipulieren konnte.
Öffne die Augen!
Helligkeit blendete ihn. Er sah eine verschwommene Gestalt neben sich stehen, die auf ihn herabblickte.
Es dauerte einige Zeit, bis die Bodin-Augen sich an das Licht gewöhnt hatten.
Rhodan sah Doynschto den Sanften.
„Sie sind erwacht", stellte der Wissenschaftler fest. „Ich sehe Erkenntnis in Ihren Augen. Sie heißen jetzt Tecto und befinden sich im Körper eines Bordins."
Wieder arbeitete das Gehirn mit dem ungewohnten Körper. Es bezog alle wichtigen Informationen aus den Restfragmenten von Tectos Gehirn. Rhodan wunderte sich nicht, daß er diesmal Nauparo ohne Translator verstanden hatte. Wahrscheinlich konnte er jetzt sogar Nauparo sprechen. Die Gehirnüberreste des Bordins waren also wertvoller, als er zunächst angenommen hatte. Vielleicht erfuhr er aus dem Wissensgut des Bordins alles, was er über diese Galaxis und ihre Bewohner wissen wollte. (Diese Hoffnung sollte schnell enttäuscht werden, denn es gab zwei Gründe, die dem Bordin globale Erkenntnisse unmöglich gemacht hatten: sein krankes Gehirn und seine mangelnde Intelligenz).
„Ich nehme an, daß Ihre ursprüngliche Furcht sich inzwischen gelegt hat", fuhr Doynschto fort. „Für mich waren Ihre Reaktionen ausgesprochen interessant. Solange ich als Paratransplatator arbeite, ist mir das noch nicht passiert. Ihr Sträuben vor der Transplantation muß einen besonderen Grund gehabt haben. Ich nehme an, es hing mit dem Körper des Bordins zusammen."
Er kicherte greisenhaft.
„Ihre Furcht vor diesem Körper ist völlig unbegründet. Die Bordin stehen in ihrer Entwicklung erst an der Grenze absoluter Intelligenz. Sie sind überall in Naupaum als Diener hochbegehrt.
Niemand kann sich erinnern, daß ein Bordin jemals eine Anweisung ignoriert oder die Treue zu seinem Herrn verweigert hätte."
Rhodans Gehirn gab dem Körper einen neuen Befehl.
Sprich!
„Ich bin also ein Sklave", sagte Rhodan schwerfällig.
„Nein, Tecto! Es hat bisher noch nie einen bordinschen Sklaven gegeben. Es gibt nur vertraglich gebundene Diener mit bestimmten Pflichten. Dazu gehört in erster Linie eine große Opferbereitschaft für den jeweiligen Herrn."
„Hat dieser Körper einen gültigen Vertrag?" fragte Rhodan.
Doynschto schüttelte den Kopf.
„Ich kann Ihre Befürchtungen erahnen, Fremder. Selbst wenn Tecto laufende Verträge zu erfüllen hätte, wären sie mit dem Zeitpunkt der Transplantation ungültig geworden. Sie werden erst dann als Diener arbeiten müssen, wenn Sie einen neuen Vertrag abschließen."
Rhodan vergewisserte sich bei den Überresten des Bordin-Gehirns, daß diese Angaben der Wahrheit entsprachen. Diese Auskünfte erleichterten ihn, denn er hatte befürchtet, von Doynschto nach Abschluß der vorgesehenen Experimente als Sklave verkauft zu werden.
„Ich biete Ihnen einen Vertrag an", sagte Doynschto.
„Sie?" rief Rhodan überrascht.
„Es ist so üblich", erklärte Doynschto. „Ich werde Sie jedoch nicht dazu zwingen, ihn zu unterschreiben. Wenn Sie jedoch ein Identifikationsschild tragen wollen, brauchen Sie einen Vertrag."
Aus dem bescheidenen Wissen Tectos bezog Rhodan den Hinweis, wie wichtig ein solches Schildchen war.
„Sie brauchen sich nicht sofort zu entscheiden", sagte Doynschto. „Sie werden Zeit brauchen, um sich mit der neuen Situation abzufinden."
Der Wunsch, den neuen Körper zu bewegen, wurde in Rhodan immer stärker.
Richte dich auf!
Der Körper wollte dem Befehl nachkommen, doch er versagte.
Rhodan erkannte sofort, daß dies keine Schwäche des Bordin-Körpers war. Der Grund für das Versagen war ein über dem Lager aufgebautes Fesselfeld.
Doynschto deutete die Reaktionen Rhodans richtig.
„Eine reine Vorsichtsmaßnahme", sagte er. „Es bestand die Gefahr, daß Sie nach dem Erwachen zu toben beginnen würden.
Sie hätten
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