0624 - Der Schädel des Riesen
querliegenden Stamm, löste sich das Bündel aus Fell und Schnauze aus seiner Deckung und sprang ihr entgegen.
Beide prallten zusammen. Nadine spürte, wie Zähne durch ihr Fell glitten, es aber nicht schafften, in das Fleisch hineinzubeißen. Sie rutschten ab. Zudem drückte sie sich aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich, fuhr dann herum und schnappte zu.
Sie bekam die Mutation am Genick zu packen. Eine Sekunde später knackte es. Die Ratte stieß einen hohen Schrei aus, dann wurde sie leblos, und Nadine spie sie aus.
Sofort drehte sie sich, weil sie mit Angriffen weiterer Tiere rechnete. Davon blieb sie verschont.
Sie huschte weiter.
Die Ratte, deren Genick sie gebrochen hatte, war nicht tot. Sie konnte sich nur nicht mehr bewegen. Als Klumpen Fell blieb sie im Wald zurück.
Das andere, das Unbekannte blieb. Die Wölfin merkte sehr deutlich den immer stärker werdenden Einfluß. Die Lockung, die Suche.
Tief im Wald verborgen mußte sich ein magisches Zentrum befinden, das wie ein Magnet seine Strahlung ausschickte, um etwas zu sich heranzuholen.
Sie blieb nicht allein. Immer wieder huschten Ratten in ihrer Nähe vorbei. Keines der Tiere griff an. Die rannten los und beobachteten nur. Auch Nadine ließ sich mit diesen Mutationen auf keinen Kampf mehr ein. Sie mußte ihre Kräfte schonen.
Wo verbarg sich das Ziel? Dieser alles beherrschende magische Punkt, der den Wald durchstrahlte.
Tote Vögel fielen hin und wieder wie ein makabrer Regen von den Bäumen. Nadine huschte über die weiche Erde. Manchmal kam es ihr vor, als würde sie über einen schwammigen und zitternden Sumpf laufen.
Daß sie mit zwei Menschen hergekommen war, hatte sie völlig vergessen. Für sie zählte der Erfolg, denn etwas war anders als sonst. Diesen Wald durchströmte eine ungewöhnliche Magie, von der Nadine überzeugt war, daß sie ihr persönlich galt.
Sie war eine Wölfin, doch in ihrem Körper steckte die Seele eines Menschen. Manche behaupteten, sie führe eine Doppelexistenz, und gerade darum ging es ihr.
Sehr oft »meldete« sich die Seele in ihrem Innern. Sie wollte nicht mehr in einem Wolfskörper versteckt sein. Sie wollte wieder zurück in ihren anderen Körper, den es noch gab. Er befand sich in einer anderen Welt, in einem Zwischenreich, nicht im direkten Jenseits, und sie hoffte, daß irgendwann einmal Körper und Geist wieder zusammenkamen.
Eine ähnliche Spur hatte sie schon längst aufgenommen. Nadine merkte mit ihrem sicheren Instinkt, daß diese Spur nur ihr allein galt. Sie brachte sie wie ein Leitstrahl in die Nähe des Ziels, und selbst die mutierten Rattenbälge hielten sich zurück.
Auch mächtiges und dichtes Unterholz konnte sie nicht abhalten.
Wenn sie keine direkte Lücke fand, setzte die Wölfin ihre Kraft ein und wuchtete den Körper einfach hinein. Das Gewicht ließ die Äste zusammenbrechen, gab ihr freie Bahn, so daß sie sich durchwühlen konnte. Die Wölfin kämpfte sich voran, befreite sich oft durch wilde Schüttelbewegungen von Zweigen und Blattwerk, riß mit ihren Füßen den weichen Boden auf und ließ faustgroße Lehmbrocken hinter sich hochfliegen.
Die Wölfin wußte, daß sie nicht mehr lange zu suchen brauchte.
Das Ziel war nahe, sehr nahe…
Plötzlich sah sie es.
Durch die Lücken der noch stehenden Bäume schimmerte ein gewaltiger, grauer Klotz.
Die Wölfin blieb stehen. So dicht vor dem Ziel war sie mißtrauisch geworden.
Sollte sie weitergehen?
Eine Ratte, die einen wie aufgepumpt wirkenden Leib besaß, schlich auf sie zu. Als Nadine drohend knurrte und sich ihr Fell dabei sträubte, zog sich das Tier wieder zurück.
Nadine hob den Kopf an. Sie witterte einen anderen Geruch.
Roch es nach Mensch?
Sehr langsam und äußerst wachsam bewegte sie sich auf das Ziel zu. Sie hatte dabei eine Lücke zwischen zwei Bäumen anvisiert.
Wenn sie die hinter sich gelassen hatte, würde sie direkt vor dem Gegenstand stehen.
Es dauerte nur Sekunden, dann hatte sie es geschafft!
Ein Schwall von Schwingungen überfiel die Wölfin, die zunächst nicht damit fertig werden konnte. Ihre Blicke glitten über das mächtige Gesicht hoch bis zum Haaransatz und weiter, so daß sie die Schädeldecke erkennen konnte.
Auf einmal war sie unbeweglich, denn was sie da entdeckte, war unglaublich…
***
In einem Meer von Magie würde ich ertrinken!
Diese und ähnliche Gedanken jagten mir durch den Kopf, als mich der Dunkle Gral geschluckt hatte wie ein Tunnel.
Ich war hineingetrieben und ich
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