0626 - Dracula II ist wieder da
Wahrscheinlich sprach er in ein für uns nicht sichtbares Mikrofon, und Lautsprecher in unseren Räumen gaben seine Stimme metallisch hart wider.
»Ich dachte, du hättest deine zweite Heimat in Rumänien gefunden, Mallmann.«
»Nein, John, das gefiel mir nicht mehr. Ich muß erst abwarten, wie sich die Lage entwickelt.«
»Und jetzt?«
Wie immer trug er dunkle Kleidung.
Einen schwarzen Anzug, in dem er aussah, als wollte er zur Beerdigung gehen. »Laß mich ausreden, Sinclair. Rumänien ist nicht schlecht, aber euer Land kann manchmal besser sein, denn ich habe nichts vergessen, Sinclair. Du hast dich manchmal zu weit vorgewagt, diesmal bin ich an der Reihe. Ich werde die neuen Akzente setzen. Ich habe dich zu meinen Blutkonserven gelockt. Blut in Puppen, das ist etwas Neues! Äußerem besitze ich den Stein, der mir ebenfalls Glück bringen wird.«
Das konnte ich mir vorstellen. Ich hatte ihm den Stein schließlich gegeben, um das Leben meiner Mutter zu retten, die sich über Wochen hinweg in Mallmanns Gewalt befunden hatte.
»Willst du ihn sehen, Sinclair?«
»Danke, ich verzichte.«
Wieder amüsierte er sich. »Sicherlich fragst du dich, was mich nach England trieb?«
»Und ob.«
»Ihr beide seid der Grund!«
Suko und ich schauten uns an. Sollten wir uns geehrt fühlen? Das sicherlich nicht, aber wir wußten beide, daß Mallmann uns haßte und nichts so sehr wünschte wie unseren Tod. Am liebsten hätte er uns zu Blutsaugern gemacht.
»Dann würde ich doch vorschlagen, daß du zu uns kommst, und zwar ohne trennende Scheibe und auch ohne deine neuen Helfer, die uns so unsanft hergeschleppt haben.«
Er lachte. Dabei öffnete er seinen Mund und zeigte uns die beiden oberen, spitzen, langen, leicht dolchförmig gekrümmten Zähne.
»Gut, daß du mich darauf angesprochen hast, Sinclair. Ja, es sind neue Helfer und nicht einmal Vampire. Ich habe sie mir aus Rumänien mitgebracht. Sie waren plötzlich ohne Job, aber sehr gut ausgebildet.«
»Securitate?« fragte Suko.
»Richtig.«
Ich bekam einen Schauer, während mein Freund nur die Lippen zusammenpreßte, so daß sie einen Strich bildeten. Da hatte er sich die richtigen Typen geholt, diese verfluchten Kerle gingen über Leichen, die kannten kein Pardon.
»Wie geht es weiter?«
»Sinclair, mein Plan ist gut, der ist ausgezeichnet. Es war nicht einfach, an euch heranzukommen. Ich mußte schon zu kleinen Tricks greifen oder Umwege gehen.«
»Komm zur Sache.«
»Gleich. Rick Morley stand ebenfalls auf meiner Seite. Ich hatte ihn engagiert, um meine Blutreserven zu bewachen, die nicht mehr sicher sind und abtransportiert werden. Morley brauche ich auch nicht mehr, ich habe ihn einem meiner Leute überlassen. Aber ihr seid ihm auf den Leim gegangen, schließlich muß man gehorchen, wenn der Chef etwas sagt. So ist es doch – oder?«
Für mich sprach er in Rätseln, auch Suko wurde aus seinem Gerede nicht so recht schlau.
»Was soll das?«
»Sir James hat euch doch zu Morley geschickt.«
»Stimmt«, gab ich zu.
»Aber er hat euch nicht gesagt, daß es eine von mir aufgebaute Falle war.«
»Nein…«, dehnte ich, »das hat er nicht gesagt. Wir spürten es nur, daß etwas nicht stimmte.«
»Er konnte nicht anders handeln, denn ich habe ihn indirekt unter Druck gesetzt. Nur so war ich sicher, daß ihr mir auch in die Falle laufen würdet.«
»Kannst du uns das genauer erklären?« forderte Suko.
»Sehr gern. Sir James steht unter einem wahnsinnigen Druck. Er hat von ganz oben Ärger bekommen.«
»Weshalb denn?«
»Weil etwas geschehen ist, daß einige Leute in England nicht schlafen läßt. Noch ist nichts an die Öffentlichkeit gedrungen, man hält alles streng geheim. Es ist auch in meinem Sinne, denn ich brauchte diese Tat, um euch zu ködern.«
»Rede endlich Klartext, Mallmann!«
»Nicht so eilig, John, behalt die Ruhe.« Mallmann drehte sich um.
Er ging zur Tür, blieb aber im Raum. Er zog sie nur weiter auf, damit genügend Platz vorhanden war, um die beiden Männer durchzulassen, die eine dritte Person mit ihren starken Händen festhielten.
Es waren bärtige Typen, die uns aus ihren dunklen Augen anschauten. Sie trugen eine Art Kampfkleidung, waren auch bewaffnet, aber das alles interessierte mich nicht einmal am Rande.
Die Person, die sich in ihrer Gewalt befand, wirkte auf mich wie ein Schock.
Auf Suko ebenfalls, denn der flüsterte: »Das darf doch nicht wahr sein.«
Die Person war ein Junge, der oft genug in den einschlägigen
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