0626 - Dracula II ist wieder da
Unter der Krempe sah sie die bleiche Visage eines Vampirs!
***
Vielleicht fehlte ihr das Training, vielleicht war es der Schock, jedenfalls zögerte Jane Collins und drückte nicht ab. Diese Chance nutzte der Blutsauger.
Blitzschnell drosch er zu.
Seine Hand kam wie ein Beil und erwischte die Astra der Detektivin. Die Waffe machte sich selbständig. Sie wirbelte davon. Jane wollte hinterherspringen, als sie der Vampir mit seiner rechten Schulter rammte und sie einfach umwarf.
Jane kippte rücklings zu Boden, sah über sich den gewaltigen Schatten und zog die Beine an, um sie dann sofort wieder auszustrecken.
Der Vampir wurde kalt erwischt. Janes Stiefelsohlen stießen tief in seinen Leib und wuchteten ihn nach hinten. Aus seinem Mund drang kein Geräusch, im Gesicht entstand keine Bewegung, er fiel ebenfalls und rutschte über den seifigen Grasboden.
Jane sprang hoch und warf sich dorthin, wo ihre Pistole liegen mußte. Im Gras war sie schlecht zu erkennen. Jane griff auch daneben und hörte das Knurren.
Auf dem Boden liegend kreiselte sie herum.
Der Blutsauger stand wieder. Seinen Hut hatte er verloren. Bis auf wenige dunkle Strähnen an den Seiten war sein Kopf haarlos. Den Mund hielt er offen und fauchte dabei wie eine Katze, die einen Rivalen gesehen hatte.
Bevor er angriff, trat ihm Jane ins Gesicht. Wie ein Schatten flog dabei ihr rechtes Bein hoch. Die Haut an der Wange des Blutsaugers riß auf, er jaulte plötzlich, und der zweite Tritt erwischte ihn zwischen den Beinen.
Der Blutsauger stolperte zurück.
Jane wußte auch, daß sie damit keinen Sieg errungen hatte. Allein durch körperliche Attacken war einem Blutsauger nicht beizukommen. Da brauchte man entsprechende Waffen, wie eben die mit geweihten Silberkugeln geladene Astra.
Jane Collins huschte wieder in die Richtung. Diesmal stolperte sie gegen die Pistole, drückte sie noch vor, hechtete hin und riß sie an sich. Vehement rutschte sie dabei auf die dunkle Buschinsel zu und fast in sie hinein.
Der Blutsauger rannte auf sie zu. Er machte dabei den Eindruck, als wollte er sich in eine Fledermaus verwandeln, so hoch hatte er seine Arme gerissen.
Jane setzte sich hin, streckte die Arme aus, stützte den rechten Schußarm mit der linken Hand ab und feuerte.
Der Blutsauger lief in die Kugel hinein. Das Silbergeschoß verschwand irgendwo in der Schwärze seiner Kleidung und stoppte den Vampir mitten im Lauf.
Nur für Bruchteile von Sekunden blieb er stehen, den Mund offen, das Gesicht verzerrt.
Dann schwankte er.
Nach links kippte er weg. Sein Gesicht sah aus, als würde es von einem gelben Leuchten überzogen, dabei stand kein Mond am Himmel, der die Szene beschien.
Wie ein mächtiger Holzklotz kippte der Vampir zu Boden, ohne sich dabei zu rühren.
Aus, vorbei…
Jane senkte den Kopf nach vorn. Sie mußte plötzlich husten, und sie merkte, wie sie allmählich erschlaffte.
Der Streß löste sich. Sie wäre am liebsten hocken geblieben. Das ging nicht, sie mußte weitermachen und stemmte sich hoch. Um Morley wollte sie sich später kümmern, zunächst war der Vampir an der Reihe.
Sie trat ihm gegen die Schulter, damit er auf den Rücken rollte und sie in sein bleiches Gesicht schauen konnte.
Es wirkte wie erstarrtes Rinderfett, in das Augen, Nase und Mund hineinmodelliert worden waren.
Zu Staub zerfiel der Blutsauger nicht. Für Jane ein Beweis, daß er noch nicht lange zu den Gruppen der Untoten oder Wiedergänger gezählt hatte.
Mit flinken Fingern durchschaute sie die Taschen, da sie etwas finden wollte, was auf die Identität des Vampirs schloß.
Es war nichts dabei…
Mit müde wirkenden Schritten ging sie dorthin, wo Rick Morley direkt am Rand des Buschstreifens lag, eingerollt wie eine Katze. So hatte er vorher nicht gelegen.
»Laß mich!« keuchte er, »laß mich!«
»Hören Sie auf, Morley, den Vampir gibt es nicht mehr!«
Rick blieb liegen. Starr, lauernd, gleichzeitig auch sprungbereit.
»Sagen Sie das noch mal!«
Jane wiederholte den Satz.
Jetzt erst richtete sich Rick Morley auf. Er starrte seiner Retterin ins Gesicht. Dabei weiteten sich die Augen, sie nahmen fast die Größe von Untertassen an.
»Sie?« ächzte er.
»Ja, ich…«
»Wie kommen Sie denn…?«
»Ich glaube, Mr. Morley, das ist eine Geschichte, die ich Ihnen später erzählen werde. Zunächst sind Sie an der Reihe. Ich schätze, daß Sie mir eine Menge mehr zu berichten haben…«
***
Sie waren zum Wagen gegangen und hatten sich in das
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