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0626 - Kopfjagd in der Höllenwelt

0626 - Kopfjagd in der Höllenwelt

Titel: 0626 - Kopfjagd in der Höllenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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die schockgrünen Augen und sah sich verwirrt um. Drüben von der Abrißkante ertönte ein entsetzter Schrei. Patricia stand an der Kante, dicht vor ihr Calderone, der immer noch nach dem Raben schlug. Hugin drängte ihn mehr und mehr zurück. Niemals zuvor hatte Zamorra es für möglich gehalten, daß ein so kleines Tier einem Menschen derart gefährlich werden konnte. Aber der Rabe führte den unschlagbaren Beweis.
    Teri schüttelte sich.
    »Ruf ihn zurück«, keuchte Zamorra. »Patricia stürzt mit Calderone in die Tiefe, wenn der Rabe nicht…«
    Begriff Teri nicht? Stumm und mit weit geöffneten Augen verfolgte sie die Szene, sog sie förmlich in sich auf.
    Zamorra faßte nach ihren Schultern, rüttelte sie. »Rufe Hugin zurück!« beschwor er sie.
    Da endlich erkannte das Mädchen wohl die Gefahr. Sie gab ein paar laute Krächzlaute von sich. Hugin gehorchte sofort. Er stieg in die Höhe, schüttelte sich und schrie.
    Von oben kamen die Schatten.
    Calderone stand jetzt da, das Gesicht verzerrt. Er sah, daß er es nicht mehr schaffen konnte, zurückzukehren. Die Schatten mußten schneller sein. Wild lachte Calderone auf.
    »Niemals die Freiheit!« brüllte er.
    Er wirbelte herum und holte aus. Patricia konnte nicht mehr ausweichen. Calderones Faust traf sie, schleuderte sie über die Kante! Stumm stürzte sie nach unten.
    Etwas packte Zamorras Herz mit eiserner Faust, preßte es zusammen. Er riß seinen zweiten Dolch aus dem Gürtel und schleuderte ihn, und wie zuvor bei Aaraa traf er auch jetzt mit traumhafter Sicherheit. Der Dolch bohrte sich in Calderones Brust. Aufstöhnend taumelte der Assassine herum, versuchte ein paar Schritte auf Zamorra zu zu machen und seinen Wurfdolch ebenfalls zu schleudern. Aber es gelang ihm nicht. Er brach zusammen.
    »Sklavenbastard…« röchelte er.
    Ein triumphierendes Heulen kam von oben. Die Schattenfinsteren bogen ihre gleitende Gestaltenkette, hielten auf den Sterbenden zu, um ihn zu verschlingen. Zamorra stand wie versteinert da. »Ich… ich habe ihn getötet«, murmelte er. »Ich wollte…«
    Teri richtete sich auf. Sie erholte sich unglaublich schnell. Ihre Hand lag auf Zamorras Schulter. »Er hätte schon viel eher sterben sollen«, sagte sie leise. »Es war ihm nicht bestimmt, diesen Felsentempel als der wieder zu verlassen, der er einmal war…«
    »Wer bestimmt über die Schicksale von Menschen?« keuchte Zamorra. »Wer? Die Götter? Dämonen? Mit welchem Recht? Mit welchem Recht darf ich töten?«
    »Mit welchem Recht durfte er töten?« gab Teri zurück. »Dort, sieh!«
    Die Schattenfinsteren erreichten Calderone und begannen ihn zu umhüllen und zu verschlingen. Das aber war es wohl nicht, worauf Teri aufmerksam machen wollte, sondern etwas anderes.
    Zwei Hände!
    Zwei schlanke, schmale Hände, die die Abrißkante des Felsens umklammerten. Dort hing Patricia!
    Sie war nicht in die Tiefe gestürzt. Sie hing an der Kante! Er mußte sie retten, sie hochziehen. Doch wie sollte er an den wirbelnden Schattenfinsteren vorbeigelangen?
    Teri schien seine Gedanken zu lesen.
    »Geh!« flüsterte sie. »Sie sind beschäftigt, aber nicht mehr lange. Rette das Mädchen, rasch!«
    Zamorra sah sie an, sah wieder zu den Schattenfinsteren, die in immer größerer Zahl aus der Höhe herab quollen. Dann gab er sich einen Ruck, lief los. Haarscharf balancierte er knapp an dem düsteren Toben und der Steinkante entlang, brachte die Stätte des Grauens hinter sich und erreichte Patricias Hände.
    Er faßte zu.
    Handspanne um Handspanne zog er Patricia in die Höhe. Dann sank sie erschöpft in seinen Armen zusammen. Zamorra wandte sich um. Drüben warteten Teri und das Einhorn.
    Da sah er, daß es keinen Weg mehr zurück gab.
    Von Calderone war nichts mehr zu sehen. Es gab nur noch die tobenden Schatten, und jetzt füllten sie den gesamten Weg in seiner vollen Breite aus. Und sie gierten nach weiterem Leben. Da gab es zwei Menschen, die den Schattenfinsteren nicht entfliehen konnten. Zamorra und Patricia.
    Und die Unheimlichen bewegten sich auf sie zu!
    »Ich will nicht sterben, Zamorra«, flüsterte Patricia schwach. »Ihr Götter, habt ein Einsehen! Ich will nicht so enden, nicht so…«
    Zamorra schloß sie in seine Arme.
    Erschauernd sah er der sich nahenden Schwärze entgegen. Es gab nur noch den Weg in den Abgrund. An den Schattenfinsteren vorbei ging nichts mehr. Sie kamen näher und näher, gierig nach Leben, Blut und Verderben mit sich bringend.
    »Wir werden nicht so

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