0627 - Die Hölle von Maczadosch
die mit den Extremisten sympathisieren, wollen sich die Belohnung verdienen, die Ycranter auf Ihren Kopf ausgesetzt hat."
„Wenn ich den Extremisten in die Hände falle, dann ist das Ihr Tod, Croyoro", sagte Rhodan hart. „Fällt Ihnen keine Möglichkeit ein, um den Ycras doch aus dem Weg zu gehen?"
„Wir könnten über die Sub-Stadt ausweichen, aber..."
„Sie meinen, wir könnten den Patrouillen der Ycras in der Tiefe entgehen? In Ordnung. Wir versuchen es."
Croyoro wurde blaß, sein Kopfpelz sträubte sich. Er wurde plötzlich in Rhodans Arm schwer. Gleynschor sprang hinzu und stützte den Raytaner.
Sie hatten inzwischen eine belebtere Zone erreicht. Der Korridor war in einen großen, geradlinigen Tunnel gemündet, in dem ein reges Treiben herrschte. Hier tummelten sich nicht nur Raytaner, sondern Angehörige der verschiedensten Völker waren zu sehen. An den Reklameschriften und den illuminierten Fassaden erkannte Rhodan, daß sie sich in einer subplanetaren Geschäftsstraße befanden. Es herrschte ein solcher Lärm, daß er meinte, das Trommelfell würde ihm platzen. Die Luft war schlecht, es stank erbärmlich.
„Ich ersticke", röchelte Croyoro.
Rhodan preßte ihm die Atemmaske seiner Sauerstoffflasche an den Mund und schleppte ihn weiter.
7.
Rhodan lernte auf dem Weg in die Tiefen der Sub-Stadt viele Eigenheiten und Auswüchse einer fremden Zivilisation kennen.
Das Naupaumsche Raytschat war ein Sternenreich wie das Solare Imperium und auch etwa so groß, was die interstellare Ausweitung betraf. Doch innenpolitisch herrschte ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht.
Ausschlaggebend für alle Probleme und die politischen Spannungen, die Krisen und den Zerfall des inneren Gefüges war die Raumnot.
Die Situation im Naupaumschen Raytschat - und in der Galaxis Naupaum überhaupt - war bevölkerungspolitisch katastrophal, und es mußte unweigerlich zu einer Katastrophe kommen, wenn sich nicht bald eine Lösung fand.
Die Konservativen sahen sie darin, daß sie alles so beließen wie es war und eine strenge Geburtenkontrolle einführten. Aber ganz abgesehen davon, ob das für die Raytaner ethisch und moralisch vertretbar war, würde dadurch der augenblickliche Zustand nicht verbessert werden.
Rhodan konnte sich nicht vorstellen, daß es viele im Naupaumschen Raytschat gab, die mit ihrem augenblicklichen Leben einverstanden waren und Trost in dem Gedanken finden konnten, daß sie keine Verschlechterung ihres Status zu befürchten hatten. Zumindest konnte das für die meisten Bewohner von Rayt kein Trost sein, denn die Lage in anderen Städten war noch schlechter als in der Hauptstadt Maczadosch.
Rhodan hatte den Luxus erlebt, der in den obersten Stockwerken der Hochhäuser geboten wurde - und den sich einer von hunderttausend in Maczadosch leisten konnte. Verglichen damit, lebte eine terranische Durchschnittsfamilie königlich.
Es war in Maczadosch ein unerschwinglicher Luxus, ein Zimmer zu haben, in dem man sich halbwegs frei bewegen konnte, in dem man sauerstoffreiche Luft atmen konnte, in dem man jederzeit seinen Durst löschen konnte.
Den Begriff „baden" kannte man in Maczadosch nicht, zur Körperreinigung und -pflege dienten Chemikalien. In den obersten Stockwerken der Hochhäuser gab es - welch Luxus - eigene Räume, die als Toiletten und zur Körperpflege dienten. In den tieferen Stockwerken waren die Räume und die Wasserrationen kleiner, die Luft schlechter. Um sich zu reinigen, mußte man Pflegekorridore durchschreiten, in denen man mit Chemikalien besprüht wurde. Und das sozusagen am Fließband, denn ein Pflegekorridor stand bis zu fünfhundert Personen zur Verfügung.
Noch tiefer, in Bodenhöhe und darunter, waren die Wohnungen des Mittelstands, so wie Croyoro eine bewohnte. Keine dieser Wohnungen war größer als zehn Quadratmeter und diente bis zu acht Personen als Quartier. Keine dieser Wohnungen besaß einen eigenen Wasseranschluß - die Wasserrationen wurden am Arbeitsplatz verteilt, oder man löste seinen Wasserbonus in einer öffentlichen Trinkhalle ein.
Die chemische Körperreinigung erfolgte so nebenbei, indem man auf dem Wege zur oder von der Arbeit oder während eines Einkaufsbummels eine Reinigungsanstalt durchschritt.
Viele Raytaner litten an Klaustrophobie. Sie hielten es in ihren zellenähnlichen Wohnungen nicht aus und wanderten stundenlang durch die überfüllten Straßen. Es gab aber auch Fälle, wo Raytaner ihre Wohnzellen nicht mehr verließen - und
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