0627 - Nadine und die Mörderwölfe
ihn zugleich.
Diese Frau wußte genau Bescheid, sie war gefährlich.
»Die haben wir gefunden.«
Morgana zog die Augenbrauen in die Höhe. »Ach ja? Wir, haben Sie gesagt.«
»Mein Kollege und ich.«
»Wo steckt er denn?«
»Der ist gefahren, um die Polizei zu alarmieren. Sie wird gleich hier eintreffen.« Jetzt war er froh, diesen Satz gesagt zu haben. Möglicherweise ließ sich die Unbekannte beeindrucken.
Das tat sie nicht. Sie nickte nur.
»Was soll die Polizei schon hier? Sie wird nichts finden.«
»Ist die Tote denn gar nichts?«
»Doch, aber sie steigt kaum dahinter, was tatsächlich mit ihr los ist.«
»Dann wissen Sie mehr, wie?«
»Das kann sein.«
Fox erschrak. Diese Frau strömte eine Kälte aus, die ihn warnte. Er kam sich auf einmal so unterlegen vor. Das war ihm noch nie im Leben passiert. »Was wissen Sie denn über die Tote?«
»Alles. Und ich möchte nicht, daß Sie meine Kreise stören. Deshalb muß ich Sie leider aus der Welt schaffen.«
Fox hatte die Worte gehört. Allein, ihm fehlte der Glaube daran. In seinem Mund breitete sich ein Geschmack aus, als hätte er kurz zuvor an einem Auspuffrohr gelutscht. Ihm wurde heiß und kalt zugleich, der Magen bildete einen Klumpen, und er schaute nicht richtig hin, sonst hätte er gesehen, daß mit der Frau etwas nicht stimmte, denn sie war dabei, sich zu verwandeln.
Ihre Arme zuckten, als hätte man sie in kaltes Wasser getaucht und wieder hervorgezogen. Plötzlich bildeten sich auf ihren Händen Schatten, aus denen die Finger hervorwuchsen, die wiederum mit messerscharfen Nägeln bestückt waren.
»Verdammt!« keuchte Fox. »Ich verstehe nicht, was das soll. Wer… wer sind Sie?«
Morgana Layton sprang. Obwohl noch nicht völlig in einen Werwolf verwandelt, glichen ihre Bewegungen denen eines Raubtiers.
Sie wuchtete auf den entsetzten Arbeiter zu und bekam ihn zu fassen, noch bevor dieser zu einer Abwehrbewegung fähig war.
Die Krallen waren wie böse Klingen oder gebogene Messer. Sie hackten in die Jacke hinein, rissen sie auf, und der schwere Stoff fetzte auseinander wie Papier.
Er stolperte rückwärts, bekam noch einen Stoß, so daß er zu Boden geschleudert wurde.
Morgana fiel auch.
Fox schrie, als er das grauenvolle Bild über sich sah. Dieses Frauengesicht mit den grünen, gefühllosen, raubtierhaften Augen, dem verzerrten Mund den beiden Krallen, die rechts und links des Gesichts als böse Mordwaffen nach unten rasten.
Den Schrei hörte selbst Johnny Conolly, der zwangsläufig den Stamm umklammert hielt und furchtbare Angst bekam.
Die spürte Fox nicht mehr.
Die Krallen hatten ihn voll erwischt. Als Morgana die Hände wieder hervorzog, tropfte Blut von den Nägeln und besprenkelte die nähere Umgebung.
Morgana Layton war zufrieden. Sie konnte jetzt keine Zeugen gebrauchen. Die hätten ihre Pläne gestört. Sie glaubte zudem daran, daß der Mann nicht gelogen hatte und sein Kollege die Polizei alarmieren würde. Bis dahin mußte sie gewisse Spuren beseitigt haben, auch was den Körper der Nadine Berger anging.
Bisher hatte alles geklappt, der Zeitplan stimmte auf die Minute.
Plötzlich aber trat eine Veränderung ein. Dem zweiten Mann mußte es gelungen sein, die Bullen sehr schnell alarmiert zu haben, denn das Wimmern einiger Sirenen hallte wie ein unheimlicher Klang durch die Mulde des Steinbruchs.
Aus dem Mund der Morgana Layton drang ein Geräusch zwischen Knurren und Fluchen.
Plötzlich wurde die Zeit verdammt knapp. Es würde ihr nicht einmal gelingen, auch nur eine Leiche wegzuschaffen. Nur sie konnte noch verschwinden, das war alles.
Und so hetzte sie los. Es gab einen schmalen Weg zwischen den Felsen, den sie hochklettern konnte. Sehr bald schon hatte sie Johnny Conolly erreicht, der aus großen Augen auf die noch blutbefleckten Klauen schaute und sich nicht traute, eine Frage zu stellen.
Morgana schaute ihn kalt an, bevor sie sagte: »Du hältst den Mund, Junge. Wenn nicht, ergeht es dir so wie dem Mann da unten.« Sie wedelte mit der rechten Klaue und schaute zu, wie einige Tropfen Blut abspritzten und auf dem Gesicht des Jungen landeten, wo sie ein makabres Muster hinterließen…
***
London wurde für uns zu einem Problem!
Nicht die Stadt selbst, sondern der Verkehr, der an einem Samstag die Straßen verstopfte. Mir kam es vor, als wollte ein jeder, der in den Außenbezirken lebte, in die City strömen, um sein Geld loszuwerden.
Auch Suko gefiel der Verkehr nicht. Er saß mit unbewegtem Gesicht
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