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0627 - Nadine und die Mörderwölfe

0627 - Nadine und die Mörderwölfe

Titel: 0627 - Nadine und die Mörderwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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abdrückte?
    Ich zielte auf ihre Brust. Verdammt, es fiel mir selbst so schwer, und ich sah, daß sie wieder einen Schritt auf mich zuging. Nur mehr eine Armlänge trennte uns voneinander.
    Was nun?
    Sie ging weiter. Ich hätte schießen müssen, wen ich auf Nummer Sicher gegangen wäre.
    Da spürte ich die Klammer der Finger um mein rechtes Handgelenk.
    Sie hielt es fest und drückte mit einer fast zeitlupenhaft anmutenden Bewegung die Waffe zur Seite, so daß die Mündung ins Leere wies.
    »Schieß doch!« keuchte sie, warf sich mir entgegen – und blies mir Atem ins Gesicht…
    ***
    Kein Zombie!
    Es war wie ein Schrei der Erlösung, der in meinem Innern aufbrandete, aber nur für mich hörbar war.
    Kein Zombie, kein Zombie – Nadine lebte. Sie hatte dem Tod oder den schwarzmagischen Kräften, die sie bedrängten, ein Schnippchen geschlagen und war stärker als sie gewesen.
    Dann spürte ich ihren Körper, wie er sich an mich drückte und mir das Gefühl des Lebens greifbar dokumentierte.
    Nadine in den Armen zu halten! Himmel, wie lange lag das schon zurück! Ich spürte in meinem Innern ein Glücksgefühl, das kaum beschreibbar war. Eine Woge schoß in die Höhe, erreichte meinen Kopf, rötete die Haut, ich konnte es nicht fassen, und meine Hände strichen über den Rücken der Frau hinweg.
    Sie preßte sich an mich, ich spürte ihren Körper, und es tat mir unheimlich gut. In diesem Augenblick waren all die Niederlagen aus meinem Gedächtnis gewischt, die ich erlitten hatte. Es gab nur uns beide.
    Zwei Menschen, die lebten.
    Sie war kein Zombie, sie hatte es mir bewiesen, aber sie hatte mich auch auf eine schwere Probe gestellt.
    Ich spürte weiche Lippen an meinem Ohr, während Nadine sich auf die Zehenspitzen gestellt hatte. »Hättest du denn geschossen, John?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Das mußte ich tun, ich wollte es auch, und ich…« Sie konnte nicht mehr weitersprechen, drückte sich von mir weg, um mich anzuschauen, als wollte sie in meinem Gesicht die Gedanken erforschen, die mich quälten.
    »Ich war eine Wölfin!« flüsterte sie.
    »Ist die Zeit vorbei?«
    Nadine bekam einen etwas träumerischen Blick, als würde noch einmal ein Stück Vergangenheit vor ihren Augen ablaufen. »Ich kann es dir nicht genau sagen, aber ich hoffe, daß es vorbei ist.«
    »Die Erinnerung lebt weiter.«
    »Sicher«, gab sie zu. »Und ich erinnere mich sehr genau daran, wie du mich als Wölfin gestreichelt hast. Wie deine Hand durch das Fell fuhr. Es war so, als hättest du meine Haut gestreichelt. Komisch, daß ich dabei das gleiche fühlte wie vorhin.«
    »Denk an deine menschliche Seele.«
    Sie nickte. »Ja, so wird es gewesen sein. Aber jetzt scheint alles gut zu sein, nicht wahr?« Die letzten beiden Worte hatte sie mit einem skeptischen Unterton in der Stimme gesprochen, weil sie wohl mein Gesicht gesehen hatte, das nicht gerade fröhlich aussah.
    Ich schüttelte auch den Kopf.
    »Was ist los, John?«
    »Johnny ist weg! Er wurde gelockt. Ich weiß nicht, ob du die Person kennst, dich an sie erinnerst…«
    »Morgana Layton!«
    »Ja, Nadine, sie war es!«
    Nadine Berger ging rückwärts. Ihre Schritte besaßen etwas Roboterhaftes. Sie hielt eine Hand in Herzhöhe gegen die Brust gepreßt.
    »Das kann nicht wahr sein«, flüsterte sie. »Nein, das will ich nicht glauben.«
    »Es stimmt – leider. Das war wohl der Preis für deine Rückverwandlung, glaube ich.«
    Sie stand auf dem Fleck, den Kopf gesenkt, den Blick starr zu Boden gerichtet.
    Auch ich brachte kein Wort über die Lippen und kam mir auf einmal so überflüssig vor. Wie jemand, der überhaupt nicht in die Szenerie hineinpaßte.
    Dann sprach sie. Und sie sagte die Worte leise, kaum verständlich.
    »Warum Johnny? Warum gerade er? Was hat er denn getan, der Kleine? Warum nur er?« Nadine drehte den Kopf, sah mich an und wollte eine Antwort auf ihre Frage haben.
    »Sie wollen dich allein treffen!« erklärte ich. »Nur dich, hast du verstanden? Sie wollen es nicht hinnehmen, daß du dich wieder in einen Menschen rückverwandelt hast. Das ist der einzige Grund für ihre Tat. Und sie treffen uns alle damit. Dich, die Familie Conolly, mich ebenfalls, auch Suko…«
    »Weißt du denn, wo er sich befindet?«
    »Nein. Ich hätte sonst alles versucht, ihn zurückzuholen. Morgana Layton hat ihn an einen sicheren Ort gebracht, von dem aus sie operieren wird. Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß sich diese Unperson bald mit einem von uns in Verbindung setzen

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