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0627 - Nadine und die Mörderwölfe

0627 - Nadine und die Mörderwölfe

Titel: 0627 - Nadine und die Mörderwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie ist gegangen. Ich weiß, daß sie im Maul des Riesen verschwand.«
    »Stimmt.«
    »Dann lag sie da unten als Tote!« würgte der Junge hervor.
    »Stimmt vielleicht.«
    Johnny überhörte das letzte Wort, weil ihn die Erinnerungen zu sehr bedrängten.
    Morgana Layton ließ nicht locker. Was sie sich einmal vorgenommen hatte, wollte sie auch durchführen. Deshalb zerrte sie Johnny herum und schleifte ihn auf eine Lücke zu, die rechts und links von Buschwerk eingerahmt war.
    Sie schoben sich durch den schmalen Spalt. Ein Pfad führte leicht bergab und endete bereits nach wenigen Yards in einer Mulde, die wie eine große Schale wirkte.
    Dort lag jemand!
    Ein dunkler, fellbedeckter Körper. Reglos, vergleichbar mit einem großen Stein.
    Johnny merkte kaum, daß er seinen Arm anhob und die Hand vor seine Lippen legte. Er hatte den Körper längst identifiziert.
    Es war Nadine, die Wölfin!
    ***
    Von der Seite her schaute ihn Morgana Layton an. Ihr Gesicht zeigte Spannung und Erwartung. Sie wirkte wie eine Frau, die auf dem Sprung war und nur noch den Startschuß abwarten mußte.
    Johnny sagte nichts, doch aus seinem Mund drangen glucksende Geräusche. Der Schauer erschien auf seinem Gesicht, und seine Augenwimpern fingen an zu zittern.
    »Na, mein Junge?«
    Johnny ließ die Hand sinken. Er wäre für sein Leben gern weggelaufen, um sich zu verkriechen, aber er blieb stehen, als wollte er den Anblick bewußt in sich aufsaugen.
    »Sie ist tot!«
    Morgana Layton lachte sanft, als sie Johnnys Worte hörte. »Ich weiß nicht, ob sie tot ist. Du kannst es nachprüfen. Los, geh hin und faß sie an.«
    Sie verlangte viel von dem Jungen, eigentlich zu viel. Schließlich war die Wölfin Johnnys beste Freundin gewesen. Sie war es gewesen, die ihm mehr als einmal das Leben gerettet hatte, sie hatte ihm zur Seite gestanden, um so mehr verstärkten sich bei ihm die Vorwürfe, daß er in der Stunde der Gefahr nicht bei der Wölfin gewesen war und sie jetzt leblos vor sich liegen sah.
    Johnny bekam den Druck ihrer Hand in seinem Rücken mit. »Geh hin, Junge, geh hin…«
    Er ging wie auf einem Floß, das über die Wellen tanzte. Sein Gesicht war eine Maske, die Augen traurig, gefüllt mit Tränen, die wiederum seinen Blick verzerrten, denn er sah die tote Wölfin nicht mehr so klar und deutlich.
    Sie lag auf der linken Seite. Den Bauch, die Schnauze und die Beine ihm zugedreht.
    Mit gesenktem Kopf und zitternd blieb er vor dem Tier stehen.
    Einen klaren Gedanken konnte Johnny nicht fassen. Sein Kopf war mit Steinen gefüllt, die in Bewegung geraten waren und ständig gegen seine Schädeldecke stießen, wobei sie starke Schmerzen verursachten.
    Noch immer verschwammen die Konturen des leblosen Tieres.
    Das Fell sah aus wie eine graue Matte und veränderte sich auch nicht, als Johnny sich bückte, den Arm ausstreckte und sich anschickte, seiner ungewöhnlichen Freundin einen letzten Gruß zu übermitteln.
    Die Hand verschwand im Fell, und Johnny dachte darüber nach, ob es sich anders anfühlte als sonst.
    Der Körper hatte stets eine gewisse Wärme besessen, die Johnny nun vermißte. Zwar fühlte er sich nicht direkt kalt an, aber es fehlte einfach das Leben.
    Die Haut und die Haare wirkten stumpf, als wären sie zusammengewachsen, aber nicht zusammengeklebt worden. Johnny wollte die Wölfin nicht mehr streicheln, aber Morgana Layton war anderer Meinung.
    »Mach weiter, Junge!« zischelte sie ihm zu und drückte ihm ihren Fuß gegen die Schulter. »Nimm Abschied. Ich möchte sehen, wie du Abschied nimmst, verdammt.«
    Johnny weinte wieder. »Warum quälen Sie mich denn so? Ich habe Ihnen nichts getan.«
    »Weitermachen.«
    Und er streichelte das tote Tier. Diesmal sogar mit beiden Händen, die Finger gespreizt, damit das Fell durch die Lücken schleifen konnte. Dabei näherte er sich auch dem Kopf des Tieres, der ebenfalls auf der Seite lag.
    Der Junge mußte seine Lage verändern, um den Kopf ansehen zu können. Die Schnauze stand halb offen. Er sah auch ein Auge und konzentrierte sich auf den Ausdruck.
    Wie oft hatte ihn das Tier angeschaut. Wie oft hatte er dessen Blick gespürt, die menschlichen, die gütigen Augen. Darin hatte er nie etwas Raubtierhaftes gesehen, es waren die gleichen Augen wie bei einem Menschen.
    Und jetzt?
    Johnny selbst mußte sich das Tränenwasser abwischen, um klarer schauen zu können.
    Der Ausdruck war nicht mehr der gleiche. Jetzt sah die Pupille leer aus, als wäre sie nicht mehr vorhanden, wenn er

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