0627 - Nadine und die Mörderwölfe
den Conollys?«
»Nein – noch nicht!« erwiderte sie mit harter Stimme. »Ich werde später zu ihnen gehen.«
»Wann wird das sein?« fragte Suko.
»Wenn wir Johnny zurückhaben!« erwiderte sie mit harter Stimme. »Ich habe ihn als Wölfin beschützen können, und ich werde diese Aufgabe auch weiterhin übernehmen. Darauf könnt ihr euch verlassen.« Plötzlich blitzten ihre Augen. »Keiner wird ihm ein Haar krümmen, und wenn ich Morgana Layton mit meinen eigenen Händen erwürgen muß.«
»Gut gesprochen, Nadine. Vergiß nicht, daß sie einen mächtigen Verbündeten hat. Fenris, der Götterwolf.«
»Das weiß ich«, sagte sie und ging als erste zu unserem Rover, als könnte sie die Zeit der Abrechnung nicht mehr erwarten…
***
Sie kam zurück und fand Johnny Conolly so vor, wie sie ihn verlassen hatte.
Gefesselt, dabei den Baum umarmend. Den Kopf etwas zurückgedrückt, das Kinn dennoch gegen die harte, rauhe Rinde gepreßt.
Johnny hatte zwar keine Stunden in dieser ungewöhnlichen Haltung verharrt, die Zeit war ihm trotzdem sehr lang vorgekommen.
Und in dieser ungewöhnlichen Haltung zu stehen, kam schon einer Qual gleich. Er hatte geweint, nur zu Anfang, dann aber die Tränen zurückgehalten, so daß nur mehr das gerötete Gesicht von seinem Gefühlsausbruch zeugte.
Johnny merkte sofort, daß einiges schiefgelaufen war. Morgana Layton zeigte sich nicht so locker und siegessicher. Ihr Blick war wütend, tückisch und falsch geworden, den Mund hielt sie offen, der Atem glich einem Keuchen.
»Bitte, ich möchte nicht mehr…«
»Sei ruhig!« Der Befehl glich mehr einem Knurren. »Sie sind gegangen!« berichtete sie. »Die Typen sind verschwunden, aber andere werden zurückkommen, Johnny…«
»Ich verstehe nicht…«
»Denke an deinen großen Freund John Sinclair. Aber ich sage dir, daß er mir keine Steine in den Weg legen wird. Nadine Berger ist wieder normal geworden, lange wird sie es nicht bleiben.« Sie holte den Schlüssel aus der Tasche und befreite Johnny endlich von den Fesseln.
Der Junge taumelte zurück, als er den Druck des Baumstamms nicht mehr spürte. Er atmete tief ein, sein Gesicht zeigte noch immer die fahle Blässe.
Morgana Layton stand vor ihm und beobachtete ihn aus ihren sehr kalten Augen. »Mein Trumpf bist du!« flüsterte sie ihm zu. »Der beste, den ich mir vorstellen kann. Und du bist auch der Lockvogel für die verdammte Berger.«
»Nein!« widersprach Johnny. »Sie wird nicht kommen. Sie… sie hat damit nichts mehr zu tun.«
»Meinst du wirklich?«
»Ja, ich…«
»Ich werde dir das Gegenteil beweisen.« Sehr schnell hatte sie Johnny erreicht und faßte ihn so hart an, daß er keine Gegenwehr wagte. »Zuvor aber möchte ich dir etwas zeigen, Junge. Etwas ganz Besonderes, darauf kannst du dich verlassen.«
»Was ist es denn?«
»Komm mit.« Sie zerrte ihn herum. Johnny blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
Er hatte damit gerechnet, in den Steinbruch zu gehen, doch Morgana schlug einen anderen Weg ein.
Auf der Erhebung über dem Steinbruch wuchs genügend Unterholz, um die Lücken zwischen den Baumstämmen füllen zu können.
Manchmal so hoch, daß es über die Köpfe der beiden Personen hinwegragte. Morgana ging schnell und zielstrebig, ohne das Gelenk des Jungen dabei aus ihrem Klammergriff zu lassen.
Natürlich dachte Johnny an Flucht. Er hätte es bestimmt geschafft, sich loszureißen, aber was wäre damit gewonnen worden? Nichts, diese Person war schneller und härter als er. Sie roch anders, das hatte der Junge sehr deutlich feststellen können.
Es war ein Geruch, den er von Nadine her ebenfalls gekannt hatte.
Der Geruch nach Tier, ein bestimmter Duft, nur hatte er sich bei Morgana Layton verschärft, da war er beißender geworden, fast schon ätzend. Die Männer hatten den Steinbruch verlassen, die Wagen waren gefahren, Ruhe lag über dem Gelände.
An einer Stelle, wo der weiche Untergrund verschwand und kantigen dunklen Steinen Platz schuf, blieb Morgana Layton stehen. Sie zerrte Johnny zu sich heran, ihr Gesicht befand sich dicht vor seinen Augen. Dabei funkelten ihre Pupillen, als würden Lichtreflexe über die dünne Oberfläche gleiten.
»Wir sind fast da«, erklärte sie. »Wolltest du nicht wissen, was mit deiner Freundin Nadine geworden ist?«
Johnny überlegte. Natürlich lag ihm die Wölfin am Herzen. Nur gefiel ihm die Fragestellung nicht. Er ahnte, daß diese Frau noch einen Trumpf in der Hinterhand hielt.
»Was soll das?
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