063 - Das Monster lebt
mehr gefragt war.
Heute waren jene die Sieger, die mehr als andere im Kopf hatten, und mit geistigen Reichtümern war Thaw leider nicht gesegnet.
Er würde den verdammten Kerl niederschlagen, wenn dieser seine unheimliche Show nicht bald beendete. Das Monster gelangte in Thaws Reichweite.
Da übermannte den Schauspieler der Zorn. Er wollte diesem Hundesohn die Maske vom Gesicht dreschen. Kraftvoll schlug er zu.
Seine klobige Faust traf die kantige Kinnspitze des bleichen Ungeheuers. Der Mann hätte zu Boden gehen müssen, aber er blieb auf den Beinen, zeigte nicht die geringste Wirkung.
Das verdoppelte Thaws Fassungslosigkeit. In seiner grenzenlosen Verwirrung schlug er noch einmal zu, und gleich wieder.
Er hörte nicht mehr auf damit, drang auf den Maskierten ein, doch der Erfolg blieb gleich Null.
Das gibt's doch nicht! schrie es in Thaw. Er wehrt sich nicht, läßt sich von mir abdreschen wie ein Sandsack und steckte die Schläge weg, als würde ich ihn streicheln.
Das Ungeheuer verzog sein fahles Gesicht zu einem höhnischen Grinsen. Thaw sagte sich, daß er dieses Spukhaus schon längst hätte verlassen sollen. Hier ging es irgendwie nicht mit rechten Dingen zu.
Das Frankenstein-Monster wollte ihn packen. Thaw sprang mit einem heiseren Aufschrei zurück, konnte die Hände des Unholds gerade noch zur Seite stoßen und sich hastig umdrehen.
Dann startete er. Mit langen Sätzen stürmte er durch die Halle, auf die Tür zu, die er zum Glück offengelassen hatte.
Was ich hier erlebe, glaubt mir keiner! durchzuckte es ihn. Alle würden es als das Hirngespinst eines Säufers abtun. Aber es ist wahr!
Das Monster verzichtete darauf, dem Schauspieler nachzulaufen. Es richtete seinen Blick auf die offene Tür, die sich daraufhin bewegte.
Zuerst langsam, dann schneller, immer schneller.
Als Thaw nur noch zwei Schritte von ihr entfernt war, krachte sie ins Schloß. Wie ein Kanonenschuß hörte sich das an.
Auf die Idee, das Ungeheuer könnte die Tür bewegt haben, kam der Schauspieler nicht. Er gab einem plötzlichen Windstoß die Schuld.
Atemlos erreichte er die Tür. Seine Hand schloß sich blitzschnell um die Klinke. Er riß daran und sie brach ab.
Auch das noch!
Thaw trommelte in seiner Panik mit den Fäusten gegen das Holz. Er warf sich mit der Schulter dagegen, steckte die Klinke zitternd an, aber sie griff nicht.
Er schob die Finger zwischen Türblatt und Rahmen in die tiefe Spalte und versuchte, die Tür auf diese Weise aufzukriegen.
Es klappte gleichfalls nicht.
Verstört drehte sich der Schauspieler um. War er in die Falle eines Wahnsinnigen geraten? Trachtete ihm das Frankenstein-Monster nach dem Leben?
Thaw zeigte dem Unhold die schwere Eisenklinke. »Ich schlage dir damit den Schädel ein!« brüllte er. »Bleib mir vom Leib, du Bastard! Hörst du nicht? Du sollst stehenbleiben!«
Aber der Unhold schien taub zu sein. Kalt grinsend kam er näher und wieder stießen seine Hände auf den Schauspieler zu.
Yapeth Thaw hieb ihm die Klinke mit ganzer Kraft auf den Kopf. Kein Mensch hätte das überlebt, doch das Frankenstein-Monster steckte auch diesen Schlag wie nichts weg.
Dann ergriff der Unhold den rechten Arm des Mannes und drosch ihn mehrmals gegen die Wand. Thaw schrie den Schmerz heraus. Er vermochte die Klinke nicht mehr zu halten. Seine Finger öffneten sich, und die Klinke polterte auf den Boden.
Dann traf ihn ein kräftiger Faustschlag. Die Wucht des Schlages beförderte ihn weit von der Tür fort. Er stolperte und fiel.
Das Ungeheuer folgte ihm.
»Nein!« schrie Thaw entsetzt. »Laß mich in Ruhe! Was habe ich dir getan? Was… was hast du mit mir vor? Hilfe! Hiiilfeeee!«
Seine verzweifelten Schreie gellten durch das Haus, aber waren sie auch draußen zu hören? Von wem erwartete er sich Hilfe? Von den Toten?
War dieses Frankenstein-Ungeheuer eines von ihnen? War dieses Scheusal von einer grausamen, unbekannten Macht zum Leben erweckt worden?
Gab es überhaupt eine Erklärung für diesen schrecklichen Alptraum?
Thaw kämpfte sich zitternd hoch, eilte zu einem alten Stuhl, der schief an der Wand lehnte, ergriff die Lehne mit beiden Händen und schwang den Stuhl hoch.
Obwohl er wußte, daß er dem Scheusal auch damit nichts anhaben konnte, schlug er zu. Der Stuhl zerbrach, als wäre er gegen Granit geknallt.
Klappernd fiel das Holz zu Boden, und Thaw erhielt einen neuerlichen Faustschlag, der ihn niederstreckte und an den Rand einer Ohnmacht trieb.
Wie durch einen trüben
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