063 - Das Monster lebt
sehen und wußte, daß sich im Moment nur Roxane im Haus befand.
Einst war Roxane ihre Nachfolgerin gewesen, und Cuca hatte die Hexe aus dem Jenseits deswegen gehaßt, denn sie hatte die Hoffnung nie aufgegeben, Mr. Silver zurückgewinnen zu können.
Doch Roxane bedeutete dem Ex-Dämon zuviel. Cuca mußte erkennen, daß der Silberdämon für sie verloren war, wenn mit Roxane nichts Einschneidendes passierte, und sie hoffte lange, daß Mago, der Jäger der abtrünnigen Hexen, Roxane erwischte.
Cuca überlegte sich auch, was sie selbst tun konnte, um die Rivalin auszuschalten. Als sie erfuhr, daß Roxane entführt und zur Hälfte zu Arma gemacht worden war, wußte sie, daß die Hexe aus dem Jenseits kein Problem mehr für sie war.
Die Sache hatte sich ohne Cucas Zutun in ihrem Sinn geregelt. Mr. Silver hatte Roxane verloren. Das Mädchen, das heute in Tony Ballards Haus wohnte, konnte er nicht mehr lieben.
Deshalb sah Cuca auch keinen Grund mehr, Roxane nach dem Leben zu trachten. So, wie die Hexe aus dem Jenseits jetzt war, konnte sie für immer bleiben, dagegen hatte Cuca nichts.
Im Gegenteil, sie wollte sogar erreichen, daß Arma in Roxane die Oberhand bekam. Mit Atax' Kraft ließ sich das unter Umständen bewerkstelligen.
Die Tür öffnete sich, und die beiden Hexen standen einander gegenüber. Roxane erschrak, als sie Cuca erkannte, denn sie wußte, daß sie eine Todfeindin vor sich hatte. Und ihr war auch klar, daß sie der Gegnerin rettungslos ausgeliefert war, denn sie konnte ihre magischen Fähigkeiten nicht mehr aktivieren.
Hastig wollte sie zurücktreten und die Tür zuwerfen, doch das ließ Arma nicht zu. Der Zauberin war dieser Besuch äußerst willkommen. Sie erhoffte sich von Cuca und deren Verbündetem Atax Hilfe.
Arma haßte es zwar, sich in einem fremden Körper zu befinden, aber wenn sie diesen beherrschen konnte, würde sie irgendwann selbst zum Tal der fremden Gesichter aufbrechen und dafür sorgen, daß sie ihr altes, gewohntes Aussehen wiedererlangte.
Blitzschnell hemmte Arma die Hand der Hexe aus dem Jenseits. »Cuca«, sagte sie freundlich. »Es ist mir eine Freude, dich zu sehen.«
Arma glaubte zu spüren, daß ihr Cucas bloße Anwesenheit immerhin soviel Kraft verlieh, daß sie Roxane unterdrücken konnte.
»Du hast den Zeitpunkt für deinen Besuch gut gewählt«, bemerkte Arma. »Es ist niemand im Haus.«
Cuca lachte. »Ich habe dafür gesorgt, daß Vicky Bonney fortging.«
»Raffiniert. Sie nahm Boram zu ihrem Schutz mit, und nun ist keiner da, der auf mich aufpaßt.«
Roxane kämpfte wütend und verzweifelt, aber Arma ließ sie nicht aufkommen. Cuca und die Zauberin unterjochten die unglückliche Hexe aus dem Jenseits. Roxane gehorchte ihr Körper nicht mehr. Ihre Gedanken und das, was sie sagte, wurden von Arma bestimmt. Sie war nicht imstande, es zu verhindern.
»Ich möchte, daß du mich zu Atax begleitest«, sagte Cuca.
Roxane wollte ablehnen, doch Arma sagte: »Sehr gern.«
Cuca triumphierte. Sie sah jetzt schon eine neue Verbündete für Atax in Arma. Noch war sie als schwarze Streiterin wertlos, aber vielleicht wußte die Seele des Teufels, wie sich das ändern ließ.
»Komm«, sagte Cuca, und Arma warf einen Blick zurück, als würde sie für immer Abschied nehmen. Dann trat sie aus dem Haus und ging mit der Hexe, der sie sich viel mehr zugetan fühlte als Tony Ballard und seinen Freunden.
***
Mr. Silver wandte sich an den Taxifahrer. »Warten Sie hier. Ich komme gleich wieder.«
Der Chauffeur musterte den Ex-Dämon und überlegte, ob er ihm trauen konnte. Der letzte Fahrgast, der gesagt hatte, er solle auf ihn warten, war in einem Haus mit zwei Eingängen verschwunden. Er hatte ihn nicht wieder gesehen. Deshalb war er vorsichtig geworden.
Aber der Hüne machte einen vertrauenerweckenden Eindruck, deshalb nickte er und sagte: »Okay.«
Der Ex-Dämon stieg aus und begab sich in das Haus. Kaum hatte er die Tür zugeklappt, da merkte er, daß irgend etwas nicht stimmte.
Diese perfekte Stille war nicht normal. Das Haus wirkte wie ausgestorben, und das weckte sofort das Mißtrauen des Ex-Dämons.
»Ist keiner zu Hause?« rief er.
Er bekam keine Antwort.
»Vicky! Roxane! Boram!«
Nichts.
Mr. Silver rannte durch das Haus. Er öffnete sämtliche Türen, schaute auch im Obergeschoß nach. Es war tatsächlich niemand da.
Das beunruhigte ihn so sehr, daß er es für wichtig erachtete, Tony Ballard zu informieren. Er eilte zum Telefon und wählte die Nummer des
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