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063 - Im Labyrinth des Ghuls

063 - Im Labyrinth des Ghuls

Titel: 063 - Im Labyrinth des Ghuls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Janosz Bracziskowsky etwas Langes, Hartes
zwischen die Schulterblätter geschoben.
    »Machen Sie
keinen Unsinn !« Es war Bracziskowskys Stimme
anzuhören, daß er mehr überrascht war durch die Tatsache, daß ihn der
Unbekannte deutsch ansprach, als durch den Überfall selbst. »Sind Sie Taikona ?«
    »Taikona? Wie
kommen Sie darauf ?«
    Der harte
Gegenstand zwischen Bracziskowskys Schultern bewegte sich. Er fühlte deutlich
die kantige Spitze. Entweder handelte es sich um einen Speer oder um ein
Schwert.
    »Ich habe
gehofft, ihn hier zu treffen .« Bracziskowsky stand
noch immer unbeweglich wie eine Statue an der Stelle, an der ihn sein
geheimnisvoller Gegner überrascht hatte.
    »Sind Sie ein
Freund von ihm ?« In der Stimme klang etwas Lauerndes.
    Bracziskowsky
reagierte vorsichtig »Nein. Ich bin gekommen, um etwas von ihm zu erfahren.
Kann ich mich jetzt umdrehen ?«
    »Noch nicht!
Gehen Sie auf die Hauswand zu! Stellen Sie Ihre Tasche und ihren Rucksack dort
ab! Aber kommen Sie nicht auf die Idee, mich zu hintergehen! In dem Augenblick,
wo ich bemerke, daß Sie einen Trick versuchen, hat Ihre letzte Stunde
geschlagen .«
    Der Mann
hinter Bracziskowsky kicherte leise. Aber der Schriftsteller nahm dies nicht
als Zeichen dafür, daß dies alles hier makabres Spiel war.
    Das Kichern
und der seltsame Tonfall in der Stimme des Fremden gaben ihm im Gegenteil zu
denken. Der Mann war nicht bei Verstand. Es hieß also doppelt vorsichtig sein.
    »Wenn Sie
Ihre Sachen abgestellt haben, treten Sie drei Schritte zur Seite, dann können
Sie sich umdrehen«, fuhr der geheimnisvolle Fremde fort. »Ich beobachte Sie
genau«, konnte er nicht unterlassen, noch mal darauf hinzuweisen. »Ich verstehe
sehr gut, mit dem Speer umzugehen. Sehen Sie die Zielscheibe neben dem
Hauseingang ?«
    Bracziskowsky
sah sie. Es war ein rundes Holzschild, das etwa dreißig Zentimeter im
Durchmesser hatte. Auf das Schild war in grellen Farben der Kopf eines
zähnefletschenden Gorillas aufgemalt.
    »Ich treffe
ein Auge auf fünf Schritte Entfernung«, fuhr der Mann hinter Bracziskowsky
fort.
    »Ich übe
jeden Morgen eine Stunde, um mich in Form zu halten. Damit Sie merken, daß ich
keinen Unsinn rede, werde ich es Ihnen beweisen. Wenn Sie den Speer jetzt
verfolgen, brauchen Sie nicht zu denken, daß ich dann mit bloßen Händen hinter
Ihnen stehe. Dies ist nicht der Fall. Ich habe in der Linken noch zwei weitere,
falls einer abbrechen sollte .« Wieder folgte das
Kichern. Er paßte nicht in die Situation. Bracziskowsky merkte, wie sich das
Gefühl des Unwohlseins in ihm verstärkte.
    Der
unbekannte Gegner machte seine Demonstration wahr. Es zischte haarscharf neben
Bracziskowskys linkem Ohr vorbei. Der Speer flog durch die Luft und fand mit
traumwandlerischer Sicherheit sein Ziel genau zwischen den Augen des
aufgemalten Gorillaschädels.
    Bracziskowsky
sah ein, daß es vorerst besser war, den Forderungen nachzugeben. Er war in eine
ihm unverständliche und mißliche Lage geraten.
    Wie befohlen
legte er sein Gepäck ab, ging dann drei Schritte zur Seite und drehte sich
langsam um. Er sah seinem Gegner ins Auge.
    Der Fremde
stand im Lichtkreis der kleinen Feuerstelle.
    »Kommen Sie
näher !« rief er Bracziskowsky zu. Mit der Rechten
hielt er den Speer zum Wurf umfaßt.
    Unwillkürlich
schüttelte Janosz Bracziskowsky den Kopf. Er kam sich vor wie in einem
schlechten Film. Er trat näher und musterte die schmächtige Erscheinung. An dem
Mann saß kein Gramm Fett. Es war ein Weißer, daran gab es keinen Zweifel, und
er mußte schon eine ganze Zeitlang hier auf der Insel leben.
    Eine steile
Falte erschien auf Bracziskowskys Stirn. Beim Anblick des Mannes fühlte er sich
an irgend jemand erinnert. Aber in der ersten Minute vermochte er nicht zu
sagen, an wen.
    Plötzlich
stieg es in ihm auf. Siedend! Wie von einem heißen Lavastrom wurde sein
Bewußtsein überflutet.
    »Warum sind
Sie hierher gekommen ?« fragte sein Gegenüber in diesem
Augenblick.
    Das knochige,
asketische Gesicht, in dem sich die vertrocknete, gebräunte Haut wie Pergament
spannte, erinnerte Bracziskowsky an einen Totenschädel.
    Der Mann
hatte nur noch wenige Haare auf dem Kopf, die er nach hinten gekämmt hatte, und
die wie bei einem Hippie mehr als schulterlang waren.
    Das Gesicht
war rasiert. Die Lippen schmal, ernst, und ein verhärmter Zug zeigte sich.
    »Ich bin auf
der Spur nach einem großartigen Geheimnis«, sagte Janosz Bracziskowsky wie in
Trance. Seine Stimme war zum

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