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0630 - Das Tengu-Phantom

0630 - Das Tengu-Phantom

Titel: 0630 - Das Tengu-Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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berichtet?«
    »Überhaupt nicht. Er konnte es ja nicht. Er hatte schreckliche Furcht. Er wollte nur noch einmal hin, um zu sagen, dass er nicht mehr kommen würde. Als er den Teufel sah, war das für ihn so etwas wie ein Todesurteil.«
    »Und der lebt in der Schule?«
    Judith nickte nur.
    »Ein besseres Versteck hätte sich der verdammte Tengu nicht aussuchen können«, flüsterte Suko mir zu. »Das ist grauenhaft. Wenn ich daran denke, dass sich zahlreiche Personen in der Schule befinden, die eine leichte Beute für ihn sein werden.«
    »Aber nicht sein müssen«, sagte ich dagegen. »Wer auf der Seite der Tengus steht, denen werden sie nichts tun.«
    »Das kann sein.«
    Vale ergriff wieder das Wort. »Von wem reden Sie? Tengu - ist er das? Heißt der Teufel so?«
    »Ja, das ist sein Name.«
    »Ich kenne ihn nicht.«
    »Das macht auch nichts, Mr. Vale. Ich hoffe zudem für Sie, dass Sie ihn nie kennen lernen werden. Wir aber müssen uns um ihn kümmern. Er ist ein Mörder, er muss gestoppt werden.« Ich schrak etwas zusammen, weil außen am Fenster ein Schatten vorbeigehuscht war.
    Auch Suko hatte ihn bemerkt und stand auf.
    »Was haben Sie?«, fragte Vale. »Draußen war ein Schatten.«
    Der Mann furchte die Brauen. »Wir - wir sind allein zurückgeblieben, hoffe ich doch.«
    »Ich sehe nach«, erklärte Suko. Er saß der Tür am nächsten und hatte den ersten Schritt zurückgelegt, als der Schatten plötzlich erschien. Von außen rammte er die Tür auf und huschte in den Raum.
    Es war nicht der Tengu, wie wir ihn kannten, doch er musste es trotzdem sein.
    Ein gewaltiger Vogel mit pechschwarzem Gefieder und glühenden Augen wuchtete auf uns zu…
    ***
    War der Tengu nicht ursprünglich ein großer Vogel gewesen? Ja, so hatte es uns Mr. Isanga berichtet, und ein gewaltiger Vogel, eine Mischung aus Adler und Geier, hatte den Raum in Besitz genommen, als wollte er die Zeugen töten.
    Er flatterte auf Vale zu.
    Der Mann schrie auf, als sein Sichtfeld von dem pechschwarzen Körper eingenommen wurde.
    Der Schnabel war gekrümmt wie ein türkischer Dolch und scharf wie die Spitze eines Messers.
    Brutal hackte er in das Gesicht des Mannes.
    Die blutende Wunde war nicht zu übersehen. Haut klemmte zwischen den beiden Schnabelhälften, als Suko furchtbar zuschlug. Er hatte die Handkante gegen den Vogel eingesetzt. Federn wirbelten durch die Luft. Wir hörten etwas knacken. Das Tier wurde aus seinem Angriffsschwung gerissen, es flatterte zurück, rutschte zu Boden, kam wieder hoch und kassierte einen mächtigen Tritt, der es bis zur Tür schleuderte.
    Ich sprang auf den Vogel zu, der noch im Liegen nach mir hackte, und trat ihn gegen den Kopf. Er warf sich auf dem Boden herum und setzte dabei seine Schwingen ein.
    Eine erwischte mich an der Wade und schleuderte mich zur Seite, sodass ich mich nur mühsam auf den Beinen halten konnte. Im nächsten Augenblick verließ er das Haus.
    Suko rannte zur Tür, diesmal mit der Beretta in der Hand, aber das Tier war bereits aus seinem Sichtfeld verschwunden und hatte irgendwo Deckung gefunden.
    Mit müde wirkenden Schritten kehrte der Inspektor zurück, schaute mich an und sah, dass ich meine Wade rieb. »Der hat Schwingen wie Eisen!«, schimpfte ich.
    Judith kümmerte sich um ihren Mann. Sie wusch die lange Wunde an der Wange aus. Vale stöhnte leise, denn der Schnabel hatte ihm ein Stück Fleisch weggerissen.
    »Nicht nur einen Teufel!«, flüsterte er. »Es gibt nicht nur einen Teufel. Es sind viele.«
    »Haben Sie diesen zum ersten Mal gesehen?«
    »Ja.« Dann schrie er auf, weil Judith bei der Behandlung etwas zu rau vorgegangen war. Vielleicht lag es auch an der Kräuterpaste, die sie auf die Wunde schmierte.
    »War es der Gleiche?«, fragte ich meinen Freund. »Sind der Ledermann und der Vogel identisch?«
    »Keine Ahnung, John.«
    Auch ich konnte keine genaue Antwort geben. Für uns jedenfalls stand fest, dass unser Besuch doch nicht so einfach und inkognito verlaufen würde wie geplant.
    Zudem machte ich mir Vorwürfe, dass wir das Ehepaar einer weiteren Gefahr ausgesetzt hatten.
    »Es ist besser, wenn wir Sie verlassen«, sprach ich Judith an.
    »Sie wollen wirklich gehen?«
    »Ja.«
    »Auch in die Schule?«
    »Sicher.«
    Ich sah, wie sie schluckte und dabei ihre Augenbrauen bewegte. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich Furcht ab. »Das - das kann ich nicht verstehen. Wissen Sie denn nicht, dass man als Mensch nicht gegen den Teufel oder die Mächte des Bösen ankommen

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