0631 - Die fliegenden Städte
aber auch er schien nicht mehr um jeden Preis daran interessiert, sie töten zu wollen.
Gayt-Coor ächzte: „Er will uns lebend, wir wollen ihn nicht töten. Das Spiel wird immer interessanter."
„Sie sagen, was ich denke."
Die Stadt flog jetzt etwa zweihundert Meter über dem Boden dahin. Rhodan konnte sich die Verwüstungen vorstellen, die diese sterbende Siedlung auf dem sterbenden Planeten hinterlassen hatte. Der Dunkelschirm verhinderte ein natürliches Wachstum aller Pflanzen, weil sie das Sonnenlicht brauchten und seit Jahrhunderten mehr und mehr ausstarben oder verkümmerten. Eines Tages würden jedoch die Projektoren des Dunkelschirms ausfallen, und dann würde der sich schlagartig ausbreitende Dschungel die Reste der Yuloc - Kultur überwuchern.
Sie ließen sich fallen und fingen sich wieder einige Meter über dem Bodenniveau ab. Ein schneller Rundblick und das Ausbleiben eines jeden Angriffs zeigten ihnen, daß die Bewohner dieser Stadt noch nicht bis hierher vorgedrungen waren und sie erwarteten.
„Ich kenne die Bedeutung dieses Zeichens!" rief Gayt-Coor plötzlich. Sein Arm deutete auf ein verblichenes, halbzerstörtes Mosaik über dem runden Eingang in diesem Riesengebäude.
„Was bedeutet es?"
Sie schwebten dicht auf dem Boden über das Geröll und das helle Moos, das hier überall wucherte. Fetzen von schwarzen Flechten hingen von den Stümpfen ausgedörrter und modernder Bäume. Der Fahrtwind heulte durch eine enge Straße und trieb Staubschleier mit sich.
„Energie! Vielleicht ist dies hier eine Schaltstation oder etwas ähnliches!"
„Vielleicht."
Das Tor, eine mächtige Anlage aus einzelnen metallenen Platten mit einer feinen Gravur, war verschlossen. Auch als der Echsenabkömmling versuchte, seine erstaunlichen Körperkräfte einzusetzen, bewegten sich die Portale um keinen Millimeter.
„Wir müssen sie aufschießen."
Gayt-Coor widersprach mürrisch: „Das wird unzweifelhaft unseren Verfolger hierher locken."
Rhodan grinste kalt und entgegnete leise: „Das ist es, was ich will. Wenn es wirklich eine Kraftstation ist aber warten Sie ab. Ich verfolge eine bestimmte Idee."
Die Entladungen der Waffen rissen in die Metallflächen ein riesiges Loch, das groß genug war, um einen Gleiter hindurchzulassen. Vorsichtig schwebten sie hindurch, und nur ihre Schutzschirme berührten die ausgezackten Ränder des weißglühenden Metalls. Sie kamen durch einige verwaiste Gänge und kleinere Säle, die in einer geradezu überraschend guten Verfassung waren. Schaltelemente, Diagramme und Verteiler, kleine, kastenförmige Elemente, in denen eine Unmasse - Kabel verschwanden, Uhren und Skalen vor leeren Sitzen also doch Energie.
Leicht gereizt, unruhig durch den angewissen Ausgang dieses Experiments, erkundigte sich der Petraczer: „Wollen Sie die Stadt beleuchten oder abstürzen lassen? Oder noch schneller machen?"
Rhodan lachte laut. Alle Gefahren schienen vergessen.
„Keineswegs. Ich möchte nur unseren geheimnisvollen Freund in eine Lage bringen, in der er sozusagen nackt vor der Wahrheit steht. Kommen Sie - wir müssen nach den energieerzeugenden Maschinen suchen."
„Ich verstehe nichts."
„Ich erkläre es Ihnen, während wir suchen. Vermutlich befinden sich die Energieerzeuger tief unten in der Felsplattform, auf der die Stadt erbaut wurde."
„Meinetwegen."
Eine gewisse Gesetzmäßigkeit herrschte überall. Das wußte Rhodan; auch in der Galaxis Naupaum unterwarfen sich Anlagen wie diese einem Schema, das wohl für jede Technik eines jeden raumfahrenden Volkes galt. Die Anlagen hätten auch auf Terra stehen können oder auf anderen Planeten des Imperiums. Nur die Bedeutung von Farben und Schaltelementen war anders, und viele der Anordnungen der Geräte verwirrten ihn. Aber je weiter sie vordrangen, desto mehr nahm die Zahl der Schaltelemente ab. Die Luft wurde wärmer, und das Brummen noch unsichtbarer Maschinen verstärkte sich. Rhodan erklärte seinem Partner, was er beabsichtigte. Schließlich, als er seinen Plan entwickelt hatte, befanden sie sich in einer riesigen Höhle. Sie war annähernd halbkugelförmig aus dem Felsen geschnitten und zweifellos das Zentrum der Energieerzeugung.
„Beeindruckend!" kommentierte Gayt-Coor. „Warten wir ab, ob Sie mit Ihrem reichlich kühnen Plan Erfolg haben!"
„Ich bin überzeugt davon!"
Sie hatten ihre Anzüge geöffnet und die Flugaggregate abgeschaltet. Im Rücken den offenen Eingang in diese Halle, gingen sie langsam auf das
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