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0633 - Wenn Druidenseelen trauern

0633 - Wenn Druidenseelen trauern

Titel: 0633 - Wenn Druidenseelen trauern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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haben, und ich bin auch der Ansicht, dass sie mehr über dich wissen als du persönlich. Sie warten ebenso ab wie wir. Rechnen müssen wir mit ihnen.«
    »Ist gut.«
    Sekunden später hatte ich das Haus verlassen, zog die Tür hinter mir zu und blieb vor ihr stehen.
    Das Wetter hatte sich kaum verändert, nur der Wind war stärker geworden. Ich konzentrierte mich auf das Rauschen der Brandung, das wie eine ferne Orchestermusik an meine Ohren drang und mir klarmachen wollte, wer der eigentliche Herrscher in der Umgebung war.
    Das Meer nahm, das Meer gab, ein ewiger Kreislauf, Gesetze der Natur, in der auch Magie und Mystik ihren festen, angestammten Platz hatten. Der Himmel war dunkel. Graublau spannte er sich über uns, bedeckt mit einem flirrenden Meer aus Sternen, die mir so nahe erschienen wie an manchen Abenden im Hochgebirge.
    Das runde Auge des Mondes stand dort wie ein heimlicher Beobachter, der alles sah und sich von keinem vertreiben ließ. Der immer wieder aufging, nachdem er sich zurückgezogen hatte.
    Es dauerte eine Weile, bis sich meine Ohren an die alles übertönenden Geräusche gewöhnt hatten und ich auf andere achten konnte.
    Tiere huschten durch das hohe Gras. Nicht zu erkennen, welche es waren. Die nächsten Häuser wirkten auf mich wie kompakte Schatten. Irgendwo klapperte ein Fensterladen, dann schlug eine Tür ziemlich laut zu. Eine Kinderstimme lachte.
    In den Häusern war elektrisches Licht vorhanden. Bläuliches Licht hinter manchen Scheiben ließ die Vermutung aufkommen, dass Fernsehapparate liefen.
    Menschen sah ich nicht, auch die Vögel hatten ihre Schlafplatze eingenommen.
    Ich wollte nicht nur vor der Tür stehen bleiben und begann mit einem Rundgang um das Haus.
    Meine Füße schleiften durch das Gras. Der Garten war nicht umzäunt worden, darauf konnte man hier verzichten. Die Farben der Blumen waren verschwunden, weil die Finsternis alles zudeckte.
    Ich ging weiter, sah rechts von mir einen anderen Garten und Apfelbäume in die Höhe ragen. Sie trugen noch keine Blüten, im Gegensatz zu denen auf dem Festland, wo es in den letzten Tagen ziemlich warm gewesen war.
    Ich wusste selbst nicht genau, weshalb ich mich so auf die Apfelbäume konzentrierte, vielleicht deshalb, weil sie mich an ein Versteck erinnerten. Der Garten, in dem sie standen, war ziemlich groß, das Haus stand relativ weit von dem der Ingrams entfernt.
    Der Schatten, den ich zwischen zwei Stämmen entdeckte, gefiel mir nicht.
    War er natürlich, oder hielt sich dort jemand auf? Leider war das Mondlicht zu schwach, aber der Schein meiner kleinen Lampe war es nicht, ihn schickte ich auf die Reise.
    »Hör auf!«
    Die Stimme war nur ein Zischen, aber ich hatte sie trotzdem erkannt. Zwischen den beiden Baumstämmen stand dieser ungewöhnliche Pfarrer oder Guru und beobachtete das Haus.
    Ich ließ die Lampe an, blendete ihn sogar, und er deckte sein Gesicht mit dem Unterarm ab.
    »Was suchen Sie hier?«
    »Machen Sie die Lampe aus!«
    Waffen trug er sichtbar keine, deshalb löschte ich das Licht, blieb vor ihm stehen und wiederholte meine Frage.
    »Wenn der Tod anschleicht, will ich ihn sehen. Sie ist zurückgekehrt, dieses verdammte Wesen, und sie wird hier alles verändern. Weshalb, zum Henker, ist sie nicht in ihrer verdammten Stadt geblieben? Weshalb nicht?«
    »Es ist ihre Heimat!«
    »Ja, vielleicht, aber sie holt auch das Grauen herbei. Begreifst du das nicht?«
    »Nein.«
    Er regte sich künstlich auf und wedelte mit den Armen. »Das Grauen der alten Zeit. Kennst du die Geschichte, wenn der Wind besonders weht und von Stimmen erfüllt ist?«
    »Ja, die kenne ich.«
    »Dann ist es nicht der normale Wind, denn dann bringt er die Grüße der Toten mit.«
    »Welcher Toten denn, wenn ich mal fragen darf?«
    »Die Stimmen der toten Druiden, die Rufe der gequälten Seelen. Auf dieser Insel sind zahlreiche Druiden begraben worden, und nicht alle sind gut gewesen, das kannst du mir glauben. Nicht alle Druiden sind so gewesen, es gab manche Ausrutscher dazwischen.« Er hob die Hand. »Außerdem nennt man die Bucht hier nicht ohne Grund die Bucht der Verstorbenen. Es gibt Zeiten, da tauchen blasse Gestalten aus dem Wasser hervor, um ihre alten Verwandten und Geliebten zu besuchen. Hier geschieht vieles, über das man am besten nicht redet, das begraben bleiben muss. Hast du das verstanden?«
    »Sicher.«
    »Dann verstecke dich in dieser Nacht. Lass das Mädchen allein zurück. Colette muss selbst mit ihrem Schicksal

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