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0633 - Wenn Druidenseelen trauern

0633 - Wenn Druidenseelen trauern

Titel: 0633 - Wenn Druidenseelen trauern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wir sollten uns überraschen lassen.«
    Die Kollegin nickte, bevor sie regelrecht aufstöhnte und über ihr Gesicht wischte. »Ich wollte, John, dass diese verdammte Nacht schon vorbei wäre. Außerdem beunruhigt es mich, dass unser Haus unter Kontrolle gehalten wird.«
    »Lerain will es wissen.«
    »Er hat die Menschen hier fest im Griff, was mir wiederum nicht gefällt. Da bin ich ehrlich.«
    Ich merkte ihr an, dass sie nicht mehr weiter diskutieren wollte, und schwieg ebenfalls.
    Oben hatte ich mich noch nicht umgesehen. Colette fragte auch nicht, als ich die Stiege hochschritt, mich duckte und mit der Lampe umherleuchtete.
    Es war ein großer Raum, der sich unter dem Dach ausbreitete. Allerdings so niedrig, dass höchstens ein Zwerg aufrecht stehen konnte. Ich hatte den Kopf eingezogen, sah zwei alte Metallbetten nebeneinander stehen und hörte, wie der Wind durch die Ritzen des nicht ganz dichten Dachs pfiff.
    Viel zu entdecken gab es hier oben nicht. Ich wollte kehrtmachen, als ich von unten die Geräusche vernahm.
    Zunächst waren es hastige Schritte, dann hörte ich den leisen Schrei und einen Moment später den Ruf.
    »John, bitte…«
    Ich polterte die Stiege hinab, klammerte mich am Handlauf fest und bekam große Augen.
    Colette stand mitten im Raum, den Arm ausgestreckt, mit dem Zeigefinger auf ein Fenster deutend.
    Ihr Gesicht war verzerrt, sie leckte mit der Zungenspitze über die Lippen, als sie nickte. »John, dort ist es, verdammt. Da, am Fenster…«
    Ich stellte keine Fragen, sondern lauschte ebenso, wie sie es getan hatte.
    Zum ersten Mal hörte auch ich die unheimlichen Geräusche…
    ***
    Es war ein Klagen und Wimmern. Kinder schienen zu schreien und zu jammern, im Verein mit gequälten Tieren, die irgendjemand prügelte. Der Wind allein war es nicht. Hohe, schrille, klagende und flehende Laute wieselten um die Ecken des Hauses. Manchmal schrill, danach wieder leise oder qualvoll. Hin und wieder auch laut aufschreiend, dann sanfter, bittender, flehender.
    Ein Orchester, zusammengesetzt aus zahlreichen Instrumenten, produzierte die unheimlichen Melodien, die nicht nur bei Colette eine Gänsehaut hinterlassen hatten, auch bei mir.
    Sie fraß sich langsam fest, blieb auf dem Rücken liegen und wanderte über das Gesicht.
    Sehr langsam drehte sich Colette mir zu und nickte ebenso bedächtig. »Es ist so weit, John. Ich bin davon überzeugt, dass das Schicksal jetzt zuschlagen wird.«
    »Hörst du es zum ersten Mal?«
    »Ja.« Ihre Blicke blieben starr auf die Fenster gerichtet, als könnte sie dahinter etwas entdecken.
    »Ja, John Sinclair, ich höre es zum ersten Mal…«
    »Bist du überrascht?«
    Colette begriff nicht, was die Frage sollte, sie schaute mich deshalb unsicher an. »Wie - wie meinst du das denn?«
    »Ganz einfach. Ob du überrascht bist?«
    Sie hob die Schultern. »Ja und nein. Ich - ich habe eigentlich damit gerechnet. Es hört sich auch schlimm und fremd für mich an. Wenn ich allerdings ehrlich sein soll, muss ich sagen, dass es nicht so fremd klingt.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Sie hob die Schultern. »Ich kann es dir nicht erklären. Ich höre die Laute vielleicht anders als du. Ich entnehme aus ihnen eine Botschaft. Lach mich bitte nicht aus, aber es ist für mich wie das Klagen und Trauern der toten Seelen. Genau.« Sie nickte. »Das ist es, was ich meine. Das Klagen und Trauern…«
    »Um was trauern sie?«
    Colette kam einige Schritte auf mich zu. »John, ich habe den Eindruck, als würden sie um mich trauern, und zwar deshalb, weil ich ihnen verloren gegangen bin.«
    »Du?«
    »Ja, ich.«
    »Bildest du dir das nicht…?«
    Sie schüttelte heftig den Kopf und drehte sich um, um an mir vorbei auf das Fenster zuzugehen.
    »Nein, keine Einladung. Sie haben mich erwartet. Ich bin zurückgekehrt an die Quelle. Sie jammern, sie haben etwas verloren und nun zurückbekommen.«
    »Dich also?«
    »So muss es sein.«
    Vor dem Fenster war sie stehen geblieben. Ich schaute auf ihren Rücken und fühlte mich etwas in die Rolle eines Statisten gedrängt. Es war besser, wenn ich mich jetzt zurückhielt und nur ihr allein das Feld überließ. Ihre Haltung hatte sich versteift, sie starrte durch das Fenster, sie suchte etwas, und sie musste es gefunden haben, denn sie zuckte plötzlich zurück.
    »Er ist da, John!«
    Ich wusste sofort, von wem sie gesprochen hatte, und lief zu einem anderen Fenster.
    Zunächst entdeckte ich nichts, weil die Dunkelheit einfach zu dicht war.
    Dann aber

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