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0633 - Wenn Druidenseelen trauern

0633 - Wenn Druidenseelen trauern

Titel: 0633 - Wenn Druidenseelen trauern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Fremder. Sie ist ihm damals versprochen worden, als sie noch klein war. Ja, da hat man ihr gesagt, dass der Druide sie bekommen soll.«
    »Als Frau?«
    »Zunächst sollte sie seine Braut werden. Und die Druiden vergessen nichts. Es war der letzte Druide auf dieser Insel, der Eichenkundige, der den Menschen so zugetan war, dass er sich eine menschliche Person als Frau nehmen wollte. Mag auch noch so viel Zeit vergangen sein, die Druiden vergessen nichts. Wo sich jetzt der Friedhof befindet, ist seine Opferstätte.«
    »Da will ich hin.«
    Er schlug mir seine Hand auf die Schulter. »Sind Sie lebensmüde, Fremder? Sie sollten verschwinden, Sie hätten…«
    »Hören Sie auf, Lerain. Sie können sich hier verstecken oder sich ein Loch graben, um darin zu verschwinden. Mich jedenfalls werden Sie nicht aufhalten. Und jetzt nehmen Sie bitte die Hand von meiner Schulter. Ich mag es nicht, wenn man…«
    »Ja, schon gut, Fremder.« Seine Hand rutschte weg. »Aber sagen Sie nur nicht, dass ich Sie nicht gewarnt hätte.«
    »Keine Sorge.«
    Ich ließ ihn einfach stehen. Zudem war Colettes Vorsprung schon ziemlich groß geworden. Wenn ich sie einholen wollte, musste ich mich beeilen.
    Lerain blieb tatsächlich zurück. Ich hörte ihn noch murmeln und einen Satz sagen, den ich sehr genau behielt. »Bald wird er nicht mehr trauern, Fremder, glaube es mir. Dann sieht alles anders aus, ganz anders, das kann ich dir versprechen.«
    Ich fragte nicht nach, was anders aussehen würde, es war mir egal, denn ich würde es bald selbst merken, wenn wir den Friedhof erreicht hatten.
    Bisher gab es in dieser Gleichung noch einige Unbekannte. Zu ihnen zählte ich auch Margot Ingram. Es war durchaus möglich, dass sie über das Schicksal ihrer Enkelin Bescheid wusste und deshalb das Haus verlassen hatte. Auch der Großvater musste hoch gepokert haben, um die junge Frau zu retten. Er hatte es nicht geschafft und der alten Magie Tribut zollen müssen.
    Die Insel schluckte mich!
    Obwohl es keine Berge oder auch nur Hügel gab, überkam mich der Eindruck. Ich fühlte mich als einsamer Wanderer, der durch ein dunkles Gelände schritt und eins wurde mit dieser ungewöhnlichen Natur, der Ruhe, dem Himmel und dem Wind.
    Die Luft war für einen Lauscher gefüllt mit Geräuschen. Sie klangen unheimlich, jammernd und quälend. Das war kein normaler Wind mehr, der sich auf der Insel ausgebreitet hatte. Er brachte die Botschaften aus fernen Reichen mit, aus dem Land der Druiden, dieser geheimnisvollen Welt jenseits der Zeiten.
    Mein Gesicht blieb starr. Ich hing den Gedanken nach, die sich schwerfällig in meinem Kopf drehten. Die Ile de Sein war rätselhaft, jeder bleich im Mondlicht schimmernde Stein schien ein Spiegel zu sein, der mich in andere Welten führen wollte.
    Die Kälte, die mich erfasst hielt, lag nicht allein am Wind. Sie kam auch von innen, und mit jedem Schritt, der mich näher an das Ziel heranbrachte, verstärkte sich in mir der Verdacht, dass ich nicht sehr willkommen war.
    Die Druiden hatten hier ihr eigenes Reich aufgebaut und lebten nach Gesetzen, mit denen wir nichts anfangen konnten. Für Menschen waren sie nicht gemacht.
    Colette war meinen Blicken entschwunden. Da ich wusste, wohin sie gehen würde, war es kein Problem.
    Der Wind spielte mit den Gräsern und den wild wachsenden Büschen. Alles in meiner Umgebung bewegte sich, als wäre es mit einem unheimlichen Leben erfüllt.
    Noch hatte ich den geheimnisvollen Druiden nicht zu Gesicht bekommen, nur seinen Geist, und ich fragte mich, ob er tatsächlich so aussah oder noch eine andere Gestalt annehmen konnte, denn welcher Geist nahm schon eine menschliche Frau als Braut?
    Der Vollmond schien genau über dem Friedhof zu stehen und nur auf ihn nieder zu blicken. Ein kaltes, rundes Auge, von innen her durch ein fahlgelbes Leuchten erfüllt. Er glotzte herab und legte ein geisterhaftes Gespinst über die Insel.
    Mich trennten noch wenige Schritte von meinem Ziel. Ich suchte nach Veränderungen, fand zunächst keine, bis plötzlich etwas vor mir erschien, das auf mich wie eine unheimliche und gespenstischbleiche Fata Morgana wirkte.
    Es entstand eine helle Insel, und sie hatte ihren Platz dort, wo der Friedhof lag, der von Colette längst betreten worden sein musste und wo sie ihren Bräutigam erwartete.
    Ich lief schneller. Die Distanz verringerte sich zusehends. Ich hatte den Eindruck, etwas zu versäumen. Dieser Fall war anders als meine sonstigen, geisterhaft, nicht zu fassen,

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