0635 - Das Grab der Sinclairs
Sonnenlicht, das sich sogar auf dem dunklen Dach des BMW spiegelte, der irgendwie zwischen Kirche auf der einen und Häuserfront auf der anderen Seite nicht hineinpaßte.
Ich liebe die Sonne, manchmal allerdings kann sie auch zu einer Gefahr werden.
Ich trat hinein in den goldenen Glanz, ahnte den Schatten vielleicht, mehr aber nicht.
Im nächsten Augenblick bekam ich es knüppeldick!
Mein Nacken verwandelte sich in eine Feuer höhle.
Ich sah mich noch fallen, den Aufschlag spürte ich nicht mehr. Da hielt mich die Bewußtlosigkeit bereits umfangen. Und ich bekam auch nicht mit, wie sich jemand bückte und mich wie ein Stück Holz über den Boden und einfach zur Seite schleifte.
Es war mein untoter Namensvetter…
***
Field leckte über seine Lippen. Es sah widerlich aus.
Ein anderer wäre möglicherweise darauf eingegangen, nicht aber Suko. Er nahm es einfach hin, in seinem Gesicht regte sich auch kein Muskel. Ihn zu provozieren, war schwer, wobei er davon ausging, daß Field dies nicht einmal beabsichtigte.
Er wartete ab.
Nicht weit entfernt hockte Henderson, stöhnte leise vor sich hin, wollte dann etwas trinken.
»Das bekommen Sie«, sagte Suko. »Mein Freund wird gleich wieder hier sein.«
»Hör auf, Chink. Nichts wird er. Wir sind stärker. Ihr werdet jämmerlich sterben.«
»Erst nach Ihnen.«
Field schwieg. Auch seine Zunge ließ er nicht mehr blicken. Nur die Augenwimper bewegten sich, das war alles. Ansonsten wirkte er wie eine Statue.
Suko wartete.
Er hätte eigentlich eine Wagentür hören müssen, denn John hatte die Tür nicht ganz geschlossen, aber dieses Geräusch blieb aus, was den Inspektor wunderte.
Er hatte nicht auf die Uhr geschaut, um zu wissen, wieviel Zeit vergangen war, aber es wurde ihm doch ein wenig mulmig und komisch zumute. Seiner Ansicht nach mußte mehr als eine Minute vergangen sein, ohne daß John etwas von sich hatte hören lassen.
Da stimmte einiges nicht…
Auch Field war aufmerksam geworden. In seine Augen war ein ungewöhnliches Glitzern getreten. Zudem zuckten die Lippen, als wollten sie für ein Lächeln üben. »Ihr Freund bleibt lange weg, Chinese. Ist das immer so?«
»Halten Sie den Mund!«
Field dachte nicht daran. »Mister, hier ist nicht nur einiges faul, sondern eine ganze Menge. Uns soll es nicht kümmern, ihr seid die Verlierer. Ihr hättet nicht kommen dürfen. Wir sind gezwungen, euch zu vernichten.«
»Und die Gründe?«
»Wir werden sie nicht nennen. Bisher ist alles gutgegangen. Slane hat geredet. Das verdammte Schwert ist verschwunden. Er hätte es behalten sollen.«
»Wir sahen es schon.«
»Ach ja – und wo?«
»In der Hand eines Kriegers. Er beging damit einen Mord. Wir werden ihn bekommen, keine Sorge…«
»Das glaube ich nicht, Bulle. Denn hier ist einiges in Bewegung geraten. Jemand hat mal gesagt, daß es schlimm wird, wenn die Vergangenheit aufersteht und in die Gegenwart eingreift. Hier ist es passiert, und der Ball rollt.«
Suko hatte nicht auf die Worte gehört, denn mittlerweile zeigte er sich beunruhigt. John hätte längst wieder zurücksein müssen. Den Verbandskasten aus dem nahe geparkten Wagen zu holen, war eine Sache von nicht einmal zwei Minuten.
Mehr als die doppelte Zeit war vergangen.
»Jetzt überlegst du Bulle, wie?« höhnte Field.
Henderson sagte nichts mehr. Er konzentrierte sich auf seine Schmerzen, nur manchmal stieß er zischend den Atem aus.
Und Suko wußte, daß er sich etwas einfallen lassen mußte, denn Johns Ausbleiben konnte einfach nicht normal sein. Da war einiges schiefgelaufen.
»Stehen Sie auf, Field!«
»Und weiter?«
»Hoch mit Ihnen!«
»Weshalb?« Er blieb sitzen.
»Hören Sie zu, Field. Ich bin nicht hergekommen, um zu scherzen. Wenn ich will, daß Sie aufstehen, dann werden Sie es auch!«
»Angst um Ihren Freund, wie?«
Suko war es leid. Er drückte die Mündung der Beretta gegen die Stirn des Mannes. Mit der Linken zerrte er Field hoch, der sich bewußt schwer gemacht hatte, auch protestierte, dann aber dachte, schlauer als Suko zu sein, sich aus dem Griff befreite und blitzartig herumfuhr. Es gelang ihm sogar, Sukos Waffenhand zur Seite zu drücken und einen mittelharten Karateschlag anzusetzen, wobei er allerdings das Gefühl haben mußte, auf Stein geschlagen zu haben, denn Suko hatte ihn mit dem Unterarm pariert.
Er konterte selbst!
Field bekam große Augen, würgte diesmal unfreiwillig seine Zunge hervor, taumelte zurück und packte mit beiden Händen nach einem
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