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0638 - Das Palazzo-Gespenst

0638 - Das Palazzo-Gespenst

Titel: 0638 - Das Palazzo-Gespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sarah eine besondere Schwäche für Keller besaß, in diesem Fall aber musste sie einfach hinunter, um zu sehen, wie der Tote aufgebahrt worden war.
    Das ungute Gefühl ließ sich nicht vertreiben…
    ***
    Sie waren dorthin gegangen, wo auch die Küchen- und Wirtschaftsräume des Palazzos lagen, betraten diese allerdings nicht, sondern lenkten ihre Schritte in eine kleine Nische, deren Rückseite eine Tür bildete. Ihre Füße berührten diesmal keinen Marmor, sondern einfachen grauen Stein, der sich als Treppenstufen fortsetzte, als sie in die Tiefe stiegen und von einer Feuchtigkeit umfangen wurden, als wären unsichtbare Tücher um ihre Körper gelegt worden.
    Empfangen wurden sie von einer bedrückenden Stille. Die Ruhe des Todes überdeckte den Keller, dessen Räume nicht an das Stromnetz angeschlossen worden waren. Die Frauen mussten sich deshalb auf die beiden Kerzen verlassen, die auf flachen Tellern standen und ein flackerndes Licht abgaben.
    Jede von ihnen trug einen Teller. Sarah Goldwyn hatte Rosanna Brandi vorgehen lassen, denn sie kannte sich in diesen Gewölben aus. Die Horror-Oma schalt sich eine Närrin, überhaupt den Wunsch geäußert zu haben, den Keller zu besichtigen. Dieser Platz wäre ideal für das Palazzo-Gespenst gewesen. Wenn es jetzt erschienen wäre, um sich der Lady anzunehmen, hätte sie sich keinen Vorwurf machen dürfen.
    Aber der Geist wehte nicht herbei. Dafür strich etwas anderes durch ihr Gesicht. Eine hauchzarte klebrige Masse, an der noch winzige Tropfen hingen.
    Es waren Spinnweben, die von der Decke herabhingen und auch an den Wänden klebten.
    Sarah schüttelte sich, als die feinen Fäden sie berührten.
    »Was haben Sie?«
    »Ich mag keine Spinnweben.«
    Rosanna Brandi lachte. »Damit müssen Sie in derartigen Gewölben rechnen.«
    Sie nahmen die letzten beiden Stufen und blieben auf dem feucht glänzenden Boden stehen. Er bestand aus hartem Lehm, nur hin und wieder wurde die Fläche von einer grauen Steinplatte unterbrochen.
    Der größte Teil des Gewölbes blieb im Dunkeln. Nur wo die beiden Frauen sich aufhielten, flackerte der Schein und zeichnete Muster über ihre Gesichter und die Wände.
    »Was denken Sie jetzt?« fragte die Italienerin, als sie in das gespannte Gesicht ihres Gegenübers schaute.
    »Ich denke an Venetia.«
    Rosanna nickte sehr bedächtig. »Das kann ich mir vorstellen, Es ist auch einfach, an sie zu denken. Dieses Gewölbe ist ihre Welt, hier müsste sie sich wohl fühlen.«
    »Ist sie denn hier?«
    »Keiner weiß es. Niemand kennt ihren Platz. Sie kann überall sein, denn sie ist die wahre Herrscherin.«
    Rosanna hatte mit einer vor Ehrfurcht und Angst triefenden Stimme gesprochen, und Sarah sah ein, dass es jetzt keinen Sinn hatte, sie über die Hintergründe auszufragen.
    »Lassen Sie uns nicht zu lange warten. Ich möchte noch nach oben zu den anderen.«
    »Gehen Sie vor.«
    Die Brandi setzte ihre Schritte sehr behutsam. Den Teller hielt sie vorgestreckt, und sie folgte der flackernden Lichtinsel durch einen Torbogen hinweg in ein offenes Verlies hinein, das Lady Sarah wenig später betrat.
    Rosanna Brandi trat ein wenig zur Seite, damit sie für Sarah den nötigen Platz schuf.
    Die Horror-Oma war auf einiges vorbereitet. Was sie allerdings in dieser feuchten, muffigen und nach Verwesung riechenden Umgebung sah, versetzte ihr einen regelrechten Schock, der sich tief in ihren Körper hineinfraß.
    Das Licht der sich bewegenden Kerzenflammen fiel auf mehrere Leichen, die nebeneinander lagen und wie aufgereiht wirkten. Drei Frauen und zwei Männer.
    Die Toten befanden sich in den verschiedenen Stadien der Verwesung.
    Am schlimmsten hatte es eine Frau erwischt, deren Haut sich schon dunkel verfärbt hatte.
    »Das sind die letzten Maiopfer!« hauchte Rosanna.
    Lady Sarah wollte sich abwenden. Sie konnte nicht, handelte wie unter einem inneren Zwang und näherte sich den auf dem Steinboden liegenden Toten.
    Starre Gesichter sahen im Spiel von Licht und Schatten aus, als würde ihnen neues Leben eingehaucht. Es machte ihr keine Freude, die Toten zu untersuchen, aber Sarah wollte nur etwas Bestimmtes herausfinden.
    Sie berührte die Haut der Toten und stellte fest, dass sie kalt wie Eis war.
    »Jetzt haben Sie alles gesehen«, sagte Rosanna leise, als Sarah sich aufrichtete.
    »Ja, das habe ich. Aber die Toten sollen doch abgeholt werden, sagten Sie mir.«
    »Ich weiß nicht, wie ihre Angehörigen darüber gedacht haben und weshalb sie es nicht

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