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0638 - Das Palazzo-Gespenst

0638 - Das Palazzo-Gespenst

Titel: 0638 - Das Palazzo-Gespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht? Ich hoffte auf letztere Möglichkeit…
    ***
    Italien empfing mich mit einem sehr heißen Maiwetter. Die strahlende Sonne stand über mir wie ein glühender Kochtopf, und der Alfa, den ich mir als Leihwagen genommen hatte, besaß leider keine Klimaanlage, so dass ich ganz schön schwitzte.
    Von Venedig aus fuhr ich in Richtung Nordosten, noch vorbei an Padua, aber nicht hin bis zu den Südtiroler Alpen, deren schneebedeckte Gipfel aus der Ferne grüßten.
    Anhand der Karte hatte ich mich orientiert und atmete zum ersten Mal auf, als ich den Brenta-Kanal entdeckte, diese sehr gerade Wasserstraße, deren Ufer an beiden Seiten meist dicht begrünt waren.
    Lady Sarah hatte mir von der ungewöhnlichen Bauweise des Palazzo berichtet, und sie hatte nicht gelogen, wie ich sehr bald feststellen konnte.
    Der Bau war eine Klasse für sich.
    Wunderschön sah er aus, eingehüllt in den Glanz der Sonne, die sein Dach mit einer Spur aus Blattgold überdeckte. Es war ein phantastischer Anblick, den ich genießen konnte, als ich auf die Zufahrt rollte und mich dem Haus näherte.
    Es passte alles, der breite Vorgarten, die zahlreichen Wege, doch etwas störte mich gewaltig.
    Ein schwarzer Leichenwagen stand vor dem Haus und wirkte völlig fehl am Platze.
    Neben dem Leichenwagen ließ ich den Alfa ausrollen. Seine hintere Ladeklappe stand weit offen. Von den Sargträgern sah ich nichts, dafür hatten sich die Gäste auf den Treppenstufen versammelt.
    Alte Menschen, sommerlich gekleidet, mit Sonnenbrillen vor den Augen.
    Manche von ihnen wirkten nahezu grotesk, besonders deshalb, weil sich einige für ihr Alter ungünstig angezogen hatten.
    Ich sprach einen Mann in meiner Nähe an. »Was ist hier eigentlich passiert, Signore?«
    Er schob seine dunkle Brille hoch und betrachtete nahezu verächtlich mein zerknittertes Jackett. »Wissen Sie das nicht? Sind Sie fremd hier, Signore?«
    »So ist es.«
    »Sie holen Signore Carlo Ombusi ab, der in der vergangenen Nacht leider von uns ging.«
    »Das tut mir leid.«
    Der Mann neben mir hob die Schulter. Er trug ein weißes Hemd mit kurzen Ärmeln, die für seine dünnen Arme viel zu aufgebauscht aussahen. »Irgendwann erwischt es uns alle, auch Sie, Signore.«
    »Sicher. Woran starb er denn? Herzschlag? Oder hat er die Hitze nicht vertragen?«
    »Nein.«
    »Die Kälte?«
    »Vielleicht. Scusi, Signore.« Der Mann ließ mich stehen und gesellte sich zu den anderen.
    Ich hatte gemerkt, dass er mit mir, einem Fremden, nicht über die Vorgänge reden wollte. Nun ja, das war nicht wichtig, denn Lady Sarah würde mir mehr sagen können.
    Leider entdeckte ich sie nicht. Jedenfalls hielt sie sich hier draußen nicht auf.
    Im offenen Portal des Eingangs erschienen die beiden Sargträger! Männer in schwarzen Kitteln, die einen violetten Glanz bekamen, wenn die Sonne darauf schien.
    Sie trugen die schlichte Holzkiste mit routinierten Griffen. Als sie durch das Spalier der Zuschauer schritten, verbeugten sich die Männer und Frauen.
    Ich tat es ihnen nach, ohne den Toten zuvor gesehen zu haben. Zu gern hätte ich ihn mir angesehen und auch seine Haut gefühlt.
    Erfroren im Sommer!
    Das war ein Unding, das konnte es einfach nicht geben. Ich schüttelte den Kopf. Wenn Lady Sarah recht hatte, dann musste sich hier eine verdammt starke Magie ausgebreitet haben.
    Aus dem Auspuff des Leichenwagens stieß eine graublaue Wolke, als das Fahrzeug anfuhr. Zahlreiche Augenpaare schauten ihm so lange nach, bis es nicht mehr zu sehen war. Erst dann gingen die meisten Menschen zurück in den Palazzo.
    Ich folgte ihnen noch langsamer, denn ich war mit Sarah Goldwyn verabredet und hatte sie noch nicht zu Gesicht bekommen. Dabei wusste sie, dass ich auf dem Weg war. Hielt sie sich bewusst zurück, oder gehörte das mit zum Spiel.
    Ich fand eine Rezeption und einen Menschen dahinter, der auch als englischer Butler hätte durchgehen können. Er war groß, hager, schaute mich zwar freundlich an, wirkte trotzdem verkniffen.
    »Prego, Signore?«
    »Ich möchte jemand besuchen, eine Bekannte, die hier bei Ihnen wohnt.«
    »Wer ist es?«
    »Mrs. Sarah Goldwyn.«
    Der Knabe hinter der edlen Rezeption zuckte mit keiner Wimper, als ich meinen Wunsch geäußert hatte. »Ja, Sie wohnt hier.«
    »Ist sie in ihrem Zimmer?«
    Er nickte. »Wie ich weiß, fühlte sie sich nicht sehr wohl heute Morgen.«
    »Ich werde nachschauen. Wo muss ich hin?«
    »Zimmer zehn. Es liegt in der ersten Etage auf der linken Seite, Signore.«
    Ich

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