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0638 - Das Palazzo-Gespenst

0638 - Das Palazzo-Gespenst

Titel: 0638 - Das Palazzo-Gespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zu lauernd geklungen, deshalb entschloss ich mich zu einer Lüge. »Ja, es war praktisch ein Zufall. Ich hatte in der Nähe zu tun und wusste, dass sie hier einige Tage verbringt. Da wollte ich sie sehen.« Ich zog ein betrübtes Gesicht.
    »Es scheint ihr nicht gut zu gehen. Sie fühlte sich müde, abgeschlafft. Vielleicht hängt es auch mit den Vorgängen der vergangenen Nacht zusammen.«
    »Tatsächlich?«
    »Es gab einen Toten. Ich habe gesehen, wie man den Sarg in den Wagen schob.«
    Rosanna Brandi lächelte zuckend. »So kann es kommen, Signore Sinclair. Sie dürfen nicht vergessen, dass hier zahlreiche alte Menschen leben, da steht der Tod immer auf Abruf.«
    »Leider.«
    »Ich werde mal nach ihr schauen. Vielleicht kann sie auch Spazierengehen.«
    »Würde mich freuen.«
    »Reisen Sie wieder ab?«
    »Jetzt noch nicht. Ich muss den Zeitpunkt noch überlegen. Bis später Mal, Signora…«
    »Ja, bis später«, murmelte sie und klopfte gegen die Zimmertür, während ich bereits der Treppe entgegeneilte und in der Halle von dem Empfangschef angesprochen wurde.
    »Wie geht es Signora Goldwyn denn?«
    »Nicht sehr schlecht. Sie fühlt sich nur ein wenig unwohl. Kopfschmerzen, Schwindel…«
    Der Mann nickte und setzte sein mitfühlendes Gesicht auf. »Das kann an unserer Gegend liegen. Unser Klima ist nicht eben optimal.« Er räusperte sich. »Zu feucht, wissen Sie. Auch bei Sonnenschein.«
    »Liegt es am Kanal?«
    »Ja, der Brenta bringt die Nässe. In den Abendstunden sorgt er oft für Dunst und Nebel.«
    »Danke.«
    »Werden Sie bei uns bleiben, Signore?«
    »Ich glaube nicht.«
    Es war einfach besser, wenn ich die Leute hier im Unklaren ließ, denn ich traute keinem. Sukos Schicksal war schlimm genug, und ich wollte meinen Partner so schnell wie möglich finden.
    Der Garten konnte eigentlich nur bestaunt werden, so außergewöhnlich war er.
    Trotzdem gefiel er mir nicht. Ich vermisste die Farbe der Blumen, statt dessen umlagerte und umlauerte mich nur dieses dichte Grün der Hecken, das an manchen Stellen einfach zu dunkel war. Selbst der Sonnenschein konnte es nicht erhellen. Die vereinzelt stehenden Bänke waren nicht alle besetzt. Vielleicht standen sie zu sehr im Schatten der Hecken. Wenn sich Menschen dort niedergelassen hatten, schauten sie mich aus großen Augen an, als ich an ihnen vorbei schritt. Ein Mensch in meinem Alter wirkte hier wie ein kleines Weltwunder.
    Je tiefer ich in den Garten hineinschritt, umso menschenleerer wurde es.
    Es kam mir vor, als wäre da eine unsichtbare Grenze gezogen worden, die niemand überschreiten wollte.
    Mich störte sie nicht, denn ich wollte zum Kanal, wo auch das Boot dümpelte.
    Je mehr ich mich dem Wasser näherte, umso feuchter wurde die Umgebung. Selbst die Sonnenstrahlen schafften es nicht, den Boden und die Hecken zu trocknen. In Höhe des Wasserspiegels lagen zudem leichte Dunstschwaden wie träge Decken, als wollten sie für eine Atmosphäre des Todes sorgen.
    Es ging kaum Wind. Die Blätter der schlanken Uferbäume bewegten sich so gut wie nicht.
    Ich stieß das kleine Tor auf und näherte mich dem Kanalufer. Wie ein dunkelgrüner Teppich lag die Wasserstraße vor mir. Sonnenstrahlen zeichneten kreisende Reflexe auf die Oberfläche, auf der zudem Blätter wie kleine Boote schwammen.
    Und ein treibendes Boot sah ich auch, als ich nach links blickte. Dort, wo sich mein Sichtfeld verlor und die Hitze wabernd über dem Wasser stand, glitt ein Kahn langsam über die Wellen. Ein Mann stand hoch aufgerichtet dort und tauchte sein langes Ruder in das Wasser. In seiner Haltung erinnerte er mich an einen Gondoliere. Ich ging zur anderen Seite, wo der alte Holzkahn träge am Ufer lag. Man konnte ihn auch als Hausboot bezeichnen, aber ich hätte selbst mietfrei dort nicht wohnen wollen.
    Das Herz schlug mir bis zum Hals, als ich das weiche Holz des Stegs betrat. In der Stille hörte ich das Summen der Mücken überdeutlich. Aus dem Garten klang zudem das leise Plätschern eines Brunnens. Ich hatte ihn auf dem Hergang kurz gesehen und auch den Löwenkopf in Erinnerung behalten, dessen Maul das Wasser ausspie.
    Unsichtbare Hände pressten meinen Magen zusammen. Die Spannung stieg bis dicht an den Siedepunkt. Auf der Nackenhaut hatte sich der Schweiß gesammelt. Er lag dort wie eine Speckschicht.
    Obwohl ich meine Schritte sehr leise setzte, erzeugten sie doch hohl klingende Echos. Das Boot und das Wasser rochen faulig. Der Geruch stieg an den Bordwänden in die Höhe

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