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0638 - Das Palazzo-Gespenst

0638 - Das Palazzo-Gespenst

Titel: 0638 - Das Palazzo-Gespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stehen Sie auf!«
    »Nein, ich kann nicht.«
    Die Brandi spitzte die Lippen wie zu einen Kuss. »Ohhh«, sagte sie mit falschem Bedauern, »das ist aber schade, sehr schade sogar. Ich habe gedacht, dass Sie…«
    »Hören Sie auf zu spotten! Sie wissen genau, welches Zeug Sie mir in den Kaffee taten, um meinen Widerstand zu brechen. Sonst hätte es jetzt anders ausgesehen.«
    »Eine Kämpferin, wie?«
    »So ist es. Ich bin jemand, der nicht aufgibt. Auch jetzt nicht, verlassen Sie sich darauf!«
    »Verlassen sind Sie, Sarah. Besonders von Ihren Freunden, auf die Sie soviel Hoffnung gesetzt haben. Beide wurden aus dem Verkehr gezogen.«
    »Hat John Sinclair die Explosion…?«
    »Nein, er entkam ihr. Unser Pech, aber wir erwischten ihn später, als er seine Vorsicht vergaß. Das soll Sie nicht interessieren.« Rosanna umklammerte die Hand der Horror-Oma, und wieder spürte Lady Sarah die ungewöhnliche Kälte, als würde Fischblut durch die Adern dieser widerlichen Frau fließen.
    Sie merkte den Druck, dann den Zug, mit dem sie in die Höhe gezerrt werden sollte.
    Sarah Goldwyn spielte kein Theater, als sie Rosanna bei ihren Bemühungen nicht unterstützte. Sie war einfach zu schwach und konnte kaum in einer sitzenden Stellung verharren.
    Die Italienerin lächelte amüsiert, als sie dies erkannte. Sie hatte ihren perversen Spaß.
    »Auf die Beine, Sarah! Stell dich nicht so an. Ich möchte Venetia keine Halbtote präsentieren.«
    »Das ist Ihre Schuld, zum Teufel!«
    »Nicht direkt.«
    Im nächsten Moment spürte Sarah den Ruck bis hoch in das Schultergelenk, als Rosanna sie in die Höhe zerrte.
    Vor dem Bett blieb sie stehen und wunderte sich, dass sie nicht zurückkippte.
    Zwar drehte sich das Zimmer, in den Knien spürte sie die Weichheit der Gelenke, aber sie schaffte es trotzdem, auf den Beinen zu bleiben, auch wenn sie schwankte.
    Die Brandi fasste sie wieder an. »Wir werden es gemeinsam schaffen, Sarah«, sprach sie so, wie man mit einem kleinen Kind redet. »Da brauchen Sie keine Furcht zu haben. Wir schaffen es gemeinsam. Setzten Sie immer einen Fuß vor den anderen.«
    Es blieb Sarah nichts anderes übrig, als zu gehorchen, denn die Brandi zog sie vor.
    Wie eine Puppe ging die Horror-Oma durch den Raum. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich unter der Schweißschicht die reine Erschöpfung ab. Hätte Sarah jetzt in einen Spiegel geschaut, sie wäre über sich selbst erschrocken.
    Die Brandi zog die Horror-Oma hinter sich her und in den Gang. Da fiel Sarah wieder das Zimmermädchen ein.
    Teresa war ihre einzige Hoffnung gewesen, doch gegen diese Gegnerschaft kam sie nicht an. Von ihr war zuviel verlangt worden. An der Treppe wurde es schwieriger.
    »Legen Sie eine Hand auf das Geländer«, flüsterte die Brandi mit beinahe besorgt klingender Stimme. »Keiner von uns will, dass Sie fallen und sich noch das Genick brechen.«
    »Dann wäre es vorbei.«
    »Ja - stimmt, aber wir haben andere Pläne«, erklärte Rosanna leise lachend.
    Das soll wohl sein, dachte Sarah und überlegte schon jetzt, wie sie aus dieser Lage wieder herauskommen sollte. Sie hatte schon oft in lebensbedrohlichen Situationen gesteckt, doch keine war so aussichtslos wie diese hier gewesen.
    Es gab keine Chance!
    Die Stufen waren breit genug, um den Füßen den nötigen Platz zu geben.
    Der helle Marmor mit seinen grauen Einschlüssen verschwamm vor ihren Augen und verwandelte sich in ein aufgewühltes Meer. Am Hals spürte sie einen Druck, als läge dort eine Seidenschlinge. Noch immer peinigte sie der Durst.
    Auf der zweiten Treppe gelang ihr ein Blick in den Gang- Sie sah keinen, aber sie hörte bereits die Stimmen aus der Halle. Hinter den Fenstern breitete sich die blaugraue Dunkelheit aus. Es war schon Nacht, und das genau war ihre Zeit.
    Venetia würde kommen, sie würde sich auf sie stürzen und für eine Vereisung sorgen. Und Lady Sarah besaß nichts, was sie dagegen geschützt hätte.
    Auf den letzten Stufen konnte sie nicht weg. Plötzlich sackten die Beine weg.
    »Reiß dich zusammen!« keuchte Rosanna und klammerte Sarah fest.
    Mit einer großen Kraftanstrengung, die ihr anscheinend nichts ausmachte, zog sie die Horror-Oma wieder hoch. »Sie haben es gleich geschafft, keine Sorge. Dann können Sie sich setzen und in aller Ruhe Ihren Tod erwarten. Das ist doch was - oder?«
    »Hören Sie auf!«
    Die Brandi lachte. »Ja, ich merke schon, dass Sie die Nerven verlieren, Sarah. Bin gespannt, wie Sie reagieren, wenn Venetia erscheint. Aber

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