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064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

Titel: 064 - Das Steckenpferd des alten Derrick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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»Klingt wie ein Motorrad«, beruhigte er sie und legte den Arm um ihre Schultern. Sie zitterte wie Espenlaub.
    »Ich bin so ein Angsthase -«, stammelte sie, »wenn ich nur den Mut aufbringen könnte . . .«
    Der Knall eines Revolverschusses drang unmißverständlich an ihre Ohren.
    »Oh, Tommy!« rief das Mädchen erschrocken. »Warum hat er es nur getan?«
    Schritte waren zu hören. Sie kamen näher und näher.
    »Lassen Sie mich los!« befahl eine ärgerliche Stimme.
    Gleich darauf wurde die Gartentür aufgestoßen, und Mr.
    Cornfort wurde buchstäblich hereingeworfen. Dann kam Henry in den Garten und schloß die Tür sofort wieder.
    »Was ist eigentlich hier los?« erkundigte sich der Lord näselnd.
    Henry wandte sich der Stimme zu:
    »Nichts, Mylord -«, antwortete er höflich. »Ist es nicht gefährlich, hier draußen zu sitzen, Miss?«
    »Was ist passiert?« fragte das Mädchen leise.
    »Jemand treibt sich hier herum. - Haben Sie, Mylord, als Sie kamen, jemand bemerkt?«
    »Ja«, erwiderte Tommy, »ich sah einen Betrunkenen, der herumtorkelte und sang.«
    Ein Polizist tauchte auf und blieb stehen, als er die Gesellschaft im Garten sah.
    »Haben Sie nicht eben auch Schüsse gehört?« fragte er.
    »Nein, Sir«, entgegnete Henry. »Es war ein Motorrad, dessen Fehlzündungen Sie wahrscheinlich für Schüsse hielten.« , Wie zur Bestätigung ertönte auch jetzt von ferne der Lärm der Explosionen. Das Motorrad schien sich rasch zu entfernen. Der Lärm wurde immer schwächer und verstummte endlich ganz.
    »So, so, das war es also, was ich hörte«, sagte der Polizist erleichtert. »Seit der verdammten Bombenwerferei muß man hier ständig auf der Hut sein.«
    Er patrouillierte weiter.
    »Ich glaube, es ist besser, wenn Sie jetzt gehen, Mylord!« sagte Henry.
    Vom Haus her rief jemand: »Schnell - lassen Sie sich verbinden!«
    Es war der alte Cornfort. Die Stimme war kräftig, gar nicht wie die eines todkranken Mannes.
    »Sind Sie verwundet?« fragte Miss Däne beinahe weinend.
    »Nein -«, antwortete Henry, »nur eine Kleinigkeit, kaum ein Ritz. Ich habe mich an einem Dornbusch verletzt.«
    Er hielt krampfhaft seinen linken Unterarm fest.
    »Du bist verwundet, mein Liebling!« rief das Mädchen bestürzt.
    Liebling? wunderte sich Tommy. Seit wann sprach man einen Rollstuhlführer mit ›Liebling‹ an?
    »Sie irren sich, Miss Däne«, sagte Henry fest. »Wollen Sie, Lord Weald, nun bitte den Garten verlassen!«
    »Gute Nacht, Tommy! Ich bin heute abend so furchtbar nervös - ich hätte nicht... «
    Bevor er sie fragen konnte, was sie meine, war sie verschwunden. Er stand wie vom Donner gerührt.
    »Verdammt komisch«, sagte er laut vor sich hin und machte sich auf den Weg ins Hotel zurück.
    Er hielt die Augen offen, um vielleicht den Betrunkenen nochmals zu sehen, aber er begegnete nur einem untersetzten Mann, der wohl eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Krakeeler hatte, jedoch völlig nüchtern war.

25
    Die Selbstschußflinte war genau untersucht und als Jagdgewehr erkannt worden, dessen Lauf man abgesägt hatte.
    »Das ist mein Gewehr!« rief Derrick überrascht aus, als ihm Staines die Waffe zeigte. »Ich habe es in Keyley gefunden, als ich das Landhaus kaufte. Seit Monaten habe ich das alte Ding nicht mehr gesehen. Doch! Ja! Ich zeigte es Lord Weald, als er das letztemal bei mir zu Besuch war, und er riet mir, das Gewehr dem Altertumsmuseum zu überlassen.« Flüsternd beugte er sich vor. »Wissen Sie, Mr. Staines, was ich mir vorgenommen habe?
    Ich werde eine ganze Woche lang in meinem Gespensterhaus wohnen und selbst die Schatzsuche aufnehmen. Meine Diener wollen mich natürlich nicht begleiten, so daß ich mit Larkin allein sein werde. Erzählten Sie mir nicht von einem alten Inspektor, der hier so gut Bescheid wisse? Darf ich ihn mal aufsuchen, um mit ihm einiges zu besprechen?« »Ja - Inspektor Endred. Ich dachte, Sie kennen ihn schon?«
    »Nein, ich erinnere mich nicht an ihn. Er scheint zwar meinen Vater gut gekannt zu haben, wird mich aber, da ich bis zu meinem siebzehnten Lebensjahr in Northumberland in die Schule ging, kaum gesehen haben.«
    Derricks Haus war so ziemlich wieder in Ordnung gebracht worden.
    Am Nachmittag sprach, auf Derricks Wunsch, Inspektor Endred bei ihm vor. Neugierig blickte er sich im Salon um.
    »Fünfzehn Jahre muß es her sein, seit ich mich zum letztenmal hier umgesehen habe. Eine lange Zeit!« Er zeigte auf einen altmodischen Lehnstuhl, der neben dem Kamin stand. «Dort

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