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0640 - Das Blut-Rätsel

0640 - Das Blut-Rätsel

Titel: 0640 - Das Blut-Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schauspieler.
    Er zog die Tür der Leichenhalle wieder hinter sich zu, schloss diesmal nicht ab und ging wieder durch seine Wohnung. Der Hauptausgang war schon abgeschlossen.
    Im Freien nahm ich den Geruch der Blüten noch intensiver wahr. Hinzu kam, dass die Luft noch stärker drückte. Im Westen lag die Flussbiegung der Themse. Dort musste sich bereits der erste Abendnebel gebildet haben, denn ich roch die Feuchtigkeit.
    Der Himmel sah sehr grau aus. Es war dunstig.
    »Wenn es kracht, wird es gewaltig«, erklärte Osgood. »Ich kenne diese Maigewitter. Hoffentlich kommen wir trockenen Fußes wieder zurück. Oder haben Sie länger zu tun, Mr. Sinclair?«
    Ich gab eine ausweichende Erwiderung. »Das kommt ganz darauf an, Mr. Osgood.«
    Er ließ sich nicht beirren. »Auf was, bitte?«
    »Möglicherweise auf das Grab, das Sie geschaufelt haben.« Ich schaute ihn kalt an.
    Osgood ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, starrte zu Boden, wo er einen flachen Stein wegkickte.
    »Kommen Sie, sonst erleben wir noch eine Atmosphäre des Schreckens. Um diese Zeit werden die Nebelschwaden dichter. Sie treiben dann dem Friedhof entgegen. Hier könnte man einen Gruselfilm drehen.«
    Wenn er bisher gelogen hatte, so stimmten seine letzten Worte. Der alte Totenacker bot eine nahezu gespenstische Kulisse. Es lag an den Bäumen, den Hecken und Büschen, die ein regelrechtes Mosaik bildeten, aber genügend Platz für die Grabsteine ließen.
    Flach oder halbhoch ragten sie aus dem Boden. Mir fiel auf, dass kein Kreuz vorhanden war, auch in der Leichenhalle hatte ich keines gesehen. Danach fragte ich.
    »Nun ja, wer hier beerdigt wird und sich nicht verbrennen lässt, ist Atheist.«
    »Ach so.«
    »Es gibt viele bekannte Persönlichkeiten, die auf diesem Grund ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Das können Sie mir glauben. Sie müssen mal bei Tage kommen und die Namen lesen. Das ist schon beinahe wie das ›Who is Who‹.«
    Ich glaubte es ihm unbesehen. Nur interessierte ich mich nicht für die Personen, die schon begraben waren, mir ging es allein um das eine bestimmte Grab, das für Cynthia Manson vorgesehen war.
    Das heißt, mittlerweile konnte ich es kaum glauben. Hier war einfach zu viel zusammengekommen, das entwirrt werden musste.
    Es gab weder einen neuen noch einen alten Teil des Friedhofs. Er sah überall gleich aus. Auf keinem Weg lag Kies. Manchmal wuchs das Unkraut knöchelhoch und gab unseren Schritten einen dumpfen Klang.
    Die Feuchtigkeit hatte zugenommen. Bei jedem Atemzug kratzte die Luft im Hals. Wie ein Gespenst hing sie über dem Friedhof. In der Ferne, weit im Westen, sah ich das Wetterleuchten wie fahle Lichtblitze über den Himmel zucken.
    Osgood hatte es ebenfalls gesehen. »Das wird uns auch bald erreicht haben, dann aber voll.«
    Ich ging nicht darauf ein. »Wie weit ist es noch?«
    »Hinter der nächsten Hecke. Dort habe ich einen Fleck frei machen lassen.«
    »Was heißt lassen?«
    Er grinste. »Durch Helfer. Oder glauben Sie, ich schufte hier ganz allein?«
    »Wenn nur so wenige Beerdigungen sind…«
    »Ich habe noch einen anderen Job.«
    Ich verkniff mir die nächste Frage und folgte ihm um eine Buschecke herum. Die kleinen Blätter streiften mich in Höhe der linken Schulter, dann war ich an der Hecke vorbei und schaute auf das Areal, das Osgood gemeint hatte.
    Groß war es nicht. Vier Gräber hätten dort geschaufelt werden können, aber nicht mehr.
    Ein Loch war vorhanden.
    Rechteckig, zum Teil mit quer liegenden Planken aus Sicherheitsgründen abgedeckt.
    Ich ging auf das Grab zu. Diesmal folgte Osgood mir. »Nun?«, fragte er, »sind Sie zufrieden?«
    »Hier also wird diese Cynthia begraben?«
    »Ja.«
    »Kann ich die Planken wegnehmen?«
    Er lachte leise. »Weshalb?«
    Ich enthielt mich einer Antwort, forschte in seinem Gesicht nach, wo mir der Ausdruck seiner Augen nicht gefiel. Sie bewegten sich einfach zu unruhig. Der Verdacht lag nahe, dass er etwas im Schilde führte. Auch die Haltung kam mir abwartend vor.
    »Eigentlich sind Sie hier der Verantwortliche. Nehmen Sie bitte die Planken hoch.«
    Er lachte mich nett an, sodass ich mich wegen meines Verdachts schon beinahe schämte. »Okay, Mr. Sinclair, damit Sie beruhigt sind. Ich werde es tun.« Er zwinkerte mir zu. »Ich werde einfach den Eindruck nicht los, dass Sie etwas gegen mich haben.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Feeling, wissen Sie?«
    Ich hob nur die Schultern und setzte zu keiner anderen Erklärung mehr an. Sein Feeling

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