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0640 - Das Blut-Rätsel

0640 - Das Blut-Rätsel

Titel: 0640 - Das Blut-Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht.«
    »War nur eine Redewendung.« Er schob die Hände in beide Hosentaschen und ging vor.
    Der Anbau hatte eine direkte Verbindung zur Leichenhalle. Nur war die Tür verschlossen. Osgood musste erst einen Schlüssel hervorholen, um sie zu öffnen.
    Sie glitt lautlos nach außen und gab eine Kühle frei, die in mein Gesicht strömte.
    Es war die typische Kälte der Leichenhalle mit ihrem ebenfalls typischen Geruch.
    Nach Desinfektionsmitteln, irgendwelchen nicht mehr ganz taufrischen Pflanzen, nach Bohnerwachs und anderen Dingen, die meine Nase nicht analysieren konnte.
    »Warten Sie, ich mache Licht.«
    Seine Gestalt verschwand. Er tappte ziemlich weit weg, dann wurde es doch hell, mein Misstrauen verschwand. Wir kamen in einen breiten Flur mit Holztüren auf der linken Seite. Vor einer war der Totengräber stehen geblieben.
    »Was befindet sich dahinter?«
    »Der Kühlraum für die Tote.«
    »Sie liegt bereits im Sarg?«
    »Nein, noch nicht. Der Sarg wird erst morgen angeliefert, dann soll auch die Beerdigung sein.«
    »Ich möchte sie mir anschauen, bitte.«
    »Das ist Ihr Bier, Sinclair.« Er schloss die Tür auf. »Wissen Sie, wir gehen immer auf Nummer Sicher und schließen die Türen ab. Es gibt Leute, die sind so irre und stehlen Leichen.«
    »Das weiß ich leider.«
    Er ging wieder vor, machte ebenfalls Licht, und diesmal knallte der Schein aus Leuchtstoffröhren auf den mit roten, viereckigen Fliesen bedeckten Boden.
    »Bitte, hier ist sie.« Links von mir stand Osgood wie ein Verkehrspolizist, einen Arm ausgestreckt und mit der flachen Hand auf den Tisch weisend, wo die Tote ihren Platz gefunden hatte.
    Ich bekam einen trockenen Hals und hätte gern einen Schluck getrunken.
    Die Tote war die Person, die auch neben mir im Wagen gesessen hatte. Cynthia Manson!
    ***
    Osgood hatte mich beobachtet und meinte: »Sie scheinen zufrieden zu sein, obwohl sie so überrascht aussehen.«
    »Tatsächlich bin ich beides.« Ich blieb nicht mehr auf einem Fleck stehen und ging vor, hinein in die Kühle der Leichenhalle.
    Die Tote lag auf einem Tisch. Kunststoff, grau gespritzt. Sie trug ihr weißes Kleid, die Schminke noch im Gesicht, das rote Haar hochgekämmt. Nur den Dolch entdeckte ich nicht.
    Wächsern sah das Gesicht aus. Leicht durchsichtig die Haut. Das helle Grün der Pupillen kam mir vor wie ein stilles Wasser, über das nicht einmal der Hauch eines Windstoßes wehte.
    Sie mochte da liegen, sie mochte tot sein oder auch nicht, aber ich war sicher, dass etwas nicht mit ihr stimmte. Jede Leiche wurde vor der Beerdigung gewaschen, präpariert und bekam ihr Totenhemd übergestreift, doch das war bei dieser nicht der Fall.
    Ich drehte mich um.
    Osgood war an der Tür geblieben. Sein Lächeln fiel zu mokant aus, um mir zu gefallen. »Sind Sie zufrieden, Mr. Sinclair?«
    Ich schüttelte sehr langsam den Kopf. »Überhaupt nicht, Mr. Osgood, überhaupt nicht.«
    »Und warum nicht?«
    »Das müssten Sie besser wissen. Sie sind der Fachmann hier. Oder beerdigen Sie die Leichen stets geschminkt und in einer Kleidung, die sie auch als Lebende getragen haben?«
    »Da gibt es keine Vorschriften. Wenn man es wünscht, wird sie auch so beerdigt.«
    »Hat man es hier gewünscht?«
    Er grinste schief. »Jedenfalls ist mir nichts Gegenteiliges bekannt.«
    »Ich darf sie anfassen?«
    »Ist nicht mein Bier.«
    Der Körper fühlte sich kalt an, war steif und schwer, und ich musste mich abmühen, um sie so auf die Seite drehen zu können, dass ihr Rücken frei lag.
    Auch jetzt war der große, rote Blutfleck auf dem Weiß des Kleides einfach nicht zu übersehen.
    Das war sie!
    Ich legte sie wieder in die alte Lage, hörte Osgoods Räuspern und seine Frage. »Kann ich noch etwas für Sie tun?«
    Ich antwortete nicht sofort, da ich nachdenken musste. Dann nickte ich, als ich einen Entschluss gefasst hatte. »Ja, Mr. Osgood. Ich hätte gern das Grab gesehen, in dem sie ihre letzte Ruhestätte finden soll. Wäre das möglich?«
    »Auch jetzt?«
    »Sicher.«
    »Ich will Sie ja nicht beeinflussen, Sinclair…«
    »Das tun Sie bereits.«
    »Okay, gut, einverstanden. Aber es wird gleich dunkel, da können Sie kaum etwas sehen, und auch die Dämmerung wird nicht gerade ihr Freund sein, was die Sicht anbetrifft.«
    »Ist es denn ausgehoben?«
    »Das schon.«
    »Dann lassen Sie uns gehen.«
    Osgood schüttelte den Kopf. Ob er die Welt nun wirklich nicht mehr verstand oder nur so tat, konnte ich nicht sagen. Wenn ja, war er ein ausgezeichneter

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