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0640 - Das Blut-Rätsel

0640 - Das Blut-Rätsel

Titel: 0640 - Das Blut-Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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entdeckte ein Klingelschild, auf dem der Name Osgood stand. So musste der Verwalter oder Totengräber heißen. Grabsteine hatte ich noch nicht zu Gesicht bekommen. Sie versteckten sich hinter den hohen Hecken und Büschen.
    Osgood würde mir hoffentlich weiterhelfen können. Auf ihn war ich gespannt. Ich rechnete damit, einen alten Knacker zu sehen oder einen ungepflegten Burschen. Man hat schließlich seine Vorstellungen von einem Totengräber, aber ich irrte mich gewaltig. Wer mir da die Tür öffnete, sah aus wie ein Filmschauspieler. Hoch gewachsen, breitschultrig, dunkelblonde Haare, ein kantiges Gesicht mit harten, blauen Augen, die sicherlich zahlreiche Mädchenknie zittern ließen. Er trug zum weiß und blau gestreiften Hemd eine schwarze Hose mit sehr weit ausgestellten Beinen, also ebenfalls modisch.
    »Sie wünschen?« Seine Stimme klang neutral.
    »Mr. Osgood?«
    »Ja.«
    »Mein Name ist John Sinclair. Ich hätte Sie gern einmal gesprochen.«
    »Jetzt noch?«
    »So ist es.«
    Er traf keinerlei Anstalten, den Weg frei zu geben. »Es ist ungewöhnlich, dass ich um diese Zeit Besuch bekomme. Offiziell ist hier geschlossen.«
    »Sie werden doch noch beerdigen!«
    In seinen Augen zuckte es kurz. »Wer hat Ihnen das denn erzählt, zum Henker?«
    »Ich hörte davon.«
    »Nein, hier wird nicht beerdigt. Nicht heute jedenfalls. Sorry, dass Sie umsonst gekommen sind.«
    Ich hatte damit gerechnet und den Fuß in die Tür gestellt. So prallte die Tür gegen die Sohle, als er mich aussperren wollte. Seine Haltung veränderte sich. Der Mund nahm einen wütenden, beinahe bösen Ausdruck an, dann schaute er auf die Plastikhülle, in der ich meinen Ausweis sichtbar stecken hatte.
    Das Licht reichte aus, um lesen zu können, und Osgood hatte gute Augen. Er räusperte sich. »Scotland Yard?«
    »So ist es.«
    Noch gab er den Weg nicht frei. Hinter seiner Stirn arbeitete es. Er musste erst mit der neuen Lage fertig werden. »Na ja, wenn das so ist, kommen Sie rein.«
    Ich betrat einen ziemlich langen Flur mit dunklen Wänden. Die Lampe gab zwar Licht ab, nur reichte der Schein kaum aus. Drei Türen zweigten ab. Durch eine führte er mich in das Zimmer, in dem eine moderne Deckenleuchte aus Glas ihr Licht verteilte. Sie sah aus wie zwei helle Kuchenplatten, die dicht übereinander lagen.
    Auch die übrige Einrichtung konnte man durchaus als modern ansehen. Sehr hell, ohne klotzige Möbel. Als Sessel dienten Stahlrohr-Gestelle, die mit beigem Leinen bezogen waren. Die Bar war in einer Pyramide untergebracht. Im obersten Fach stand die Whiskyflasche.
    Ich setzte mich, nachdem er mir einen Platz angeboten hatte, lehnte ein Getränk ab und schaute Osgood an, der mir gegenübersaß, ein Bein über das andere geschlagen und mit dem Fuß wippte. Er gab sich lässig, doch sein Gesichtsausdruck strafte diese Haltung Lügen. Er war sehr gespannt und lauernd.
    »Also, worum geht es, Mr. Sinclair?«
    »Um die Beerdigung.«
    »Die heute stattfinden soll?«, lachte er.
    »Ja.«
    »Nein, Sinclair, nein. Glauben Sie das mal nicht. Es wird keine Beerdigung geben. Haben Sie schon mal gehört, dass so etwas in der Dämmerung oder Dunkelheit…?«
    »Wenn man was zu verbergen hat, ja.«
    Er breitete die Arme aus. »Was sollte ich zu verbergen haben? Ich bin hier das Mädchen für alles. Totengräber, Verwalter und habe eigentlich einen guten Job, denn sehr viele Beerdigungen führen wir nicht mehr durch. Das überlassen wir den Kollegen auf den größeren Friedhöfen. Sie sind wirklich umsonst gekommen.«
    »Davon bin ich nicht überzeugt.«
    »Verdammt, was macht Sie so sicher?«
    »Ein Name, Mr. Osgood.«
    »Bitte - welcher?«
    »Cynthia Manson!« Ich hatte ihn genau beobachtet, weil ich merken wollte, ob ihm der Name etwas sagte.
    Osgood blieb gelassen. »Ja, die kenne ich. Sie ist mir bekannt. Cynthia Manson.«
    »Genau.«
    »Aber sie liegt nicht unter der Erde.«
    »Wo dann?«
    »In der Leichenhalle.«
    »Und das stimmt?«
    »Sicher. Weshalb sollte ich Sie belügen, Mr. Sinclair? Sie liegt in der Leichenhalle aufgebahrt.«
    »Wo ich sie mir anschauen kann?«
    »Wenn es Ihnen Spaß macht, bitte sehr. Ich wäre nicht der Typ, der das freiwillig…«
    Ich stützte meine Handflächen auf die Leinenlehnen und erhob mich langsam. »Dann können wir?«
    »Wie Sie wollen.« Osgood schüttelte den Kopf, lachte dabei und erhob sich ebenfalls. »Manchmal haben Polizisten wirklich fromme Wünsche, die ich nicht begreife.«
    »Fromm sind sie bestimmt

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