0640 - Das Blut-Rätsel
jemand eine Leiche abtransportiert?«
»Das glaube ich nicht.«
Der Hausmeister kratzte über seine Stirn. »Wie dem auch sei, ich kann diese Kabine wohl stilllegen. Da steigt doch keiner mehr hinein, das können Sie mir glauben. Die Leute sind erschreckt. Und zu recht, wie ich meine.«
Für Sukos Geschmack redete der Mann zu viel, das entschuldigte er mit den für ihn unerklärlichen Vorgängen.
»Dann werde ich mal wieder…« Vor dem letzten Wort fiel die Tür zu.
Beide Männer starrten auf die silbergraue Oberfläche. Mehr konnten sie nicht tun.
Suko fing sich als Erster. »Haben Sie auf den Kontakt gedrückt, Mister?«
»Wie käme ich dazu?«
»Ich ebenfalls nicht.«
»Dann ist die Tür von allein zugefallen.«
Suko nickte. »Das kann sein, muss aber nicht.«
»Wie - wie meinen Sie das denn?«
Der Inspektor schaute sich in der Kabine um. Viel war nicht zu sehen, nur die nackten Wände. »Dafür habe ich auch keine direkte Erklärung. Es kommt mir vor, als wären hier andere Kräfte im Spiel.«
»O je, wie meinen Sie das?« Angst stahl sich auf das runde Gesicht des Mannes. Er fuhr mit der Zungenspitze über seine Lippen, bewegte zuckend die Augen und jammerte seinem Werkzeug nach, das er leider nicht bei sich trug, um die Tür zu öffnen.
»Klappt es von außen?«
»Ich weiß nicht, Sir. Wir sollten klopfen, finde ich. Da müssten die Leute aufmerksam werden.«
Suko schüttelte den Kopf, was den anderen irritierte. »Sie trauen mir nicht?«
»Ihnen schon.«
»Ja, da haben Sie Recht, Mister, verdammt Recht sogar.« Suko räusperte sich. Er hatte zwar mit dem Hausmeister gesprochen, seine Gedanken aber bewegten sich in ganz andere Richtungen. Dass dieses plötzliche Schließen der Tür keine normale Ursache hatte, war ihm längst klar gewesen. Da steckte einfach mehr dahinter. Dieser Lift war zu einer Falle geworden, die wiederum von einem Dämon gelegt worden war, den Suko nicht kannte.
»Sagen Sie doch was!«
Die Antwort bekam der Hausmeister nicht von Suko, sie gab der Lift, durch den urplötzlich ein Zittern rann, bevor er sich in Bewegung setzte.
Keiner hatte einen Knopf gedrückt oder Kontakt ausgelöst, trotzdem schwebte die Kabine in die Höhe.
Langsamer als bei einer normalen Fahrt. Beide Männer standen dem Phänomen zunächst fassungslos gegenüber. Der Hausmeister schlug auf den Alarmknopf. Er fluchte dabei laut und jammerte zugleich, aber es passierte nichts. Kein Signal war zu hören. Beide Männer blieben in der Stille stehen und warteten ab.
»Es geht nach oben!«, flüsterte der Hausmeister. »Es geht nach oben, als würde uns jemand schieben…«
Suko nickte nur.
Dann stoppte der Lift.
Sukos Blick glitt über die Anzeigetafel mit den einzelnen Stockwerken. Da leuchtete nichts auf, keine Zahl flackerte. Seiner Ansicht nach befanden sie sich zwischen zwei Etagen.
Der Hausmeister ging hin und her. Mit dem Rücken fiel er gegen die Liftwand. Er blieb dort stehen und presste seine Handfläche gegen die Augen, als wollte er die Tatsachen nicht wahrhaben. »Das ist ein Knast, eine Zelle, ein Grab…«
Suko ließ ihn reden. Er dachte bereits einen oder zwei Schritte weiter. Grundlos war der Lift nicht in die Höhe gefahren. Er musste einer magischen Kraft gehorchen, auf die Menschen keinen Einfluss hatten. Er dachte an die Blutflecken auf dem Boden. Suko hatte herausfinden wollen, woher sie stammten. Jetzt würde er wahrscheinlich die entsprechende Chance bekommen.
Die Hand des Hausmeisters sank nach unten. Käsig sah der Mann aus. »Was sollen wir denn jetzt tun, Inspektor?«
»Sie nichts!«
Das beruhigte den Mann ungemein. Suko hörte sein Aufatmen. Er selbst gab keinen Kommentar, weil er seinen unfreiwilligen Partner nicht enttäuschen wollte.
Der hob den Kopf, schielte gegen die Decke. Ob er es freiwillig tat oder nicht, konnte keiner von ihnen feststellen, jedenfalls schien er etwas gesehen oder gehört zu haben, was dem Inspektor entgangen war. Erst als Suko die Kopfbewegung merkte, schaute auch er in die Höhe und sah, dass sich unter der Decke etwas tat, und zwar dort, wo sich die Umrisse des Ausstiegs abzeichneten.
Da erschien eine Flüssigkeit… Dunkel war sie - wie Blut!
Suko gab keinen Kommentar ab. Er stand da, schielte hoch und beobachtete weiter.
Die Flüssigkeit hatte die richtige Dicke. Zäh tropfend breitete sie sich aus. Schon längst hatte sie den gesamten Umfang nachgezeichnet und erhielt genügend Nachschub, sodass sie nach unten fallen
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