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0640 - Das Blut-Rätsel

0640 - Das Blut-Rätsel

Titel: 0640 - Das Blut-Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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interessierte mich nicht. Vier Planken lagen quer über dem Grab. Er bückte sich und zerrte die erste weg. Als er die zweite Planke anfasste, schaute ich schon nicht mehr hin.
    Das Licht trieb allmählich dem Zwielicht entgegen, und da verschwammen die Konturen, wurden milchig grau. Noch konnte ich die Umrisse einigermaßen scharf voneinander unterscheiden, und ich sah auch, wie sich eine Gestalt hinter dem Stamm eines Baumes hervorschob, die im ersten Augenblick an einen Geist erinnerte, weil sie ein bis zum Boden reichendes Kleid trug.
    Ein Geist war sie nicht.
    Vielleicht ein Zombie, eine Frau mit roten, hochgekämmten Haaren, grün geschminkter Stirn und einem Messer mit blutiger Klinge in der rechten Hand.
    »Hallo, John«, sagte sie leise…
    ***
    So oft Cynthia Manson erschienen und wieder verschwunden war, ich konnte mich an diesen verfluchten Rhythmus einfach nicht gewöhnen und stand da wie vom Blitz getroffen.
    Verdammt noch mal, ich hatte sie vor kurzem erst auf dem Tisch als Leiche liegen sehen, und plötzlich erschien sie hinter dem Baumstamm wie eine Königin, die ihr Geisterreich verlassen hatte.
    Das wollte nicht in meinen Kopf!
    Noch drei kleine Schritte legte sie zurück, dann schaute sie mich über das Grab hinweg an.
    Ich drehte mich um. Der Totengräber hatte es geschafft und die Planken vom Grab weggenommen.
    Sie lagen zu seinen Füßen, er selbst stand unbeweglich.
    Es war kein Regisseur vorhanden, der uns erklärte, wie es weiterzugehen hatte. Das mussten wir schon selbst herausfinden, ich jedenfalls machte nicht den Anfang.
    Das gefiel der rothaarigen Person nicht so recht, denn sie bewegte vorwurfsvoll schüttelnd den Kopf. »Ich verstehe dich nicht, John. Hat es dir die Sprache verschlagen?«
    »Das nicht.«
    »Weshalb redest du nicht?«
    »Weil ich nachdenke.«
    »Das ist gut. Über wen oder was?«
    »Über dich.«
    Sie hob die Schultern. »Wir sind zusammen hergefahren. Erinnerst du dich nicht daran?«
    »Wie könnte ich das vergessen, Cynthia!«
    »Na bitte. Weshalb denkst du nach?« Wieder lächelte sie so rätselhaft, sodass ich mich auf den Arm genommen fühlte.
    »Ich sah dich vorhin als Tote.«
    »Ach ja - wo?«
    »In der Leichenhalle. Er kann es bestätigen.« Ich drehte mich zu dem Totengräber um. »Nicht wahr, Osgood?«
    Der Mann war verschwunden. Mein Blick glitt ins Leere. Es musste ihm gelungen sein, sich völlig lautlos zurückzuziehen. Aus Angst oder aus Berechnung?
    Für mich kam eher die zweite Alternative in Betracht, denn einen ängstlichen Eindruck hatte er mir nicht gemacht. Ich konnte mir gut vorstellen, dass er und Cynthia unter einer Decke steckten. Die beiden waren ein Herz und eine Seele. Ein raffiniert geschmiedetes Komplott gegen mich. Nicht schlecht.
    »Wen meinst du?«
    Allmählich erfasste mich eine gewisse Wut. »Verdammt noch mal, das weißt du genau. Er ist…«
    »Weg, John. Wir sind allein.«
    »Bestimmt. Ich möchte dich fragen, wie es weitergeht. Ich möchte gern wissen, wie alt du bist.«
    »Genau neunundzwanzig Jahre.«
    »Ach nein. Haben sich unsere Wissenschaftler geirrt, als sie dein Blut untersuchten?«
    »Das kann sein.«
    »Ich glaube es nicht, Cynthia. Ich glaube es wirklich nicht. Und ich will den Beweis haben.«
    »Bitte. Was soll ich tun?«
    »Bleib dort stehen.«
    »Gut, wie du willst.«
    Ich nahm das Kreuz von meiner Brust weg. Wenn sie tatsächlich mit dem Teufel oder dem Bösen im Bunde stand, würde das Kreuz sie zerstören, zumindest aber verletzen oder schwächen.
    Während ich meinen Talisman hervorholte, ließ ich Cynthia nicht aus den Augen. Sie stand ruhig auf dem Fleck, bewegte nicht einmal den kleinen Finger und schaute mir zu.
    Ich streifte die Kette über meinen Kopf, versetzte sie in pendelnde Bewegungen und ließ das Kreuz von einer Seite zur anderen schaukeln. Eigentlich rechnete ich damit, dass Cynthia zurückschrecken würde, was sie jedoch nicht tat. Sie blieb stehen, verfolgte den Schwung des silbrig schimmernden Talismans und hob die Schultern. »Es ist ein wunderbares Kreuz, John. Warum zeigst du es mir erst jetzt?« Sie fragte es lächelnd und mit einer Stimme, die mich dem Klang nach für einen Idioten hielt.
    »Verdammt noch mal, macht es dir nichts aus, auf das geweihte Kreuz zu schauen?«
    »Warum? Kann ich es anfassen?«
    Wieder hatte sie mich völlig aus dem Konzept gebracht. »Kannst du mir den Grund nennen?«
    »Ja, ich habe mich an den Richtigen gewandt. Das ist der Beweis. Ich werde meine Beerdigung

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