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0641 - Grabgesang

0641 - Grabgesang

Titel: 0641 - Grabgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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überhaupt nicht mochte. Sie paßte nicht zu ihrem eigenen Bild von sich selbst. Ein Lederwams, ein kurzer lederner Rock mit breitem Gürtel und daran in einer Metallscheide ein unterarmlanger Dolch, dazu fellgefütterte Stiefel und ein lederner Armreif. In diesem Outfit wirkte sie, als sei sie gerade einem Fantasy-Film entsprungen.
    Es war sehr seltsam - schon einige Male hatte sie diese Ausrüstung fortgeworfen. Aber immer wieder kehrten die Sachen an ihren Körper zurück; meist genau dann, wenn sie irgend etwas mit Magie zu tun hatte und diese einsetzte. In dieser doch recht spärlichen Gewandung war sie auch bewußtlos vor Château Montagne gefunden worden, wie man ihr erzählt hatte, und so war sie in Italien aufgetaucht, als sie auf dem Einhorn reitend am Strand in einen von einem Dämon erzeugten Sturm geraten war.
    Die Lederkleidung und das Einhorn… ein weiteres Rätsel.
    Jetzt, in diesem Augenblick, hätte sie zumindest gern den Dolch bei sich gehabt, der zu ihrer Lederkluft gehörte. Auf die etwas freizügige Lederkleidung selbst konnte sie durchaus verzichten. Aber mit dem Dolch hätte sie sich nicht mehr ganz so wehrlos gefühlt. Jetzt aber war sie unbewaffnet und hilflos.
    Über Nicole Duval hatte sie einige Male den Kopf geschüttelt; obgleich diese über magische Waffen verfügen konnte, pflegte sie regelmäßig Kampfsporttechniken zu trainieren, meist gemeinsam mit dem Professor. Jetzt, an Bord dieses Schiffes und angesichts dieser Seebären, hätte Eva viel darum gegeben, wenigstens ein paar Judo-Griffe oder Karateschläge zu beherrschen.
    Immer näher kamen die Männer.
    Schweigend und drohend. Finstere Gesichter, düstere Blicke. Bartstoppeln, Schweißgestank, fadenscheinige Kleidung, hervortretende, angespannte Muskeln. In breiter Front kamen sie, ließen Eva keine Möglichkeit, zwischen ihnen hindurchzuschlüpfen. Immer weiter wich sie zurück zum Schiffsheck. Die Männer drängten sie dorthin. Es war nur noch eine Frage von wenigen Minuten, bis Eva nicht mehr weiter zurückweichen konnte. Dann blieb ihr nur noch, sich von den Männern überwältigen zu lassen oder über Bord zu springen.
    Was gleichbedeutend mit ihrem Tod war.
    Aber sie wollte nicht sterben.
    Ich will nie sterben.
    Ich gehöre nach Broceliande. Dort war ich glücklich.
    In diesem einen Moment wünschte sie sich, der Graue würde eingreifen.
    Aber von ihm war nichts zu sehen.
    Da waren nur die Männer, die jetzt immer näher kamen, die schon zum Greifen nahe waren, und in ihren brutalen Gesichtern konnte Eva sehen, was in den nächsten Minuten geschehen würde.
    »Nein«, flüsterte sie.
    »Ihr bekommt mich nicht… nicht so einfach…«
    Und griff an.
    ***
    Zamorra und Nicole wurden zur Kommandantur zurückgebracht. Zu ihrem Erstaunen war der Kommandant bereits wieder aktiv. Er schien trotz seiner nicht gerade beeindruckenden Statur über eine verblüffend gute körperliche Konstitution zu verfügen. Anders ließ sich nicht erklären, daß er wieder fit war - denn Nicole hatte ihn mit einer normalen Dosis bestrahlt.
    Der Mann war lebender Beweis dafür, daß jeder Mensch auf die paralysierende Energie anders reagierte. Es gab wohl Richtwerte, aber keine hundertprozentig verläßlichen Daten. Ein anderer Mensch, mit der gleichen Dosis bestrahlt, aber mit einer erheblich schwächeren körperlichen Verfassung, hätte vielleicht noch viele Stunden in diesem Zustand partieller Lähmung zugebracht - oder wäre im Extremfall vielleicht sogar daran gestorben…
    Man durchsuchte und entwaffnete sie. Dabei wurden neben den normalen, in diese Zeit passenden Waffen zu Zamorras Bedauern auch die Blaster gefunden, die sie bei sich trugen. Merlins Stern, das handtellergroße, silberne Amulett, das Zamorra an einer Halskette vor der Brust trug, erweckte nur mäßiges Interesses; dagegen interessierten die Soldaten sich sehr dafür, daß sich unter Nicoles Männerkleidung ein Frauenkörper verbarg. Durch die Leibesvisitation war ›Monsieur Nicolas‹ nun enttarnt.
    Diesmal ließ der Kommandant sich auf nichts ein. Er stellte klar, daß er von den beiden Fremden angegriffen worden war, mit einer ihm unbekannten Waffe. Was das für eine Waffe war, dafür interessierte er sich nicht weiter. Ihm reichte der Tatbestand als solcher. Er widmete den beiden seltsam geformten Strahlwaffen nur kurze Blicke und ließ sie dann von einem Soldaten wegbringen. »Ins Magazin schließen«, ordnete er an.
    »Der Angriff auf einen Offizier Frankreichs und

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