0644 - Der Leichenfürst von Leipzig
Tisch zu drücken.
Wenn sie ihren Griff änderte und die Hände um den Hals der Frau legte, war diese in wenigen Sekunden tot. Doch da war noch Suko. Er löste sich schattengleich aus seinem Versteck und hetzte quer durch den Raum.
Eine geweihte Silberkugel hätte das Problem aus der Welt schaffen können, darauf aber verzichtete der Inspektor. Er ging davon aus, dass die Untote mit einem Auftrag gekommen war, geschickt von irgendeiner Person, die hinter ihr stand und die Fäden zog. Diese Person wollte der Inspektor finden.
Vom Tisch her wehte ihm das Röcheln der alten Frau entgegen. Das Geräusch schnitt durch Sukos Herz, und einen Moment später schlug er beide Hände auf die Schultern der Untoten.
Es war ein wuchtiger Schlag, und er drückte seine Finger vor wie kleine Zangen.
Die Untote bäumte sich auf, als Suko es schaffte, sie in die Höhe zu zerren. Weit stand ihr Maul offen. Suko zerrte sie mit einer gewaltigen Kraftanstrengung zurück, und die Klauen des Zombies rutschten plötzlich ab. Grete Schulz war frei.
Suko wirbelte herum, und er riss dieses lebende Monster mit. Dann ließ er Erika los.
Die Fliehkraft packte sie und schleuderte sie dorthin, wo Suko es hatte haben wollen.
Direkt gegen die Wand neben der Tür, wo ein Landschaftsbild hing. Es zeigte ein Motiv der Mecklenburger Seenplatte, war unter Glas, das durch den Aufprall zerbrach, die Splitter zu Boden regnen ließ oder dafür sorgte, dass sich Reste im Totenhemd der Person festhakten.
Erledigt war sie nicht, sie kam wieder hoch. Das Gesicht leblos, der Wille zu töten war nach wie vor da, aber Suko ließ sie kommen und erwartete sie breitbeinig.
Hinter ihm regte sich Grete Schulz. Sie rollte sich herum. Suko hörte sie weinen, konnte sich aber nicht um sie kümmern. Wie an einem Rettungsanker klammerte sich Frau Schulz an der Tischkante fest, wobei sie es schaffte, dass der Tisch nicht einmal rutschte.
Suko hörte sie weinen und gleichzeitig flüstern, konnte aber nicht verstehen, was sie sagte.
Er wartete ab.
Erika griff ihn an.
Plötzlich fiel sie nach vorn, die Arme ausgestreckt, eine übliche Angriffshaltung, was die Zombies anging. Da gab es keine Variationen, das war einfach so.
Suko fegte sie mit einem Schlag zurück. Diesmal fiel sie gegen die Türkante, wo sie zusammensackte und mit einer ungeschickten Bewegung die Tür weiter aufstieß. Jetzt hätte sie in das Treppenhaus laufen und verschwinden können, das wiederum tat sie nicht.
Erika blieb liegen…
Suko drehte sich um, weil er ein schleifendes Geräusch gehörte hatte.
Seine Augen weiteten sich. Er wollte Grete Schulz stoppen, doch es war schon zu spät. Die Frau hatte eine Schublade aufgerissen und ein langes Messer hervorgeholt. Mit einem irren Ausdruck in den Augen rannte sie durch die Küche der Tür entgegen.
»Ich bring dich um!«
Sie stürzte sich auf die schon Tote, die trotzdem noch lebte, und stieß die Klinge in den Körper.
Dann sprang sie zurück, streckte den Arm aus und brüllte mit überkippender Stimme: »So, so, so! Da hast du es! Da hast du es…«
Die Untote saß starr. Sie tat nichts, nur den Kopf hob sie leicht an, bevor sie ihren Arm ausstreckte und den Griff umfasste. Dann zerrte sie mit einem Ruck die Klinge wieder aus dem Körper hervor.
Ein dünner Blutstrom folgte und benetzte das helle Totenhemd, aber der weibliche Zombie war nicht endgültig erledigt, das wusste Suko, im Gegensatz zu Grete Schulz, die es nicht fassen konnte, dass diese Person einfach nicht sterben konnte.
»Was ist das?«, keuchte sie.
»So kann man einen Zombie nicht töten. Man braucht andere Waffen.«
»Haben Sie die?«
»Ja.«
»Dann töten Sie…«
»Nein, Frau Schulz, nein. Diese Person kann wichtig sein, sehr wichtig für den Fall. Ich will sehen, wo sie hingeht. Ich muss hinter ihr her, verstehen Sie?«
»Ja, aber - nein - ich verstehe nicht.«
»Ich muss einfach wissen, Frau Schulz, wer genau hinter ihr steht. Die handelt nicht aus eigenem Antrieb. Die ist geschickt worden. Haben Sie verstanden?«
Suko erhielt keine Antwort. Es hatte auch keinen Sinn, sich damit zu belasten. Für einen normalen Menschen war so etwas einfach unbegreiflich. Nur besaß Erika jetzt eine Waffe, was dem Inspektor überhaupt nicht gefiel.
Er beobachtete die Person scharf und schaute zu, wie sie sich bewegte. Für eine lebende Leiche war es typisch.
Nicht schnell und fließend, sehr schwerfällig und wie unter einem Druck stehend, als würde jemand sie an Armen und
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