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0644 - Der Leichenfürst von Leipzig

0644 - Der Leichenfürst von Leipzig

Titel: 0644 - Der Leichenfürst von Leipzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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noch mal, Polinski. Verdammt, sagen Sie das noch mal.«
    »Die Leiche ist weg!«
    Stahl ballte die rechte Hand zur Faust. »Okay, er ist weg!«, wiederholte er mit einer fremd klingenden Stimme und wühlte dabei seine graue Mähne auf. »Er ist einfach weg. Scheiße!«, schrie er plötzlich. »Wie konnte das passieren?«
    »Keine Ahnung, Chef!«
    Stahl sprang auf. »Wann haben Sie schon mal eine Ahnung von etwas gehabt, Polinski!«
    »Aber, Chef…«
    »Hören Sie, Harry!«, mischte ich mich in das emotional aufgeladene Gespräch. »Sie sollten Ihrem Mitarbeiter keinen Vorwurf machen. So etwas kann passieren.«
    Stahl lachte. »Sie sind gut. Kann passieren. Tot ist tot, verdammt!«
    Ich sah das zwar anders, hielt mich aber mit einer Bemerkung zurück. Dafür redete Stahl. Er hatte den Kopf vorgeschoben wie ein Bulle, der angreifen wollte. »Und weshalb haben Sie ihn nicht aufgehalten, den Toten?«
    »Das hat jemand versucht«, flüsterte Polinski.
    »Weiter!«
    »Jetzt lebt er nicht mehr. Meier zwei musste das mit seinem Leben bezahlen. Er liegt vor der Tür. In seinem Hals steckt eine Scherbe. Der Tote hat ihn aus dem Weg geräumt, glaube ich.« Seine Stimme versickerte. Was er sagte, war für ihn unfassbar, aber eine Tatsache, an der er nicht vorbei konnte.
    Stahl stöhnte. Fahrig wischte er über sein schweißnasses Gesicht und warf mir einen Blick zu. Ich nahm ihn als Aufforderung hin, um etwas zu sagen.
    »Wir sollten nachschauen, Harry.«
    »Glauben Sie das denn?«
    »Sicher.«
    »Aber ein Toter kann nicht mehr laufen und jemanden umbringen, John. Das ist unmöglich.«
    »Da haben Sie Recht. Vorausgesetzt, dieser Tote ist normal tot. Wenn er untot ist…«
    Stahl kam um seinen Schreibtisch herum und machte ein Gesicht, als wollte er mich angreifen. »Sagen Sie das noch mal. Normal oder nicht normal tot.«
    »So ist es.«
    »Lebende Tote?«
    »Sicher. Zombies!«
    Harry Stahl verlor alle Farbe aus dem Gesicht. Er stierte mich an und schüttelte den Kopf. Ich sah, dass er innerlich vereiste und sich gegen das Gehörte sperrte. »Das sind dann Zombies, nicht?«
    »Ich kann es nicht leugnen.«
    »Und so etwas gibt es nur im Kino!«
    »Anscheinend nicht, Harry.«
    Der Kommissar war von den Socken, er war durcheinander, glaubte an nichts mehr und stürmte aus dem Büro. Vor seiner schreckensbleichen Sekretärin blieb er stehen. »Haben Sie das gehört, Mary? Haben Sie das gehört, verdammt?«
    »Ja, Chef, ja.« Sie war wachsbleich.
    »Und was sagen Sie dazu?«
    »Ich kann nichts sagen.«
    »Ich auch nicht. Mir fehlen ebenfalls die Worte.« Er schüttelte den Kopf und starrte zu Boden.
    »Kommen Sie, Harry. Sehen wir uns das mal an.«
    Mit einem Paternoster fuhren wir dem Keller entgegen. Zu dritt hatten wir uns in die Kabine geklemmt. Polinski sah aus, als wäre er am liebsten weggelaufen. Zwischen uns stand er und wirkte dabei wie eingeklemmt. Er wusste auch nicht, wohin er schauen sollte. Mal zu Boden, mal glitt sein Blick an uns in die Höhe.
    Wir fuhren bis nach unten in den Keller, wo es anders aussah als bei uns im Yard. Hier bestanden die Wände noch aus Steinen, nicht aus glattem Beton.
    Zuerst sahen wir Meier zwei. Er lag auf dem Rücken. In seinem Hals steckte eine Scherbe. Ein Kranz aus dünnem Blut hatte sich ausgebreitet. Sein Gesicht war angstverzerrt, die Augen standen weit offen. Der glasige Blick verlor sich irgendwo.
    »Gibt es Zeugen?«, fragte ich.
    Ein Mann im grauen Kittel trat vor. »Ich habe Meier zwei entdeckt.«
    »Und seinen Mörder?«, fragte Harry.
    »Der ist weg, Herr Kommissar.«
    »Scheiße. Wohin denn? Habt ihr ihn nicht gesehen? Seid ihr ihm nicht nachgelaufen? Habt ihr nicht versucht, ihn zu stoppen?«
    »Nein, wir haben doch nicht - wir sahen ihn nicht, Herr Kommissar. Er ist verschwunden. Keiner hat ihn aus der Leichenkammer geholt. Der - der ging von allein.«
    »Tatsächlich?«
    Ich legte dem Kommissar eine Hand auf die Schulter. »Moment mal, Harry. Lassen wir die Emotionen aus dem Spiel. Wir sollten vorgehen wie normale Kriminalisten.«
    »Das fällt mir schwer.«
    »Glaube ich Ihnen, deshalb möchte ich die Fragen stellen.«
    »Ist gut.« Harry ging zurück. Er lehnte gegen die Wand und strich über seine Stirn.
    Ich wollte wissen, wie der Tote angezogen war, ob er bereits sein Leichenhemd getragen hatte oder noch die alte Kleidung, in der er gestorben war.
    »Die - die Kleidung. Wir sind noch nicht so weit gekommen. Wir wollten ihn erst untersuchen. Der Arzt hatte noch zu

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