0645 - Das ewig Böse
Seherin hatte sie damals in die Schlacht geführt -vermutlich eine direkte Vorfahrin von Anxim-Ha.
Aber irgend etwas war schiefgegangen, denn die Welt spaltete sich in zwei Teile. Nefir-Tan machte das Böse dafür verantwortlich, konnte aber auch nicht erklären, wie dieses Wesen entstanden war. Vor der Katastrophe, das versicherte die Kriegerin ihr, war es in keiner Erzählung aufgetaucht.
Seit diesem Tag aber fiel es in unregelmäßigen Abständen über die Menschen her und tyrannisierte sie.
»Wenn ihr wißt, wo es lebt«, fragte Nicole,, während sie durch die steppenartige Landschaft gingen, »wieso habt ihr dann nicht einfach eine Armee zusammengestellt, um es zu töten? Warum geht immer nur einer von euch?«
Nefir-Tan sah sie überrascht an. »Hat die Seherin nicht mit dir darüber gesprochen?«
Als Nicole den Kopf schüttelte, seufzte die Kriegerin. »Dann werde ich es auch nicht«, sagte sie und wandte sich ab.
Nicole faßte sie am Arm und zog sie zurück. »Nefir-Tan«, sagte sie eindringlich, »wenn ich dir helfen soll, muß ich alles wissen, was das Wesen betrifft, nicht nur Bruchstücke. Also, warum geht ihr immer allein?«
Die Kriegerin entzog sich ihrem Griff, blieb aber stehen. Nach einem Moment sagte sie, ohne Nicole dabei anzusehen: »Man kann das Wesen nur mit einer einzigen Waffe töten. Das ist der Dolch, den ich bei mir trage und der von der Seherin geweiht ist. Deshalb wäre es unnütz, mehr als eine Kriegerin zu schicken.«
Sie stockte.
»Das ist aber nicht alles, oder?« fragte Nicole nach.
Nefir-Tan nickte. »Wenn der Dolch das Wesen trifft, setzt er einen Zauber frei, der alles Leben in der Umgebung vernichtet. Deshalb geht immer nur einer, Nicole. Wir sind so wenige, daß wir es uns nicht leisten können, noch mehr Menschen in diesem Kampf zu verlieren.«
Nicole konnte nicht glauben, was sie da hörte. »Soll das heißen, daß du von Anfang an gewußt hast, daß wir sterben werden, egal, ob wir den Kampf gewinnen oder verlieren?«
»Ja«, antwortete Nefir-Tan gefaßt. »Es ist die einzige Möglichkeit. Keine von uns wird zurückkehren.«
***
Zamorra schlug die Felle zurück und trat aus dem Zelt. Rekoc stand immer noch neben dem Wachposten und wartete.
»Hat er gesagt, daß er mich sprechen will?« fragte er hoffnungsvoll.
Der Dämonenjäger schüttelte den Kopf. »Nein, aber er läßt dir ausrichten, du hättest deine Arbeit gut gemacht.«
Zwar hatte Prahil-Girad nichts dergleichen gesagt, aber Zamorra dachte, der Stammesführer würde ihm die Notlüge wohl verzeihen.
Der Affendämon freute sich sichtlich. »Siehst du?« sagte er stolz zu dem Wachposten. »Ich tauge doch nicht nur zum Jagen.«
Er legte Zamorra eine Pranke auf die Schulter. »Laß uns essen und trinken. Du mußt hungrig sein.«
Das war er tatsächlich, stellte der Parapsychologe fest. Außerdem forderten die Anstrengungen der letzten Stunden ihren Tribut. Die Müdigkeit holte ihn ein. Prahil-Girad hatte ihm angeboten, er könne in seinem Zelt übernachten. Dort, hinter den Wachposten, war es sicherer als irgendwo sonst im Lager.
Vor allem für einen einzelnen Menschen unter Dämonen…
Zamorra hatte sein Angebot dankend angenommen. Zuerst mußte er aber noch mit Rekoc sprechen, und ein gemeinsames Essen bot sich dazu an.
Der Affendämon führte ihn zu einem Feuer, an dem noch niemand saß. Offensichtlich hatte auch er den Wunsch, Zamorra möglichst von den anderen fernzuhalten. Sie setzten sich hin, und Rekoc zerrte ein riesiges Stück rohes Fleisch aus einem Beutel, spießte es auf ein Stück Holz und hielt es ins Feuer.
Zamorra überlegte, ob er fragen sollte, von welchem Tier das Fleisch stammte, entschied sich aber dagegen. Je nachdem, wie die Antwort ausfiel, wäre ihm vielleicht der Appetit vergangen, und er brauchte die Nahrung.
»Rekoc«, sagte er statt dessen, »der Stammesführer hat mit mir über einige Dinge gesprochen, die auch dich betreffen. Du solltest entscheiden, ob du tun willst, was er mir vorgeschlagen hat.«
»Wenn der Stammesführer sagt, daß ich es tun soll, tue ich es«, sagte der Affendämon unbeeindruckt und piekste mit einer Kralle ins Fleisch. Er war wohl mit dem Ergebnis nicht zu frieden, denn er hielt die Seite des Bratens weiter ins Feuer.
»Nein«, probierte Zamorra es erneut, »er hat dir nichts befohlen. Es ist deine freie Entscheidung. Du mußt mir sagen, ob du es tun willst oder nicht. Alles klar?«
Rekoc sah ihn verwirrt an. »Ich muß selber
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