0645 - Das Teufels-Denkmal
Hügelkuppe, wo nicht ein Grashalm mehr wuchs, was dem Inspektor wiederum zu denken gab.
Dieser Platz konnte durchaus ein Ort des Bösen sein, eine Heimstätte für den Teufel oder irgendeinen anderen Dämon, der hier sein Unwesen getrieben hatte.
»So wie jetzt habe ich auch vor ihnen gestanden.«
Suko und auch Harry schwiegen dazu. Sie schauten sich die beiden Steine an. Ihre Blicke wanderten von oben nach unten und von unten nach oben. »Nichts Ungewöhnliches zu sehen«, flüsterte der Kommissar.
Suko hob die Schultern.
»Oder doch?«
»Ich werde sie untersuchen.« Suko holte eine Lampe aus der Tasche. Der scharfe Strahl richtete sich auf den hohen Menhir und Suko erkannte zum ersten Mal dessen Farbe.
Er hatte damit gerechnet, von einem schwarzen oder zumindest grauen Stein zu stehen, was nicht der Fall war. Selten hatte sich Suko bei einer Vorstellung so geirrt.
Der Strahl tastete sich im Rhythmus der Bewegung allmählich höher, und Suko erkannte, dass dieser Stein eigentlich keiner war, denn Steine sahen hier in Mitteleuropa so nicht aus. Dieser angebliche Menhir hatte eine hellbraune Farbe, einen Terrakottaton, wie man ihn auch von Blumenkübeln her kannte.
»Ha«, sagte Harry Stahl, »das soll ein Stein sein?«
»Der sieht aber komisch aus«, flüsterte Julia.
Suko nickte. »Das meine ich auch.«
»Ist das überhaupt ein Stein?«
»Werden wir gleich sehen, Julia. Bleibt ihr beide mal bitte zurück.« Suko trat näher an den Gegenstand heran, der aus der Hügelkuppe hervorwuchs und Jahresringe aufwies wie ein Baumstamm mit dicker Rinde. Er sah an der Oberfläche aus, als wären mehrere Schichten übereinander geschoben worden. Das war niemals ein Stein.
Suko ging so nahe an ihn heran, bis er ihn berühren konnte. Ein normaler Stein hätte sich kalt angefühlt. Hier aber hatte er das Gefühl, eine Handfläche über einen Baumstamm gleiten zu lassen.
»Weißt du jetzt Bescheid?«, hörte er hinter sich den Kommissar fragen.
»Ja. Das ist ein alter Baumstamm.«
Schweigen, selbst Julia hielt den Mund. Sie war es trotzdem, die als Erste redete. »Wie kommt denn ein - ein Baumstamm in diese öde Gegend?«
»Kann ich auch nicht sagen.«
»Vielleicht war hier mal Wald«, meinte Harry.
»Das glaube ich nicht!«, widersprach Suko.
»Wieso?« Harry war jetzt direkt neben den Inspektor getreten. »Was ist der Grund?«
»Ich kann es nicht beweisen, doch ich befürchte, dass dieser Ort und eben die beiden Stämme eine bestimmte symbolische Bedeutung haben, die nicht unbedingt positiv zu bewerten ist.«
»Nein…?«
»Das hört sich ja direkt spannend an!«, flüsterte Julia. »Vielleicht sitzt da ein Geist drin…« Sie lachte leise.
Suko blieb ernst. »Das wollen wir nicht hoffen.« Er bewegte die Lampe in einem bestimmten kreisförmigen Rhythmus, weil ihm schon vor einigen Sekunden etwas aufgefallen war.
»Was tust du…?«
»Sei mal still, Harry!«
Der Kommissar schwieg. Suko konnte forschen und sah seinen Verdacht allmählich bestätigt.
»Was siehst du denn da?«
»Linien«, murmelte der Inspektor.
»Wieso?«
»Sie hängen zusammen und sie ergeben auch einen Sinn, das kannst du mir glauben.«
»Ein Zeichen?«
»So ungefähr.«
Suko ließ sich in der folgenden Minute nicht stören. Hinter und neben sich hörte er das scharfe Atmen der beiden Begleiter. Obwohl noch nichts geschehen war, spürte jeder von ihnen die lastende Spannung, die zwischen und über ihnen lag.
Suko sah nicht nur Linien, die von oben nach unten liefen, er entdeckte auch die Verbindungsstriche, die nötig waren, um aus diesen eingravierten Linien ein Motiv oder eine Gestalt hervorschälen zu lassen.
Ein langgestreckter Oberkörper und auch nicht mit der Andeutung einer Kleidung versehen. Arme, die nach unten hingen, breite Brust, Hals und Kopf, alles dran.
Den nahm Suko als letztes Teil unter die Lupe - und schloss für einen Moment die Augen, denn nun war ihm klar, aus welchem Grund van Akkeren oder auch Hoffmann den Zug angehalten hatten. Es ging ihnen um diesen Platz, um diese in die Rinde eingeschnitzte Figur, die keinen Geringeren zeigte als den Dämon Baphomet. Das Wesen mit den langen Hörnern, die aus der breiten Stirn wuchsen, den Karfunkelaugen, dem hässlichen Teufelsgesicht und dem breiten, etwas vorgeschobenen Mund.
Das war Baphomet, und auch Julia hatte ihn gesehen. Während der Kommissar schwieg, flüsterte sie nur einen Satz.
»Mein Gott, was kommt da auf uns zu…?«
***
Es war nicht einmal
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