Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0648 - Der Tod, der Ninja und ich

0648 - Der Tod, der Ninja und ich

Titel: 0648 - Der Tod, der Ninja und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gewesen war.
    Shao drehte sich als Erste um. Sie schaute an dem Fahrzeug vorbei und hob die Schultern. Schwach malte sich im Osten das Bild einer Gebirgskette ab.
    Die Luft roch frisch. Über Frisco dampfte noch der Nebel. Morgens stand er immer dort wie eine Wand und verschluckte auch die Umrisse der weltberühmten Golden Gate Bridge.
    »Irgendetwas hast du«, sagte Suko, als er seinen Arm um Shao legte. Er genoss diese Minuten der Einsamkeit, wo beide wieder zu sich selbst fanden.
    »Was soll ich denn haben?«
    »Das weiß ich nicht. Du bist nur so anders. Vielleicht nachdenklicher als sonst.«
    »Das wird es sein.«
    »Darf ich fragen, über was du nachdenkst?«
    »Ja, natürlich. Über das Kloster. Ich habe das Gefühl, eine Überraschung zu erleben, wenn wir dort sind.«
    »Inwiefern?«
    »Genau kann ich es dir nicht sagen. Auch ich war nicht mehr da.« Sie schüttelte den Kopf. »Weißt du, Suko, es ist komisch, aber ich habe das Gebiet gemieden. Da war eine Stimme in mir, die mir sagte, geh nicht hin, auf keinen Fall.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter. Ich habe mich danach gerichtet.«
    »Klar, Shao, ich denke ähnlich. Wir werden das Kloster nicht mehr so vorfinden, wie wir es bei unserem letzten Fall verlassen haben. Da liegt einige Zeit dazwischen. Es ist niemand mehr da, der die Felder pflegt, der sät und erntet, der das Kloster mit Leben erfüllt. Für mich ist es nur eine mit Erinnerungen voll gestopfte Kulisse.«
    »Nicht mehr?«
    »Wie meinst du das?«
    »Es ist so, Suko. Was einmal dort gelebt hat, kann eigentlich nicht töten. Denke an die alten Gräber unten, an den Totenbaum, an die Geister der ehemaligen Mönche, die vor Yakup dort gewohnt haben. Das alles kann doch nicht zerstört worden sein.«
    »Wer weiß…«
    »Und wie sollte man es zerstören?«
    »Durch Feuer.«
    Shao erschrak. »Yakup?«
    »Sicher. Erinnere dich daran, in welch einem Zustand er sich befunden hatte, als er Ali fand. Für ihn brach eine Welt zusammen. Das Grauen schlug als Woge auf ihn ein. Ich kann mir gut vorstellen, dass er durchgedreht hat, was meiner Ansicht nach auch sehr menschlich gewesen wäre. Er hat einen Schlussstrich gezogen und kennt nur das eine Ziel. Die Jagd nach Shimada. Gute Waffen besitzt er. Das wird auch Shimada wissen und sich dementsprechend vorsichtig verhalten. Ich bin der Ansicht, dass beide Gegner miteinander Katz und Maus spielen. Etwas anderes kann ich dir nicht sagen.«
    Shao überlegte sich ihre Antwort genau. »Nur wird Shimada jetzt in die Offensive gegangen sein, wenn du an den Sarg denkst, der nach London geschickt wurde.«
    »Klar. Sogar mit einem bekannten Inhalt, ich weiß. Ich bin nur gespannt, ob das Kloster nicht zu einem gewaltigen Leichenhaus geworden ist.«
    »Oder einer Brutstätte für Zombies.«
    Suko erwiderte nichts mehr. Er ging auf den Wildtat zu und öffnete die beiden Türen. Shao stieg nach ihm ein. Erst als die Türen geschlossen waren, ließ er den Motor an.
    »Das letzte Stück«, sagte Shao. »Ich finde es gut, wenn wir normal am Kloster eintreffen.«
    »Weshalb?«
    Sie hob die Schultern. »Genau kann ich es dir nicht sagen. Es ist eben ein Gefühl.«
    Sie versuchten beide, die Erinnerungen zu verdrängen. Bisher war das Kloster für sie ein Hort des Guten gewesen, wo sich Yakup der Aufgabe gewidmet hatte, gegen Dämonen und andere Wesen anzukämpfen. Alles hatte sich um Shimada und seine Brut gedreht. Es war ihnen auch gelungen, sie hin und wieder zu stoppen. Ganz ausschalten konnten sie den Dämon mit den kalten Augen nicht.
    Wer in sie hineinschaute, hatte das Gefühl, in tiefe Teiche zu versinken und nie wieder an die Oberfläche zu gelangen. Es war einfach fürchterlich, ihm zu begegnen.
    Noch hatte es die Sonne nicht geschafft, die Schatten der Nacht zu vertreiben. Sie fuhren hinein in den Aufgang, aber die tieferen Täler lagen noch in der Dunkelheit.
    Ein frischer Geruch strömte durch die offenen Fenster. In der Nacht hatte es zwar nicht geregnet, doch auf den Blättern und Blüten lag noch der Tau wie eine glitzernde Schicht, und er brachte die wundersame Kühle des Morgens.
    Das Kloster selbst lag in einem weiten Hochtal. Es war Platz genug für Felder gewesen, und die Menschen hatten sich autark ernährt. Sie bauten dort alles an, was der Mensch zum Leben brauchte.
    Einfache Nahrungsmittel, keinen Luxus, das hätte auch nicht zu diesen Menschen gepasst. Nur mussten sich Shao und Suko fragen, ob sie die Umgebung des Klosters noch so vorfinden würden

Weitere Kostenlose Bücher