0648 - Der Tod, der Ninja und ich
befindet. Vielleicht gelingt es mir, mit den Geistern Kontakt aufzunehmen. Du weißt, dass Yakup es auch getan hat.«
»Gut. Lass dich nur nicht erwischen.«
»Keine Sorge, das packe ich schon.« Bevor Suko noch etwas sagen konnte, war Shao verschwunden.
Er wusste, dass er sich auf seine Partnerin verlassen konnte. Nachdem Shao ihr zweites Leben führte, war sie zu einer anderen geworden, zu einer Kämpferin, die sehr genau wusste, um was es ging.
So leicht ließ sie sich die Butter nicht vom Brot nehmen.
Suko ließ sich einige Sekunden Zeit, bevor er sich in Bewegung setzte. Er ging über den Hof, durch den Schatten und verließ ihn sehr bald, als er die Maschinen erreichte.
Auf ihnen lag eine leichte Staubschicht, ansonsten wirkten sie sehr gepflegt.
Innerhalb der Mauern herrschte eine ungewöhnliche Akustik. Erst jetzt vernahm der Inspektor die Schnarchgeräusche, die aus dem Haus klangen und über den Hof wehten.
Er fand einen offenen Durchgang und stand schließlich dort, wo Yakup früher seine Freunde versammelt hatte, um die Dinge der Zukunft zu besprechen.
Der hallenartige Raum war nicht zusammengefallen. Durch die Fenster an der gegenüberliegenden Seite sickerte das Licht in schmalen Streifen, zeichnete ein Muster auf den Boden und auch auf die sieben schlafenden und schnarchenden Gestalten, die auf Luftmatratzen lagen, um die Härte des Untergrunds nicht zu stark zu spüren.
Es roch nach Alkohol. Ein Dunst aus Bier und Schnaps wehte durch die Halle. Irgendwie freute sich Suko darüber, dass die Menschen schliefen. Dies bewies ihm wiederum, dass es sich bei ihnen um keine Zombies handelte, sondern um normale Menschen, die ihren Rausch ausschliefen und sicherlich bald von den Strahlen der Sonne geweckt werden würden, wenn sie weitergewandert war und ihre Gesichter erreichte.
War das Vorhandensein der Rocker auch ein Zeichen dafür, dass keine Zombies in der Nähe waren?
Suko schaute sich die bärtigen, nicht mehr ganz jungen Gestalten genauer an. In ihrer Kluft wirkten sie uniform. Sie alle trugen noch ihre Lederkleidung. Die Jacken schmückten zahlreiche Aufkleber.
Rechts befand sich der Durchgang zu den Zimmern. Und nicht weit entfernt auch der Einstieg in den Keller. Nur ein schmaler Schacht, in den an einem Seil ein Korb hinabführte, der wiederum nach dem Flaschenzug-Prinzip bewegt wurde. Das konnte derjenige tun, der in dem Korb saß. Als Suko das leise Quietschen hörte, da wusste er, dass Shao den Weg in die Tiefe benutzte.
Aber nicht nur er hatte das Geräusch vernommen. Auch jemand hinter ihm, der einen leisen Schlaf hatte. Suko hörte eine raue, alkoholschwangere Flüsterstimme.
»Wenn du dich jetzt umdrehst, zeige ich dir was!«
Suko ahnte einiges. Er verfiel nicht in Panik, blieb cool bis in die Zehenspitzen. Auf der Stelle wandte er sich um. Unter seinen Füßen zerknirschten die kleinen Steine zu Mehl.
Der Typ sah aus, als wäre er einem Film entsprungen. Über den nackten Oberkörper hatte er die ärmellose Lederweste gestreift. Der Vollbart wucherte wie Gestrüpp in seiner unteren Gesichtshälfte. Kreisrunde Brillengläser standen vor seinen Augen. Aus den seitlichen Taschen der Hose schauten zwei Messergriffe. Auf die allerdings konnte er verzichten. Seine Waffe war ein schwerer Revolver, den er mit beiden Händen festhielt und dessen Mündung gegen Sukos Brust wies…
***
Nur einmal war Shao ausgerutscht. In einer ölig schimmernden Pfütze. Mochte der Teufel wissen, wie sie in den Gang gelangt war, jedenfalls wäre sie für Shao beinahe zu einer Schlingerbahn geworden. Im letzten Augenblick konnte sie sich festklammern.
Der Gang zum Schacht war düster. Früher hatten unter der Decke kleine Ölfunzeln gehangen. Sie waren verschwunden oder zerschlagen worden, denn hin und wieder hatte Shao das Splittern unter ihren Schuhsohlen vernommen.
Um Licht zu haben, hatte sie einen Kerzendocht angezündet, der aus dem weißen Stummel ragte.
Die flackernde Flamme wies ihr den Weg und schuf tanzende Schatten an beiden Wänden. Shao selbst sah sich verzerrt, wobei sich ihr Schattenriss bei jedem Schritt zuckend weiterbewegte.
Sie dachte daran, wie oft Yakup diesen Weg gegangen war, um sich in die Tiefe gleiten zu lassen.
Es war für ihn stets ein Ritual gewesen, denn in der Tiefe des Gemäuers hatte er sich mit Dingen der reinen Mystik beschäftigt, in Ebenen, die der menschliche Geist normalerweise und ohne Training kaum erfassen und durchdringen konnte.
Das wusste Shao, sie
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