0648 - Der Tod, der Ninja und ich
Luft und Sauerstoff aus, dann sah die Sache schon anders aus.
Hatte die Anruferin das gemeint?
Hamer dachte scharf nach. Sein Verstand arbeitete präzise. Er war der Sicherheitschef für diesen Teil des Flughafens. Er wusste auch, dass sich Verbrecher immer neue Möglichkeiten einfallen ließen, um bestimmte Waren zu transportieren.
Natürlich dachte der Captain sofort an Drogen. Kokain, Heroin, das alles gehörte dazu.
Die andere Seite war sehr kreativ. Sie fand immer wieder neue Möglichkeiten.
Hamer beugte sich vor. Er presste sein rechtes Ohr auf den Sargdeckel. Wenn sich unter ihm etwas bewegte, würde er es hören müssen. Aber da tat sich nichts.
Zulassen oder öffnen?
Der Captain steckte in einer Zwickmühle. Er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Der Schweiß auf seiner Stirn lag dort nicht nur wegen der drückenden Temperaturen.
Seine Leute wollte er nicht mit in den Fall hineinziehen, das nahm er auf die eigene Kappe. Bevor er seine Tat anging, schaute er auf die geschlossene Tür, die zum Kühlhaus führte. Dieser Komplex schloss sich direkt an die Lagerhalle an.
Den Sarg wollte er nicht unbedingt zerstören. Er untersuchte die Schlösser und stellte fest, dass sie sich eigentlich normal öffnen ließen. Sie waren nicht extra gesichert. Durch Hebelgriffe konnte er sie aufbekommen.
Nicht schlecht.
Hamer begann mit der Arbeit. Leicht ging sie ihm von der Hand. Innerhalb weniger Sekunden hatte er die vier Griffe hochgehebelt. Jetzt brauchte er nur den Deckel abzuheben.
Er fasste ihn vorsichtig an, als fürchtete er sich davor, etwas zu zerstören.
Ein saugendes Geräusch entstand, als er den schweren Sargdeckel hochzerrte. Er stellte das Oberteil zur Seite, ging selbst wieder zurück - und blieb abrupt stehen, als sein Blick den Inhalt des Sargs erfasste.
In ihm lag eine bis auf die Augen vermummte Gestalt, die ein dunkles Gewand trug und einen Arm so angewinkelt hatte, dass die Hand auf dem Griff eines Schwerts lag.
Ein Toter, eine Puppe?
Er wusste plötzlich nichts mehr. Dafür spürte er die Furcht, die wie Säure in seinem Körper fraß.
Vor ihm lag nicht das technisierte Asien, sondern das geheimnisvolle, für den Europäer unheimliche.
Hamer trat vorsichtig an den Sarg heran, beugte sich vor und schaute in den freien Teil des Leichengesichts.
Augen starrten ihn an.
Er fürchtete sich noch stärker, denn diese Augen hatten nicht den Blick einer Leiche. Sie waren anders, bewegten sich zwar nicht, aber in ihren Pupillen leuchtete seiner Meinung nach so etwas wie eine Botschaft.
Für ihn?
»Verdammt!«, flüsterte der Captain. »Was ist das? Was hat man uns hier geschickt?«
Er erhielt eine indirekte Antwort. Nicht von einer dritten Person, sondern von der Leiche.
Sie bewegte sich!
***
Mit einem Schrei fuhr Captain Hamer ein paar Schritte zurück. So erschreckt hatte er sich seit Jahren nicht mehr wie in diesen Augenblicken.
Er hatte das Gefühl, von der Kälte des Todes getroffen zu werden. Ein Hauch von Jenseits umwehte ihn.
Nicht alles, was tot aussieht, ist auch tot. So ähnlich hatte die Anruferin gesprochen. Wenn das stimmte, war der Mann im Sarg nicht tot. Aber wie hatte er die Flugzeit von mehreren Stunden ohne Atemluft überleben können?
Das war Hamer ein Rätsel. Für ihn gab es da keine Erklärung, und an Wunder wollte er nicht glauben. Hatte er sich die Bewegung des Toten nur eingebildet?
Mit sehr behutsam gesetzten Schritten ging er auf den Sarg zu. Seine Sohlen verursachten nicht einmal ein Schleifen. Obwohl seine Männer in der Nähe standen, zwar nicht sichtbar, aber auch nicht weit entfernt, kam er sich so verflucht allein vor. Für ihn galt bisher der Grundsatz, dass man von einem Toten nichts zu befürchten hatte. Eine Leiche konnte nicht gefährlich werden.
Das stimmte nicht mehr. Vor diesem ungewöhnlich bekleideten Toten fürchtete er sich. Der war für ihn ein unheimliches Monstrum, das es geschafft hatte, seine Augen zu bewegen.
Oder hatte er sich doch getäuscht?
Hamer merkte kaum, dass er den Sarg erreichte. Zu sehr war er mit seinen Gedanken beschäftigt gewesen. Erst als er das Holz berührte, schrak er zusammen.
Dann schaute er nach unten.
Noch immer lag die Leiche auf dem Rücken. Nur ein Teil ihres Gesichtes war zu sehen. Die helle Haut fiel ihm auf, die Haut einer Leiche. Aber zeigte sie nicht auch einen bläulichen Schimmer?
Fast so wie die Augen, die nach wie vor so starr blickten?
Dann passierte es.
Ein Zischen drang ihm
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