0649 - Der Junge von Stonehenge
zusammen und informierten uns gegenseitig. Schließlich wusste er Bescheid, ich ebenfalls, aber der Lösung waren wir kaum näher gekommen. Noch immer wussten wir nicht, um wen es sich handelte.
»Aus Atlantis stammt er nicht«, sagte der Eiserne. »Doch sein Wissen ist enorm. Wenn wir herausfinden, von wem er es bekommen hat, dann liegt die Lösung auf der Hand.«
»Wolltest du sie durch deinen Flug über Stonehenge finden?«
»Ich hatte es vor.«
»Hast du schon etwas entdeckt?«
»Nein, ich war im Anflug.« Er deutete gegen die mächtigen Blöcke.
»Deshalb möchte ich meinen Flug und die Beobachtung fortsetzen, John. Wenn ich etwas sehe, komme ich zurück und berichte dir. Bist du damit einverstanden?«
»Sicher.«
Der Eiserne Engel war beruhigt. Er ging zur Seite, breitete seine Flügel aus und glitt mit geschmeidigen Bewegungen dem blauen Himmel entgegen. Wer ihn auf dem Boden sah, konnte kaum glauben, dass er dermaßen sanft und locker fliegen konnte, bei seinem Gewicht.
Die Rätsel waren nicht weniger geworden. Selbst Kara, Myxin und der Engel waren in den Fall hineingezogen worden, von dem ich nicht wusste, in welche Richtung er sich bewegte.
Sollte es tatsächlich Atlantis sein? Ich wollte nicht so recht daran glauben, denn dieser geheimnisvolle Tim machte auf mich einfach nicht den Eindruck, dass er aus diesem längst versunkenen Kontinent stammte.
Auch bereitete es mir Sorge, dass der Junge es geschafft hatte, Kara und Myxin zu überlisten. Die Steine schirmten sie gegen die Außenwelt ab.
Irgendjemand musste ihn mit einer gewaltigen Machtfülle ausgestattet haben. Es stand also eine Person hinter ihm, ein Dämon, einer, der in der Vergangenheit eine große Rolle gespielt hatte. Wenn ich mich an der Kleidung des Jungen orientierte, kam er aus dem Mittelalter.
Auch mit dieser Zeit hatte ich meine Erfahrungen sammeln können, allein durch zahlreiche Reisen, die mich in andere Jahrhunderte hineingeführt hatten.
Es waren mir viele Menschen der unterschiedlichsten Art begegnet, Tim hatte sich nicht darunter befunden.
Noch immer war es heiß. Ich lehnte an der ebenfalls heißen Kühlerhaube des Rover und beobachtete den Flug meines Freundes.
Der Eiserne Engel war von der Gestalt her eine kompakte Masse. In der Luft allerdings, wenn er seine gewaltigen Schwingen ausgebreitet hatte, bewegte er sich frei, sicher und auch so elegant wie ein Vogel. Man konnte ihn schon als ein Phänomen ansehen.
Er schwebte jetzt in einer Höhe von rund dreißig Yards über den Steinen. Dabei drehte er seine Kreise. Wer ihn von den Segelfliegern sah, musste ihn für einen besonders großen Vogel halten.
Immer wieder flog er seine Runden und verlor dabei kontinuierlich an Höhe.
Ich wusste, wie er landen wollte. Hineinschweben in den inneren Kreis, dann auslaufen und…
Etwas stimmte nicht!
Zuerst dachte ich an eine Täuschung, weil auch die heiße Luft vor mir flimmerte. Doch es stimmte. Der Flug meines Freundes hatte sich verändert. Er wirkte ungewöhnlich steif. Auch wenn er seine Schwingen bewegte, geschah dies nicht gleichmäßig. Der rechte Flügel schwang anders als der linke.
Was war das?
Der Eiserne Engel flatterte. Hektisch fuhren die mächtigen Schwingen auf und nieder. Er hatte es unheimlich schwer, sich über Stonehenge zu halten, und er bewegte auch seinen Kopf ungewöhnlich auf und nieder, als wollte er irgendeiner Person zunicken.
Dann passierte es. Und es geschah von einem Augenblick zum anderen.
Außerdem befand sich kein Retter in der Nähe, denn der Eiserne. Engel besaß keinen Halt mehr.
Er fiel!
Ich hielt den Atem an. Es war eine Szene, wie ich sie noch nie bei ihm gesehen hatte. Er fiel auch nicht wie ein Stein in den Ring der Steine hinein, sondern langsamer und flatternd. Es sah aus, als wollten es Luftströme noch einmal versuchen, ihn zu halten, aber das war nicht möglich. Der Eiserne Engel drehte sich noch einmal beim Fall, dann sah ich ihn nicht mehr.
Ich hatte auch keinen Aufschlag gehört. Die hohen Steine schienen ihn verschluckt zu haben.
Aus, vorbei?
Schlimme Gedanken durchzuckten meinen Kopf. Wie ein abgeschossenes Flugzeug war er in die Tiefe getrudelt und von den Steinen verschluckt worden.
Konsterniert blieb ich an der Haube lehnen. Mein Gesicht wirkte ebenso kantig wie die Steine vor mir. Ich spürte den Druck auf meinem Nacken, der sich ausbreitete und schließlich den gesamten Körper erfasste, so dass mir das Atmen noch schwerer fiel.
Ich wusste nicht, wie
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