0649 - Killer-Vampire
begonnen hatte.
Jetzt mußte er einsehen, daß diese Hoffnung zerstört war.
»Würdest du das wirklich tun?«, fragte er leise. »Meine Existenz vernichten, um deinen Plan in die Tat umzusetzen?«
Leigh nickte. »Ich würde dafür die Welt in Schutt und Asche legen, deine Familie vernichten und dich selbst in die ewige Verdammnis stürzen. Das würde ich tun.«
Der Vampir zuckte unter den Worten wie unter Schlägen zusammen. In diesem Moment begriff er zwei Dinge. Zum einen verstand er, daß keine persönlichen Bindungen seine Tochter von ihrem unseligen Plan abbringen konnten. Zum anderen bemerkte er, daß Leigh den Verstand verloren hatte.
Der Vampir hob den Kopf und blickte in Leighs Augen, die in einem irren Feuer leuchteten.
»Ich werde dir meine Soldaten unterstellen«, sagte der Vampir Fu Long.
***
Nicole zerrte an den Stricken, mit denen sie an einen alten Bürostuhl gefesselt war.
Die Gang hatte sie quer durch die Stadt gefahren, bis sie an einem alten Fabrikgebäude angekommen waren, das sich nach Nicoles Schätzung in der Nähe des Hafens befinden mußte. Dort hatte man sie in diese riesige Halle geschleppt und an den Stuhl gefesselt. Ansonsten hatte man Nicole zu ihrer Erleichterung in Ruhe gelassen.
So hatte die Dämonenjägerin die Zeit damit verbracht, die Stricke zu lockern und dabei zu beobachten, was sich in der Fabrikhalle abspielte. Sie wußte zwar, daß die Jugendbanden immer größer wurden und die Stadt in Territorien unterteilt hatten, die mit ihren Farben und Symbolen fast schon an Stammesgebiete erinnerten, aber es überraschte sie doch, wie jung die Mitglieder dieser Gang waren. Sie schätzte, daß die Jüngsten noch keine zehn Jahre waren, während die ältesten gerade mal die zwanzig erreicht hatten. Es gab keine Mädchen unter ihnen.
In der letzten Stunde hatte Nicole festgestellt, daß die riesige Halle in verschiedene Bereiche unterteilt war, in denen die Unterbosse der Black Claws ihre Geschäfte betrieben. In einer Ecke stapelten sich Computer, Monitore, Hifi-Anlagen und Fernseher, während eine andere Ecke anscheinend dem Verkauf von Drogen Vorbehalten war. Einige Mitglieder der Black Claws hatten sich dort versammelt und füllten weißes Pulver, vermutlich Heroin oder Kokain, in kleine, durchsichtige Tüten.
Auf der anderen Seite der Halle zählte ein Junge Geld ab und gab die Beträge in einen Computer ein. Das war dann wohl die Buchhaltung, schloß Nicole.
Zwischen all diesen Bereichen bewegte sich der Jugendliche mit den goldenen Zähnen wie ein Tänzer. Mal sprach er mit dem einen seiner Mitglieder, mal mit dem anderen, und koordinierte die Aktivitäten der verschiedenen ›Abteilungen‹. Zwischendurch klingelte immer wieder sein Handy, in das er abwechselnd in Englisch und Spanisch hineinsprach.
Da er der Boß der Gang zu sein schien, betrachtete Nicole ihn genauer. Sie schätzte ihn auf ungefähr siebzehn, und er war vermutlich Mexikaner oder Kubaner. Wie alle Mitglieder der Gang trug er eine schwarze Lederjacke. Im Gürtel seiner ebenfalls schwarzen Jeans steckten eine große, silberne Pistole und ein Springmesser.
Nicole hatte gehört, wie die anderen ihn »Nugget« nannten, und sie nahm an, daß er den Spitznamen aufgrund seiner Zähne bekommen hatte. Auch sonst schien Gold es ihm angetan zu haben. Unter seiner Lederjacke konnte sie zahlreiche goldene Ketten sehen, die er um den Hals trug. An den Handgelenken befanden sich goldene Armbänder, und sogar die Sporen seiner schwarzen Cowboystiefel glitzerten golden.
Während Nicole ihn beobachtete, klingelte sein Handy erneut. Nugget antwortete und sah dann zu ihr herüber.
»Eric, Mann«, sagte er laut genug, daß Nicole ihn verstehen konnte, »klar haben wir sie. Hast du etwa gedacht, Nugget baut Scheiße?«
Er kam auf die Französin zu und blieb vor ihr stehen.
»Daß wir sie nicht anfassen dürfen, macht mir echt zu schaffen, Mann«, sagte er mit einem lüsternen Blick. »Ja, ist schon klar«, erwiderte er dem Anrufer nach einer kurzen Pause. »Du willst sie unbeschadet.«
Er schwieg wieder, hörte einen Moment zu und nickte dann. »Ja, sie hat so eine Metallscheibe um den Hals. Ich soll was machen?… Okay, wenn du es so willst…«
Nugget griff nach dem Amulett.
»Mein Freund hier macht sich ein bißchen ins Hemd«, sagte er zu Nicole, der es währenddessen fast gelungen war, ihre rechte Hand aus den Fesseln zu befreien. »Er will, daß ich dir das hier abnehme.«
Mit einem Ruck riß er das
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