065 - Dem Dämon als Geschenk
eigenes Bild von der Kapelle gemacht und glaubte, die Hexe und der Hexer hätten es ihr vermittelt.
»Sie haben irgend etwas Schreckliches mit mir vor, Mr. Ballard«, sagte Esther leise. »Sie wollen dem Teufel wieder ein Opfer bringen, und dieses Opfer soll ich sein. Wenn Sie mir nicht helfen, werde ich nicht mehr lange leben, das fühle ich. Es wird für mich von Tag zu Tag zur quälenderen Gewißheit. Wissen Sie, wie es an den Nerven zerrt, damit leben zu müssen?«
»Haben Sie mit Ihrer Schwester darüber gesprochen? Oder mit Ihrem Vater?«
»Ich habe es versucht, aber sie denken, ich würde mir etwas einbilden.«
»Sie denken so, obwohl sie die Geschichte von Zachary Jaggom und Vanessa Drake kennen?«
»Mein Vater ist der Ansicht, daß mir nichts zustoßen kann, solange es ihn gibt. Er ist ein großartiger Vater. Der beste, den ich mir wünschen kann, aber in diesem Punkt überschätzt er sich. Jaggom und seine Geliebte sind hinterhältig und gemein. Sie haben es in der Vergangenheit immer wieder verstanden, die Menschen zu täuschen, und das haben sie mit Sicherheit noch nicht verlernt. Im Gegenteil, mich würde es nicht wundern, wenn die beiden noch gefährlicher geworden wären.«
»Beruhigt es Sie, wenn auch ich Ihnen verspreche, auf Sie aufzupassen, Miß Parks?« fragte ich.
»Ich… ich glaube ja.«
Ich fragte sie nach ihrem Zimmer. Es lag nicht weit von unserem entfernt.
»Die Nächte hier sind besonders schlimm«, gestand mir das Mädchen. »Denn da bin ich mit meiner Angst allein, und manchmal kommt es mir so vor, als wollten mich die Hexe und der Hexer in den Wahnsinn treiben.«
»Ich werde heute nacht nicht zu Bett gehen. Wir werden sehen, was passiert.«
Ergriffen schaute mich das Mädchen an. »Danke.«
»Keine Ursache«, sagte ich, verließ die Küche und kehrte zu Vicky zurück. Ich war entschlossen, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um dieses Mädchen vor Schaden zu bewahren, und ich war neugierig, was meine erste Nacht in diesem düsteren, unheimlichen Herrenhaus bringen würde.
Eine Begegnung mit Vanessa Drake und Zachary Jaggom vielleicht? Nun, ich würde den beiden nicht aus dem Weg gehen, sondern alles daransetzen, um sie für immer zur Hölle zu schicken.
***
Sie bekamen ihr Essen.
»Schmeckt ja abscheulich, der Fraß«, sagte Fred Mahoney.
»Du kannst ja fasten, wenn dir das lieber ist«, erwiderte der Beamte, der ihnen das Essen gebracht hatte.
»Speiübel kann einem davon werden.«
»Niemand zwingt dich, es zu dir zu nehmen. Du kannst es auch zurückschicken.«
»Und was kriege ich dann?« fragte Mahoney.
»Nichts.«
»Nichts ist nicht viel.«
»Das ist mehr, als dir zusteht!« brummte der Beamte nun schon ein wenig ungehalten. »Das haben wir schon gern. Ein Leben lang nichts leisten, aber große Ansprüche stellen.«
»Klar. Wir sind eben Herren,«
»Halt's Maul und iß, Fred«, sagte Kevin Crawford ärgerlich.
»He, du kannst mir doch nicht in den Rücken fallen!« begehrte Mahoney auf. Er wies auf den Beamten. »Darüber freut der sich doch maßlos.«
Crawford zog unwillig die Augenbrauen zusammen. Manchmal ging ihm sein Freund und Komplize ganz schön auf den Geist. Endlich hielt Fred Mahoney den Mund. Er aß alles auf und redete erst wieder, als er mit Crawford allein war.
»Das war 'ne Vorstellung, was?«
»Das Essen war doch nicht schlecht.«
»War es auch nicht«, gab Mahoney zu.
Crawford schaute ihn irritiert an. »Warum hast du dann so viel gemeckert? Wolltest du den Mann ärgern?«
»Taktik«, sagte Mahoney. Er lachte. »Ich sehe, du verstehst mal wieder gar nichts. Aber dein Freund Fred Mahoney hat eine Bombenidee. Was heißt eine? Gleich zwei Superideen hat er. Junge, du wärst arm dran ohne mich.«
»Darüber kann man streiten.«
»Menschenskind, du kannst doch nicht immer noch sauer auf mich sein, weil wir heute Pech hatten. Schiefgehen kann immer mal was, das läßt sich nicht vermeiden. Wenn du ohne Risiko leben willst, mußt du Briefträger werden, und selbst der wird von allen Hunden seines Bezirks gehetzt… Paß auf, ich habe vorgebaut. In einer Stunde oder so wird mir von dem Essen furchtbar schlecht werden. Der Knabe wird wiederkommen, und wenn er sich meiner annimmt, schlägst du ihn nieder, und wir türmen. Oder ist es dir lieber, wenn du den Kranken mimst und ich dem Weihnachtsmann eins überziehe? Du kannst es dir aussuchen.«
»Ich kotze, du schlägst zu«, sagte Kevin Crawford.
»Ist mir recht.«
»Wenn's schiefgeht,
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