065 - Dem Dämon als Geschenk
hatte.
Diesmal war es nicht anders.
Eine Stunde bearbeitete er den Freund, und schließlich sagte Kevin Crawford, er würde mitmachen. Er sagte es und hoffte, daß es ihnen nicht gelang, zu fliehen.
»Ich wußte, daß ich mit dir rechnen kann«, sagte Mahoney grinsend.
Crawford seufzte. »Du bist mein Untergang, ein Nagel zu meinem Sarg!«
Mahoney lachte. »Junge, wer denkt denn jetzt schon an Sterben? Jetzt wird erst mal gelebt, und zwar in Saus und Braus. Die mageren Jahre sind vorbei. Jetzt kommen die fetten.« Er schlug dem Freund auf die Schulter. »So, und nun fang an zu kotzen. Na los! Finger in den Hals! Hol den Fraß hoch und placier ihn hier mitten auf den Boden.«
Kevin Crawford reizte sich mit dem Finger. Er würgte. Die Tränen traten ihm in die Augen, und dann kam das Abendessen wieder.
»Verdammte Sauerei!« rief Fred Mahoney laut. »Ich hab's gewußt. Das Essen war schlecht. Ihr habt uns vergiftet. He, ihr da draußen, mein Freund übergibt sich. Mann, ist das ein Duft. Da wird mir auch gleich schlecht.«
Es kam genauso, wie es Fred Mahoney vorhergesehen hatte. Der Beamte betrat die Zelle, sah die Bescherung und war einen Augenblick ratlos. Diesen Moment nützte Mahoney. Er bildete hinter dem Mann mit beiden Händen eine Riesenfaust und schlug damit zu. Wie vom Blitz getroffen brach der Polizist zusammen.
Mahoney strahlte den Freund an. »Na, habe ich dir nicht gesagt, daß es klappen wird? Und die andere Sache wird auch hinhauen.«
***
Die Flucht gelang. Niemand bemerkte es. In der Eile trieben die beiden nur ein Brecheisen auf, doch Mahoney meinte, das wäre nicht weiter schlimm.
In einem weiten Bogen liefen sie um das Dorf. Als die Teufelskapelle vor ihnen auftauchte, beschlich Kevin Crawford ein mulmiges Gefühl, aber nun konnte er nicht mehr kneifen. Wer A gesagt hat…
Sie schlichen um das alte Bauwerk herum. Wie ein feindseliger Dorn stach der Glockenturm in den Himmel.
Die Verbrecher erreichten die Vorderfront des Gebäudes. Kevin Crawford verlangsamte den Schritt.
»Irgend etwas nicht in Ordnung?« fragte Fred Mahoney.
»Vielleicht sollten wir doch lieber die Finger davon lassen. Man sagt, an jedem Gerücht hängt ein Körnchen Wahrheit.«
»Richtig. Die Wahrheit ist das Gold, das dort drinnen abholbereit liegt.«
»Vielleicht ist da gar kein Gold drinnen.«
»Wir werden es in Kürze wissen. Erst tragen wir die Mauer ab, dann brechen wir das Tor auf.«
Sie gingen weiter. Plötzlich stoppte Crawford unvermittelt. »Die Idee scheint vor uns schon jemand anders gehabt zu haben«, sagte er und wies auf die eingestürzte Mauer.
Fred Mahoney fluchte und eilte zum Kapellentor. Er begann wieder zu hoffen, als er feststellte, daß das Tor noch geschlossen und keine Spur einer Gewaltanwendung zu entdecken war.
»Da hat es zwar jemand versucht, aber den scheint während der Arbeit der Mut verlassen zu haben. Ich bin sicher, es ist noch alles da. Gib das Eisen her.«
Widerstrebend reichte ihm Crawford das Brecheisen. Unerschrocken setzte es Mahoney an. Er stemmte den linken Fuß gegen die Mauer und zog am Eisen.
»Mann, ist das Holz massiv. Das ist noch echte Wertarbeit von früher. Bei den heutigen Türen brauchst du nur mal kräftig zu niesen, und auf sind sie. Komm, faß mit an.«
Crawford wollte nicht. Er wäre viel lieber verduftet. Der unheimliche Schrei eines Käuzchens schien ihn zu warnen.
»Nun mach schon. Sei nicht so lahmarschig!« drängte ihn Mahoney, und so griff er ebenfalls nach der Brechstange, und mit vereinten Kräften schafften sie es, das Tor der Teufelskapelle aufzubrechen.
Ächzend und knarrend schwang es zur Seite.
Mahoney griente. »Wie in 'nem klassischen Gruselfilm, was? Da fehlt aber auch wirklich gar nichts. Finstere Nacht. Der unheimliche Schrei eines Vogels. Das Knarren des Tors, 'ne Teufelskapelle. Wenn du davon keine Gänsehaut kriegst, mußt du so abgebrüht sein wie ich. Laß uns hineingehen. Ich will das viele schöne Gold sehen.«
Eiseskälte kroch über Crawfords Rücken. Er starrte gespannt in die Dunkelheit.
»Da drinnen siehst du die Hand nicht vor den Augen«, sagte er.
Mahoney betrat die Teufelskapelle als erster. Kevin Crawford folgte ihm. Sein Blutdruck stieg. Ihm wurde heiß, obwohl es in der Kapelle empfindlich kalt war.
»Ich komme mir vor wie in einer Tiefkühltruhe«, ächzte Crawford. »Diese Kälte ist doch nicht normal.«
»Quatsch, du denkst an die unheimlichen Geschichten. Verscheuche diese dummen Gedanken. Freue
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