065 - Überfallkommando
Licht, was?«
Mr. Sedeman antwortete erst, nachdem er sich ein neues Glas Whisky eingeschenkt hatte.
»Wirklich gesehen habe ich nichts - ich habe alles nur vermutet. Ich habe Ihnen nur eine interessante Theorie erzählt, und Sie waren so liebenswürdig, mich zu unterstützen. Ich kann doch nichts dagegen tun, wenn die Leute gut und freundlich zu mir sind.«
Mark nahm eine Banknote aus seiner Tasche, prüfte sorgfältig, ob es auch nur ein Schein war, und schob sie ihm über den Tisch zu.
»Hier haben Sie zehn Pfund. Ich wünsche aber, daß Sie nicht soviel saufen und sich sobald nicht wieder hier sehen lassen.« Er zog ein flaches, goldenes Etui aus der Tasche, öffnete es und bot es ihm an. »Wenn Sie einmal eine Prise nehmen wollen - Sie werden über die großartige Wirkung erstaunt sein. Haben Sie diesen Stoff schon einmal probiert?«
Mr. Sedeman beugte sich herunter, um den kristallinischen Inhalt genauer zu betrachten.
»Sie wollen mich wohl auf Abwege bringen?« fragte er vorwurfsvoll.
»Sie werden von einer solchen Prise mehr Anregung und Vergnügen haben als von der größten Flasche Whisky«, sagte Mark ermunternd.
Plötzlich nahm ihm Sedeman das Etui aus der Hand, ging zum Kamin und schüttete den Inhalt ins Feuer, bevor Mark erkannte, was geschah.
»Sie verdammter, alter Esel - geben Sie mir sofort das Etui zurück!« rief Mark wild und packte Sedeman am Arm. Aber der Alte stieß ihn mit Leichtigkeit von sich, so daß Mark gegen den Tisch taumelte.
»Ich werde Ihnen das Genick umdrehen«, schrie er atemlos und bestürzt über die Stärke des Alten.
»Der Mann, der mir das Genick umdreht, muß erst noch geboren werden!«
Mark erinnerte sich etwas zu spät daran, daß Sedeman trotz seines Alters seit vierzig Jahren wegen seiner Körperkraft gefürchtet war.
»Versuchen Sie es nur, mir nahe zu kommen, mein Junge«, sagte er drohend zu Mark. »Dann gebe ich Ihnen einen Kinnhaken, daß Sie denken, Sie haben einen Puff von einer Dampfwalze gekriegt! Ich mag alt sein, aber ich habe noch Kraft!«
»Ja, Sie haben noch gute Muskeln - Sie Methusalem!«
»Das ist ein Kompliment für mich. Ich weiß, daß ich Ihnen da für fünf Pfund Koks ins Feuer geschüttet habe, aber das ist ein gemeines Zeug, mein Junge. Die Leute, die das nehmen, töten sich und andere oder enden im Irrenhaus. Wenn Sie mich schon in Versuchung bringen wollen, dann bieten Sie mir lieber einen recht guten, alten schottischen Whisky an - dafür bin ich zu haben.«
Plötzlich hörten sie eilige Schritte, und gleich darauf trat Tiser atemlos ein. Er war bleich und aufgeregt und konnte zuerst kein Wort hervorbringen. Mark wandte sich an Sedeman.
»Wie sind ja fertig miteinander - nehmen Sie Ihr Geld und verduften Sie.«
Der Alte steckte zufrieden auch den zweiten Schein ein, der ihm gereicht wurde; Mark hatte durch die Störung vergessen, daß er Sedeman schon eine Zehnpfundnote gegeben hatte. Aber der Alte zögerte noch zu gehen.
»Sie brauchen sich vor mir nicht zu genieren - Sie können in meiner Gegenwart ruhig alles sagen.«
Mark klingelte. Gleich darauf erschien der Hausmeister.
»Bitte, begleiten Sie Mr. Sedeman zur Haustür.«
Als sich die Tür geschlossen hatte, wandte sich Mark unwillig an Tiser.
»Was gibt es schon wieder?«
»Einer dieser Kerle hat der Polizei alles gesteckt«, sagte Tiser, der sich nur mühsam erholte.
»Was für ein Kerl?«
»Es ist einer von denen, die Bradley beiseite bringen wollten - es ist der Fahrer.«
Mark runzelte die Stirn.
»Wen meinst du? Was hat denn der verraten können?«
Als Tiser den Namen nannte, erinnerte sich Mark. Es war ein kürzlich aus dem Gefängnis entlassener Lastwagenfahrer, der früher in seinen Diensten gestanden hatte.
»Die ganzen Autokolonnen der Polizei sind angesetzt, um unsere Depots auszukundschaften«, sagte Tiser zitternd. »Unsere einzige Hoffnung ist, daß dieser Kerl nicht angeben kann, wo der Stoff liegt. Er weiß nur, daß es eine Garage in London ist. Bradleys Leute sind dabei, alle Garagen systematisch zu durchsuchen. Und gestern ist doch die größte Lieferung gekommen, die wir jemals erhalten haben ...«
Mark brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
»Sie haben schon die letzte Woche Garagen durchsucht.«
Die Situation war gefährlich. Wenn die Polizei wirklich wußte, welche Mengen Rauschgift in der letzten Zeit durch ihn verteilt worden waren, dann drohte ihm der Ruin, Gefängnis, Zuchthaus ... Das Unglück konnte sofort
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