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065 - Überfallkommando

065 - Überfallkommando

Titel: 065 - Überfallkommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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hören.«
    Ann schüttelte den Kopf.
    »Es war der Klang einer Violine.«
    »Einbildung!«
    Aber plötzlich hörte auch Mark die leisen Töne. Es war die Melodie, die Li immer gespielt hatte, und sie fuhr an der Stelle fort, an der Ann aufgehört hatte.
    Die Klänge kamen vom nächsten Raum - von Marks Schlafzimmer.
    »Jemand hält uns zum besten«, sagte McGill und ging vorwärts. Aber die Tür seines Schlafzimmers öffnete sich langsam, und in den Lichtkreis trat ...
    »Li Yoseph!« rief Mark entsetzt.
    Der Alte war ein wenig grauer und ging etwas gebückter als früher; seine Haare waren unordentlicher. Die Astrachankappe sah schmutziger und abgetragener aus. Li trug die Geige unter dem Arm und hielt den Bogen in seiner Hand.
    Ann hatte sich von dem Klaviersessel erhoben und beobachtete Erscheinung. Tiser sehne entsetzt auf und fiel zu Boden. Das Gesicht verbarg er in den Armen.
    »Fort! Fort ...! Du bist doch tot ... auf sechs Schritte!«
    »Li Yoseph!« keuchte Mark atemlos.
    Der alte Mann zeigte seine Zähne in einem merkwürdigen Lachen.
    »Ach, der gute Mark! Und der gute Tiser! - Kommt nur herein, meine lieben Kleinen!« Er winkte seinen unsichtbaren Begleitern.
    »Seht, hier sind gute Freunde von Li Yoseph ... Siehst du, Henry? Das ist der gute Mark.«
    »Woher - woher kommst du denn?« fragte Mark heiser.
    »Von all den bekannten Plätzen.« Der alte Mann lachte unheimlich. »Du kommst doch bald nach Lady's Stairs, Mark? Und Sie, meine liebe junge Dame, wollten mich doch auch besuchen? Sicher werden Sie bald zu mir kommen.«
    Weiter sagte er nichts. Mit schlürfenden Schritten ging er quer durch das Zimmer. Mark hatte nicht die Kraft, ihn aufzuhalten; er beobachtete nur starr, wie der Alte den Raum verließ. Bald darauf fiel die Tür ins Schloß.
    Dieses Geräusch schien Mark aus seinem traurigen Zustand zu wecken. Er eilte zur Tür und lief die Treppe hinunter - aber er konnte nichts mehr von Li Yoseph sehen. Als er ins Wohnzimmer zurückkam, läutete schrill das Telefon. Er ging zum Apparat.
    »Sind Sie dort, McGill?« hörte er eine bekannte Stimme. »Hier ist Inspektor Bradley. Ich spreche von Scotland Yard aus. Wir haben in Erfahrung gebracht, daß Li Yoseph wieder in London aufgetaucht ist - ich wollte Sie nur warnen.«
    »Warum wollten Sie mich denn warnen?« fragte Mark erregt.
    »Wenn Sie das nicht wissen, weiß ich es auch nicht«, war die geheimnisvolle Antwort.

Kapitel
16
    In der Umgebung von Lady's Stairs verbreitete sich das Gerücht mit Windeseile. Li Yoseph war zurückgekommen!
    Jedermann wußte nun, warum die Nachforschungen nach ihm eingestellt worden waren. Wie ähnlich sah es dem alten Li, der Polizei soviel Umstände zu machen und bis zur letzten Minute zu warten, bis er sich wieder zeigte!
    Niemand hatte ihn bisher gesehen, aber die etwas unordentliche Mrs. Shiffan, die ihm früher den Haushalt besorgt und allerlei Botengänge für ihn gemacht hatte, war mit ihrem Mann nach Lady's Stairs gekommen und hatte feierlich die Tür geöffnet. Am Abend vorher hatte man ihnen die Schlüssel mit einer schriftlichen Mitteilung zugeschickt, daß sie die Wohnung in Ordnung bringen sollten.
    Mr. Shiffan, der häufig im Gefängnis gesessen hatte, wurde plötzlich ein Mann von Bedeutung; aber auch er konnte nach seiner Rückkehr von Lady's Stairs nichts Näheres über Li Yoseph berichten.
    Ann Ferryman war nicht im mindesten über das Auftauchen Li Yosephs bestürzt, im Gegenteil, sie interessierte sich lebhaft für ihn; aber zu ihrem größten Erstaunen hatte sie beobachtet, welch sonderbare Wirkung das Wiedererscheinen dieses Mannes auf Mark McGill und Tiser ausübte. Mark war in düsterer Stimmung, brütete vor sich hin und sprach kaum. Als sie einmal zu ihm hinüberging, sah sie im Kamin einen Aschenhaufen verbrannten Papiers.
    Tiser war ja schon immer aufgeregt gewesen. Er war niemals ganz nüchtern und niemals richtig betrunken; aber seine Äußerungen waren jetzt zusammenhangloser und verwirrter denn je.
    Es war eigentlich kein besonderer Grund für Marks schlechte Laune vorhanden, denn die ihm unmittelbar drohende Gefahr war vorübergegangen. Durch einen unverhofften Glückszufall war es ihm gelungen, einen Insassen des Versorgungsheims zu bestimmen, den gefährlichen Transport nach Bristol zu übernehmen. Der Mann fuhr gerade rechtzeitig ab - eine halbe Stunde später kam die Polizei und durchsuchte die Garage bis in den letzten Winkel.
    Mark rühmte sich, daß er eiserne Nerven besitze;

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