0650 - Bestien in New York
Mir stand noch kein Wagen zur Verfügung und ich durfte die beiden nicht einfach losfahren lassen.
Was sollte ich tun?
Die Entscheidung musste ich innerhalb von Sekunden fällen. Das schaffte ich auch und hoffte stark, dass mich Nadine Berger jetzt nicht im Stich ließ und mitspielte.
Ich ging vor, pfiff ein Liedchen vor mich hin, tat harmlos und rief dann ihren Namen, wobei ich bewusst in eine andere Richtung schaute und mich langsam umdrehte.
»Wer ist das?« Trevayne zischte die Frage.
»Ein - ein Bekannter.«
»Das war nicht abgemacht.«
»War denn etwas abgemacht?«
»He«, rief ich laut, »da bist du ja, Nadine!« Ich lief auf sie zu und legte ihr einen Arm auf die Schultern. »Wer ist der Gent? Willst du mich nicht vorstellen?«
»Nein, das ist nicht nötig!«, erklärte Trevayne. Er wollte wieder in seinem Fahrzeug verschwinden, ich aber war schneller und stand neben ihm, bevor er die Tür zudrücken konnte.
»Was ist denn, Mister? Seien Sie doch nicht so unfreundlich. Wir werden gemeinsam einen Drink nehmen.«
Er funkelte mich an. Seine Augen schimmerten sehr hell. Trevayne war ein Typ, der Gewalt ausströmte. Es gibt ja diese Art von Menschen, die sich nur schwer zurückhalten können, und Trevayne, der Killer, gehörte dazu.
»Mann, reden Sie nicht so lange herum. Nadines Freunde sind auch die meinigen.«
»Ich will nicht.«
»Sie wollen fahren?«
»Ja.«
»Aber die Nacht ist…«
»Es ist mir scheißegal, wie die Nacht ist, Mister. Lassen Sie die Tür los, sonst klemme ich Ihnen die Finger ein.«
Ich ließ sie nicht los und sagte stattdessen: »Auch ich würde Morgana Layton gern einen guten Abend wünschen.«
Er blieb starr sitzen und sah aus, als müsste er sich die Worte erst durch den Kopf gehen lassen.
»Nun?«
»Du bist keiner von uns«, sagte er leise.
»Woher weißt du das?«
»Ich merke es, ich…« Plötzlich trat er zu. Auf seine Hände hatte ich geachtet, nicht auf die Füße.
Der Tritt erwischte mich am Schienbein und tat höllisch weh. Ich konnte mich nicht halten, prallte mit dem Rücken gegen einen anderen Wagen und sah, dass der andere starten wollte. Wenn ein Killer wie Trevayne flüchtete und sich nicht wehrte, dann hatte er etwas zu verbergen.
Nadine war schneller. Sie rannte auf den Wagen zu und sprang auf die Motorhaube.
Noch fuhr der Mann nicht, er musste den Motor erst starten, und Nadine trat gegen die Frontscheibe, ohne sie allerdings zerstören zu können. Ich hatte mich mittlerweile gefangen, hielt meine Waffe in der Hand und richtete sie auf das Fahrzeug.
Wie unter Zwang drehte Trevayne den Kopf, sah in die Mündung und hörte meinen Befehl.
»Steigen Sie aus!«
Trevayne lachte. »Bist du ein Bulle?«
»Möglich!«
Er stellte den Motor wieder ab, stöhnte auf und nickte, bevor er sich aus dem Wagen schob. Ich stand schon an der Kühlerhaube. Meine Beretta blieb auf ihn gerichtet.
Er schlug die Tür zu. »Hören Sie mal, Mister, weshalb bedrohen Sie mich mit der Waffe? Was habe ich getan? Was habe ich Ihnen getan, zum Teufel?«
»Sie sind zumindest ein mehrfacher Mörder!«
»Das wissen Sie genau?«
»Und ob.«
Er grinste breit und frech. »Dann mache ich Ihnen einen Vorschlag. Liefern Sie mich doch den Bullen aus.«
»Waren Sie da nicht schon einmal?«
»Könnte sein.«
»Okay, Trevayne, kommen Sie langsam näher und versuchen Sie keine Tricks. Ich verrate Ihnen etwas. Diese Beretta, die ich festhalte, ist mit geweihten Silberkugeln geladen. Besondere Kugeln, die nicht jede Waffe verschießt. Geschosse, die eine besondere Wirkung auf schwarzmagische Wesen haben. Ein Werwolf überlebt einen derartigen Treffer nicht, das kann ich Ihnen versprechen. Vampire sind ebenfalls dagegen allergisch. Sieht nicht gut für Sie aus, Mister.«
Er hob die Schultern. Ohne zu sprechen setzte er sich in Bewegung und schritt auf die Mitte des Parkplatzes zu. Vielleicht war es ein Zufall, möglicherweise aber auch nicht, jedenfalls blieb er an der Stelle stehen, die besonders stark vom Schein des Mondes ausgeleuchtet wurde.
»Es dauert nicht mehr lange bis Mitternacht!«, flüsterte mir Nadine Berger zu.
»Verstanden.«
Trevayne drehte sich. Er tat dies mit sehr langsamen und auch sehr sicher wirkenden Bewegungen.
Manchmal konnte ich dabei in sein Gesicht schauen, das auch weiterhin menschliche Züge aufwies, jedoch eine Farbe angenommen hatte, die irgendwo zwischen Blau und Gelb lag und ungewöhnlich schimmerte.
Das Mondlicht traf ihn voll. Er ließ
Weitere Kostenlose Bücher