0653 - Alfreds kleiner Horror-Laden
Gesicht blieb sehr ernst. »Es sind keine Märchen, das musst du mir glauben.«
Alice überlegte. Die Worte ihrer Schwester waren mit einem nahezu erschreckenden Ernst gesprochen worden. »Aber was steckt dahinter?«, fragte sie.
»Eine Hexe, eine Zauberin!«, lautete die Antwort. »Sie hat das Kleid damals getragen. Der Stoff ist noch von ihrem Geist durchweht, verstehst du? Nur der Käufer darf das Kleid anziehen, das hat man mir ausdrücklich gesagt. Sei vernünftig, Mädchen.«
»So etwas glaubst du?«
»Ja, verflucht, ich glaube es.«
»Nein, das ist Unsinn, Tilly, das ist…« Alice verschluckte die folgenden Worte. Übergangslos verlor ihr Gesicht die gesunde Farbe, sie wurde bleich.
»Was ist mit dir?«
»Weiß nicht, Tilly. Ich - es ist so anders.«
»Zieh es aus, Alice!«
»Kann nicht!«, jammerte sie. »Ich - ich schaffe es nicht mehr. Nein, ich kann es nicht. Es hat Kraft über mich. Es engt mich ein, ich kriege keine Luft mehr.« Ihre Hände fuhren hoch zum Hals, umklammerten ihn, sie begann zu würgen.
Tilly wollte vorlaufen und ihrer Schwester das Kleid vom Körper reißen, aber Alice brüllte sie mit einer furchtbarer Stimme an. »Fass mich nicht an! Fass mich nicht an!« Ihr Gesicht hatte sich schrecklich verändert. Die Haut sah aus wie mit grauer Asche bedeckt. Die Augen wollten aus den Höhlen treten. Der Mund stand offen und plötzlich begann der Stoff des Kleides zu knistern.
Das war erst die Vorstufe zu den weiteren schrecklichen Vorgängen, denn unter dem Saum des Kleides schlugen kleine Flammenzungen hoch. Zuerst nur fingerlang, im nächsten Augenblick erreichten sie die Länge eines Arms. Sie züngelten in die Höhe und stießen gegen das Gesicht der Alice Erskine.
Sie schrie!
Nie hatte Tilly jemanden fürchterlicher schreien hören als ihre Schwester, die von einem wahren Kranz von Flammen umhüllt war, die weder Wärme noch Rauch abgaben. Die Frau brannte im Feuer der Hölle oder in dem Erbe, was die erste Trägerin hinterlassen hatte.
Alice taumelte schreiend durchs Zimmer, näherte sich dem breiten Bett, stieß dagegen und fiel brennend auf das Laken. Nichts entzündete sich, nur die Frau und das Kleid brannten.
Aber es verging nicht. Kein Aschestäubchen fiel zu Boden. Die Flammen produzierten nur sich selbst und sorgten dafür, dass andere vergingen.
Alice würde sterben und Tilly stand da und schaute zu. Eigentlich hätte sie um ihre Schwester weinen müssen, nicht einmal das gelang ihr. Sie blickte auf die Gestalt, die nicht mehr schrie und sich furchtbar verändert hatte, denn Alice war zusammengeschrumpft wie eine Mumie. Und so blieb sie auch liegen.
Allmählich zogen sich die Flammen zurück. Sie nahmen die Länge von Fingern an, dann waren sie ganz verschwunden, als hätten sie sich unter dem Kleid versteckt.
Mit sehr bedächtigen Schritten ging Tilly Erskine auf das Bett zu. Aus dem weit geschnittenen halbrunden Ausschnitt des Kleids schauten ein schwarz verbrannter Hals und das bleich aussehende Gesicht. Das war keine Haut mehr.
Tilly strich darüber hinweg. Es knisterte, als würde sie dünnes Papier berühren. Die Asche konnte mit einem Staubsauger weggesaugt werden! Nichts würde je an eine Frau erinnern, die dreißig Jahre gelebt hatte. Es war vorbei, aus…
Eigentlich hätte Tilly zusammensinken und weinen müssen. Selbst das konnte sie nicht. Sie war innerlich eine andere Person geworden. Jemand, der kaum Gefühl besaß und nur an seinen eigenen Vorteil dachte und natürlich an das Kleid.
Sie würde es anziehen, egal, was auch geschehen war. Und sie würde darin wie eine Königin auftreten, denn dieses Prunkstück war nicht nur einfach ein Kleid, sie sah es auch als einen Mantel an, der sie vor vielen Anfeindungen schützte.
Nicht einmal die Augen ihrer Schwester sah sie. Alles war im magischen Feuer verbrannt.
Tilly räusperte sich, als sie das Zimmer verließ und aus der Abstellkammer einen Staubsauger holte.
Es war schlimm, einfach grauenhaft, was sie tat, aber sie musste es tun. Alice zählte nicht mehr, sie aber um so mehr. Und natürlich das besondere Kleid…
***
Das Beil war da, das Beil wollte uns töten. Nur deswegen war es zurückgekehrt. Meiner Ansicht nach gehorchte es gewissen Befehlen, die es auf die Reise geschickt hatten.
Bill hatte sich in Deckung geworfen. Ich sah noch, wie er über den Boden rollte.
Auch Suko war mit einem Sprung zur Tür hin gehuscht. Ich tauchte ebenfalls unter und schnappte mir einen der schweren Stühle,
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