0654 - Wo Deborah den Teufel trifft
verschweigen Sie uns etwas?«
Debbie schaute zu Boden. Sie wollte uns nicht mehr ansehen. Dann räusperte sie sich. »Es ist alles so schrecklich, wissen Sie - ich - ich finde mich nicht mehr zurecht.«
Jessica stand auf, ging zu ihr und legte ihre Hände auf Debbies Schultern. »Ich will dir mal etwas sagen, meine Liebe. Wenn du zu jemanden Vertrauen haben kannst, dann bitte zu uns. Wir werden dir nichts tun, denn wir sind nur zu dir gekommen, um dir zu helfen. Du kannst uns voll vertrauen. Du musst es sogar. John Sinclair ist nicht irgendjemand. Er ist ein Mann, der sich darauf versteht, gewisse Probleme zu lösen. Wirklich, Debbie, vertraue uns.«
»Das ist aber so schwer.«
»Spring über deinen eigenen Schatten.«
»Ja, ja, aber…«
»Bitte, Debbie, kein Aber.«
»Du hast im Prinzip schon Recht, Jessica. Vielleicht sollte ich zuvor mit meinem Verlobten reden.«
»Der ist nicht hier.«
»Er wird bald kommen und mir einen Rat geben können. Ich habe mich immer mit ihm besprochen.«
»Debbie, bitte. Ich will nichts gegen deinen Verlobten sagen. Aber hat er dir helfen können?«
»Noch nicht…«
»Wir möchten dir aber helfen und wir sind davon überzeugt, dass wir es schaffen. Sonst hätten wir dich nicht besucht.«
»Das glaube ich mittlerweile auch.«
»Deshalb musst du sagen, was du weißt. Bitte…«
Sie fing an zu weinen, beugte sich nach vorn und legte ihren Kopf gegen Jessicas Schulter. Sie drehte sich um, damit sie mich anschauen konnte. Ihr Blick bestand aus einer einzigen Frage und auch ich konnte ihr nicht helfen.
»Debbie, was ist?«, fragte sie nach einer Weile. »Du musst dich jetzt zusammenreißen, so schwer es dir auch fällt.«
»Ja, ja!«, rief sie schluchzend. »Aber was wisst ihr denn? Gar nichts wisst ihr, überhaupt nichts!«
»Du könntest uns dabei helfen, etwas zu wissen.«
»Ich - ich will es versuchen.«
»Dann los!«
Deborah Caine schnäuzte die Nase und zeigte zur Tür. »Wir müssen in mein Schlafzimmer gehen.«
»Gut.«
Während ich aufstand, stellte ich eine Frage. »Sagen Sie, wohnen Sie allein hier?«
»Ja, meine Eltern sind für ein Jahr verreist. Mein Vater hat in den Staaten zu tun.«
»Ach so.«
Sie ging vor. Jessica schritt neben ihr her und hielt die Freundin an der Hand umfasst. Im Schlafraum war das Bett noch zerwühlt. Keinen von uns interessierte es. Wir folgten Debbie Caine zur Tür eines begehbaren Kleiderschranks.
Davor blieb sie stehen, die Hand schon auf den Knauf gelegt. Sie wollte etwas sagen und ich nickte ihr aufmunternd zu.
»Es - es ist so. Ihr werdet gleich etwas sehen, das so furchtbar ist, und ich kann nur sagen, dass ich es nicht getan habe. Ich weiß selbst nicht, wie alles passierte.«
»Ruhig, Debbie, ganz ruhig. Wir werden die Sache schon in den Griff bekommen.«
»Ich weiß nicht…«
Die Tür klemmte etwas, als Debbie öffnete. Sie selbst betrat den dahinter liegenden schmalen Raum nicht, blieb an der Tür stehen, kalkweiß im Gesicht, heftig atmend.
Ich ging an ihr vorbei. Jessica stand bereits hinter der Tür, ohne sich zu rühren.
Unbeweglich schaute sie den Gegenstand an, der an einem der Regalfächer lehnte und mit seiner Spitze ein Loch in den hellen Teppichboden gedrückt hatte.
Es war ein Schwert mit blutverkrusteter Klinge!
***
Das war ein echter Hammer, ein Tiefschlag, mit dem selbst ich nicht gerechnet hatte.
Neben mir bewegte sich Jessica. Sie drehte mir ihr Gesicht zu. Bevor sie eine Frage stellen konnte, raunte ich: »Geh zu ihr. Sie braucht jetzt deine Hilfe.«
Ich hörte sie atmen. »John, glaubst du auch, dass Deborah mit dem Schwert gemordet hat?«
»Was ich glaube oder nicht, weiß ich nicht. Aber sie wird uns einiges zu erklären haben. Bitte, lass mich allein. Gib auf sie Acht, Jessica.«
»Okay, John.«
Als sie den schmalen Raum verlassen hatte, kümmerte ich mich um die Waffe.
Die Blutflecken waren nicht mehr frisch. Sie hatten auf dem Metall eine schorfige Kruste gebildet, ein Beweis dafür, dass die Tat etwas länger zurücklag.
Natürlich dachte ich sofort an den Mord, dem der Skater zum Opfer gefallen war. Das lag zeitlich gesehen so lange zurück, dass sein Blut bereits eingetrocknet sein konnte.
Vor der Waffe ging ich in die Hocke. Da Jessica die schmale Tür nicht geschlossen hatte, hörte ich, wie die beiden Frauen miteinander flüsterten.
Ich ließ meine Hand über die Klinge gleiten. Sie glänzte in einem hellen Blauton, unterschied sich somit von der Farbe eines normalen
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