0654 - Wo Deborah den Teufel trifft
Schwerts, das eigentlich dunkler war.
Deshalb traten auch die Blutflecken so stark hervor. Und sie hatten sich auf der gesamten Länge verteilt. Kleine Spritzer befanden sich ebenso dicht unter dem Griff wie fast an der Klingenspitze.
Ich hob die Waffe an.
Sie war ziemlich schwer und für eine Frau relativ schlecht zu führen, denn Debbie gehörte nicht eben zu den kräftigsten Personen. Aber sie würde eine derartige Waffe halten können. Dann brauchte ein Skater nur gegen sie zu fahren.
In der Theorie stand für mich die Tat bereits fest. Aber in der Praxis? Stimmte sie mit der Theorie auch überein?
Ich musste Deborah Caine fragen und hoffte, auch Antworten zu erhalten.
Ich nahm das Schwert und betrat mit der Waffe in der Hand das Schlafzimmer. Die beiden Frauen saßen wie Puppen auf dem Bett. Sie starrten mir entgegen.
Als Deborah mich mit der Waffe sah, fing sie an zu zittern, sprang in die Höhe und streckte mir ihre Hände entgegen. »Ich war es nicht!«, kreischte sie. »Ich habe ihn nicht getötet! Das müssen Sie mir glauben! Nein, ich war es nicht!«
Ihre Stimme überschlug sich. Jessica hatte Mühe, die Freundin zu bändigen und sie wieder auf das Bett zu ziehen, wo Deborah weinend hocken blieb und sich zunächst einmal beruhigen konnte.
Jessica Lang sah mich an. »Jetzt denkst du wahrscheinlich das Gleiche wie jeder Polizist.«
»Was denke ich denn?«
»Dass sie die Mörderin ist.«
»Es weist einiges darauf hin.«
»Stimmt, John, aber ich glaube nicht, dass sie den Jungen getötet hat. Nein, das nehme ich dir nicht ab.«
»Ich habe davon nichts gesagt.«
»Das zwar nicht, doch ich kann deine Gedanken lesen.«
»In der Tat denke ich darüber nach. Es ist auch kein Fehler. Ich bin Polizist, ich muss mich an bestimmte Fakten halten. Die weisen nun einmal auf Deborah als Täterin hin. Da kannst du sagen, was du willst. Ich habe auch an eine andere Möglichkeit gedacht.«
»Und welche?«
»Dass sie von der Tat nichts weiß. Sie hat diesen Earl Flynn umgebracht, ohne es selbst gemerkt zu haben. Mittlerweile habe ich den Eindruck, dass dieser Fall immer komplizierter wird.«
»Nichts dagegen, John. Ich möchte nur von dir wissen, was du jetzt tun willst. Sie mitnehmen und verhaften?«
»Das müsste ich eigentlich.«
»Weshalb tust du es nicht?«
»Weil ich mir auch nicht sicher bin. Ich sagte dir doch schon, dass der Fall kompliziert ist. Ich werde gehen und die Waffe untersuchen lassen. Der Kollege Hagen wird bestimmt noch im Ort sein.«
»Was ist mit ihr?«
»Sie kann hier im Haus bleiben. Aber nur im Haus, hörst du, Jessica? Du bist mir dafür verantwortlich.«
Jessica Long schaute mich für eine Weile an. Dann huschte ein Lächeln über ihre vollen Lippen.
»Ich danke dir, John. Ja, ich danke dir aus ganzem Herzen.«
»Wofür, bitte?«
»Für dein Verständnis. Ich glaube nicht, dass du es bereuen wirst. Mein Gefühl sagt mir, dass Debbie den Mord nicht begangen hat, auch wenn die Indizien gegen sie sprechen.«
So optimistisch gab ich mich nicht. »Wir werden sehen«, sagte ich. Neben den beiden blieb ich stehen.
Deborah Caine wagte nicht, ihren Kopf zu heben und mir ins Gesicht zu schauen. Leise weinend blickte sie zu Boden. Ich fühlte mich gezwungen, ihr einige Worte zu sagen. »Keine Sorge, meine Liebe, wir werden schon alles wieder in die Reihe bekommen.«
»Hoffentlich«, schluchzte sie.
Mit der Waffe in der Hand verließ ich das Zimmer. Jessica rief hinter mir her: »Was sollen wir denn diesem Verlobten sagen, wenn er hier erscheint?«
»Am besten nichts.«
»Er wird Fragen stellen.«
Ich hob die Schultern. »Möglicherweise bin ich bis dahin schon wieder zurück.«
»Ja, das wäre gut.«
Ich verließ das Haus, trat in die Wärme und setzte mich in den noch wärmeren Rover.
Nachdenklich fuhr ich den Weg zurück in den Ort. Das Schwert lehnte neben mir am Beifahrersitz…
***
Auf der Hauptstraße befanden sich noch immer zahlreiche Menschen, die über den schrecklichen Vorfall diskutierten. Mein Rover fand in einer markierten Parkfläche einen Platz. Dort störte er niemanden. Das Schwert ließ ich zunächst im Wagen und winkte einen der Polizisten herbei. Ihn fragte ich nach Chris Hagen.
»Der Inspektor hält sich im Hotel Seaview auf.«
»Danke. Was tut er dort?«
»Dort ist sein Hauptquartier.«
»Wie komme ich dorthin?«
»Fahren Sie in Richtung Strand, dann werden Sie das Hotel sehr bald sehen, Sir.«
»Danke.«
Ich kletterte wieder in meinen Rover
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