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0655 - Der Fund

0655 - Der Fund

Titel: 0655 - Der Fund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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entstanden, mit der sie nicht gerechnet hatte, obwohl sie es hätte tun müssen. Schließlich kannte sie die Dörfler und deren Feste. Da wurde oft gesoffen bis zum Umfallen. Leider gingen die jungen Leute mit schlechtem Beispiel voran.
    Die Nacht war feucht geworden. Aus dem Zelt hörte sie das Grölen der jungen Männer. Ronny Orwell war schon wieder obenauf. Er sprach von seiner Rache und davon, dass er sich die Kleine holen würde.
    Ein Maulheld, den andere sicherlich stoppen würden, wenn er durchdrehte.
    Helen wollte nicht mehr in Zeltnähe bleiben. Sie sehnte sich nach einem Bett, zuvor nach einer Dusche, um all den Zeltschmutz vom Körper zu spülen. Unter der Plane hatte sie die beiden Stunden einfach als widerlich empfunden.
    Bellings selbst lag in einer nahezu dumpfen Stille. Wer von den Bewohnern noch auf den Beinen war, der hielt sich im Zelt auf oder war auf dem Heimweg.
    Helen befand sich allein auf der Straße.
    Auf einmal fröstelte sie und das lag nicht nur an der nächtlichen Kühle. Sie fühlte sich zudem nicht wohl. Vielleicht lag es daran, dass ihr der ansonsten so vertraute Ort fremd vorkam. Nicht nur, weil sie ihn länger nicht besucht hatte, nein, es lag da eine Atmosphäre zwischen den Häusern, die ihr überhaupt nicht schmeckte. Woran es lag, konnte sie nicht sagen.
    Leider lag das elterliche Haus am anderen Ende des Ortes. Sie musste noch eine Strecke gehen, hätte auch abkürzen können, aber da wäre es noch einsamer geworden.
    Die Laternen gaben ein bläulichweißes Licht ab, das die Dunkelheit aufriss. Helen eilte von einer Lichtinsel zur anderen. Sie wollte stets so schnell wie möglich die dunklen Lücken überbrücken.
    Der Lärm aus dem Zelt war längst hinter ihr zurückgeblieben. Ab und zu hörte sie noch ein paar Musikfetzen.
    Auf einmal war der Mann da.
    Helen konnte nicht einmal sagen, wo er sich aufgehalten hatte. Wahrscheinlich in einem der Vorgärten, den er lautlos verlassen hatte. Er stand nicht ganz im Licht, hielt sich an seinem Randstreifen auf und wirkte wie eine bleiche Puppe. Licht fiel auch noch auf die linke Gesichtshälfte, wo etwas Bleiches hervorgetreten war, das aussah wie Gebein.
    Das Mädchen schloss die Augen, öffnete sie sofort wieder, weil sie es kaum glauben konnte.
    Er war noch immer da.
    Helens Lippen zuckten. Sie überlegte, ob sie die Gestalt schon einmal gesehen hatte. Nein, bestimmt nicht hier im Dorf. Er war ein Fremder, ein Furchtbarer, denn als er einen Schritt vorging, erkannte sie sein Aussehen und glaubte, durchdrehen zu müssen.
    Ihr Schrei zerschnitt die Stille. Dann rannte sie weg. Nur weg von diesem furchtbaren Platz.
    Sie lief über das feuchte Pflaster, rutschte ein paar Mal aus, fing sich wieder, schnellte hoch und lief durch den Ort, als wäre er ihr völlig fremd.
    Dass sie ihr elterliches Haus erreichte, kam ihr erst zu Bewusstsein, als sie gegen die Außenmauer stieß, die das Grundstück umgab. Hier blieb sie stehen und atmete heftig, eine Hand gegen die Kehle gepresst, die andere zur Faust geballt. Helen wusste nicht, was sie gesehen hatte, ihr war nur klar gewesen, dass sie es nicht geträumt hatte. Irgendjemand hatte das Dorf erreicht, und dieser Jemand war gefährlich. Das wusste sie, obwohl sie nicht von ihm angegriffen worden war.
    Wo war die Gestalt?
    Helen schaute vom Tor zurück, ohne den Fremden allerdings sehen zu können. In ihrer Kehle brannte es. Helen überlegte. Im Haus befand sich nur ihre Großmutter väterlicherseits, die Eltern waren noch auf dem Fest.
    Sollte sie die alte Frau wecken? Nein, sie wollte ihr keinen Schreck einjagen, denn sie musste so rasch wie möglich die Polizei alarmieren. Das wollte sie vom Haus her und nicht erst zur Wache laufen, wo sich bestimmt keiner mehr aufhielt, denn der Konstabler war bekannt dafür, dass er kein Fest ausließ.
    Das Tor war nicht abgeschlossen. Sie drückte es nach innen - und stand plötzlich im Licht.
    Nein! schrie es in ihr. Nein, nicht schon wieder. Das ist ja, das ist furchtbar…
    Sie drehte sich um, weil sie das Zuschlagen eines Wagenschlags gehört hatte.
    Das Fahrzeug parkte nicht weit von ihr entfernt. Es war ein Lieferwagen, aus dem soeben einige Männer stiegen. Auch sie waren Fremde. Einer blieb im Fahrerhaus und löschte das Licht, als die anderen auf die schreckensstarre Helen zugingen.
    »Hallo«, wurde sie angesprochen. »Haben Sie für uns ein wenig Zeit, junge Lady?«
    Helen schaute sich den Mann an. Er sah widerlich aus. Der Mund erinnerte an

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