0655 - Der Fund
ein Fischmaul.
»Nein, ich will nach Hause. Ich wohne hier. Wenn Sie jetzt…«
»Wir wollen nichts von Ihnen. Wirklich nur ein paar Fragen stellen, die uns am Herzen liegen.«
»Ich kann Ihnen nichts sagen.«
»Da sind wir anderer Meinung, Lady. Wir haben Sie nämlich beobachtet. Wie wäre es, wenn wir hier von der Straße wegtreten? Ich finde, dass wir uns hinter der Mauer ebenso gut unterhalten können.«
»Aber…«
Das Fischmaul nickte nur. Zwei andere Männer drängten Helen gegen das Tor. Es schwang durch den Druck nach innen und quietschte noch so wie früher.
Die neblige Finsternis des Gartens umgab sie wie ein Sack. Helen Friar fühlte sich in die Enge gedrängt. Sie kannte diese Männer nicht, doch von ihnen strömte etwas aus, das ihr gar nicht gefiel. Es war der Hauch der Bedrohung, der anschleichenden Gefahr.
Einer zog das quietschende Tor wieder zu. Die anderen vier Männer umstanden Helen so eng, dass diese keine Chance hatte zu fliehen, auch wenn sie es gewollt hätte.
Die Blicke der Fremden bohrten sich in ihr Gesicht. Nichts regte sich in ihren Gesichtern. Ein böser Ausdruck, wie Helen ihn bisher noch nie gesehen hatte.
Das Fischmaul entpuppte sich als der Wortführer. Er ging zum vertraulichen Tonfall über, während zwei Fingerspitzen über ihre linke Brust fuhren und dort kleine Kreise zeichneten. »Du kannst wählen, Lady«, flüsterte er. »Entweder stellst du dich auf unsere Seite, oder es ist vorbei. Aber auch mit dir.«
Helen stand unbeweglich. Sie merkte nicht einmal die schamlose Attacke der Fingerspitzen. »Ich ich kenne Sie nicht. Was wollen Sie von mir? Ich weiß nicht, wer Sie sind.«
»Stimmt, wir gehören nicht hierher. Aber wir haben hier etwas zu erledigen.« Die dicken Lippen des. Mannes schimmerten feucht vor Speichel. »Wir suchen einen Mann.«
»Was?«, flüsterte sie.
»Einen Mann, Lady, einen außergewöhnlichen Mann. Und wir sind der Meinung, dass du ihn gesehen hast.«
Helen Friar überlegte. Es gab zahlreiche Männer, die sie in der letzten Zeit gesehen hatte. Im Festzelt, auch am Nachmittag, als die Übungen stattfanden.
»Überlege nicht zu lange, Lady.«
»Aber ich…«
»Du bist gerannt«, flüsterte das Fischmaul. Seine Hand sank nach unten. »Du bist sogar sehr gerannt.« Er holte eine Pistole hervor. »So gerannt, dass wir annehmen mussten, jemand wäre hinter dir her gewesen. Aber wir sahen niemanden. Deshalb sind wir davon ausgegangen, dass du etwas gesehen haben musst, Lady.« Er drückte die Mündung der Waffe gegen Helens linke Wange. »Ja, du musst etwas gesehen haben, das auch uns interessiert. Streite es nicht ab.«
Endlich begriff sie. Und als Helen mit ihren Überlegungen so weit gekommen war, da fühlte sie sich irgendwie erleichtert. Scharf stieß sie die Luft aus. »Ja, das habe ich.«
In die Augen des fischmäuligen Mannes trat ein gewisser Glanz. »Es ist wunderbar, Lady, weiter so. Wo hast du ihn gesehen?«
Der Mündungsdruck an ihrer Wange irritierte sie zwar, aber sie überwand sich und gab eine Antwort. »Es war mitten im Dorf. Genau an der Hauptstraße. Da habe ich ihn gesehen. Er - er - stand dort plötzlich - wie aus dem Boden gewachsen.«
»Wie schön. Und weiter?«
»Ich - ich hatte Angst, rannte weg.«
»Und der Mann?«
»Weiß ich nicht.«
Auf der Stirn des Fragers erschienen Falten. »Willst du uns erzählen, dass du dich nicht einmal umgedreht hast?«
»Doch - habe ich. Aber ich sah ihn nicht mehr. Warum glauben Sie mir denn nicht!« Ihre Stimme klang verzweifelt.
Das Fischmaul senkte die Waffe. Dann grinste der Mann breit. »Ja, ich glaube dir, Lady.«
Helen nickte nur. Sie weinte und hörte kaum hin, wie der Anführer ihr erklärte, dass sie verschwinden könne. »Geh ins Haus, Lady«, wiederholte er, »und vergiss alles, verstehst du?«
Helen nickte. Sie drehte sich um und rannte auf die Haustür zu. Bis sie den zwischen den Fingern zitternden Schlüssel ins Schloss gesteckt hatte, vergingen ebenfalls Sekunden. Erst im Flur bekam sie die Folgen zu spüren. Ihre Beine gaben nach, sie musste sich an der Wand festhalten, um nicht zu fallen.
»Mein Gott, mein Gott - in was bin ich da nur hineingeraten?« Sie ging mit schweren Schritten weiter und wankte hinein in den Wohnraum. Vor dessen Fenster blieb sie stehen.
Dunkel lag der Garten vor ihr. Die Männer hatten ihn verlassen. Helen konnte sich denken, dass sie ausgeschwärmt waren, um diesen ungewöhnlichen Mann zu suchen.
Schon wollte sie sich vom
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