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0655 - Der Fund

0655 - Der Fund

Titel: 0655 - Der Fund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hier jemand begraben worden war, dann hatte man ihn verscharrt. Nicht mehr und nicht weniger.
    Barney wühlte weiter. Hin und wieder knurrte er. Er schaufelte Lehm, Gras und Erde beiseite, war wie von Sinnen und einfach nicht mehr zu halten.
    Der Förster ließ ihn gewähren. Er hatte kein Werkzeug mitgenommen, um ein Loch ausheben zu können, weil er davon ausgegangen war, dass der Tote nicht sehr tief in der Erde liegen musste.
    Er hatte sich nicht geirrt. Da er mit der Lampe hinstrahlte, sah er sehr bald den bleichen Reflex, den der Lichtkegel hinterließ, als er einen bestimmten Gegenstand traf.
    »Aufhören, Barney!«
    Normalerweise gehorchte der Hund sofort. Hier war er so in Rage geraten, dass Lakeman ihn am Halsband zurückzerren musste, um ihn von seiner Arbeit abzubringen.
    Viel Arbeit hatte ihm Barney nicht übrig gelassen. Der Förster fand einen handlichen Ast und arbeitete sich damit weiter vor. Zusätzlich gebrauchte er seine Hände und wurde immer von Barney scharf beobachtet.
    »Das werden wir gleich haben«, murmelte er. »Keine Sorge, mein Lieber, wir schaffen es.«
    Barney lief um den Förster herum. Er konnte es kaum erwarten, dass er wieder gelobt wurde, aber dafür hatte Lakeman keine Zeit. Sein Herz schlug schneller, als er den makabren Fund betrachtete.
    Der Tote hatte auf dem Rücken gelegen und Barney befreite ihn jetzt von den letzten Erd- und Lehmresten.
    Ein paar verfaulte Blätter zupfte er ebenfalls von den bleichen Knochen ab, schleuderte sie hinter sich und holte tief Luft. Was er sah, ließ ihn zwar nicht an seinem eigenen Verstand zweifeln, aber es war schon unwahrscheinlich. Er wusste nicht, wie lange der Tote im Boden gelegen hatte, jedenfalls lag vor ihm ein fast völlig erhaltenes Skelett, bei dem nur ein Knochen fehlte. Es war der, den Barney seinem Herrn gebracht hatte.
    Kopfschüttelnd blieb der Förster neben dem Skelett knien. Er hob seine Schultern, weil er nicht wusste, was er tun sollte. »Weißt du es nicht, Barney?«, fragte er seinen Hund. »Was meinst du? Was sollen wir mit dem Knochenmann machen?«
    Barney gab eine Antwort, indem er um seinen Herrn herumlief und die Schnauze gegen dessen Körper drückte.
    »Damit kann ich auch nichts anfangen, du Scherzkeks. Na ja, mal sehen.« Lakeman begann damit, das Skelett zu betasten. Schon nach wenigen Griffen wunderte er sich. Er hätte nie für möglich gehalten, dass die einzelnen Knochen dermaßen stark zusammenhingen. Es kam ihm vor, als wären sie festgeleimt worden.
    War das normal?
    Er dachte wieder an seine Zeit als Krankenpfleger. Damals hatte er zwar keine Skelette untersucht, im theoretischen Unterricht aber einiges über den Knochenaufbau des Menschen erfahren und auch über die Widerstandsfähigkeit der menschlichen Knochen. Es dauerte seine Zeit, bis sie zu Staub zerfallen waren, das stimmte schon. Wenn eine Leiche länger im Boden lag, blieb ihr Knochengerüst nach der Verwesung nie ganz. Es zerfiel zumeist unter dem Druck der Erdmassen, doch das war bei diesem Körper nicht der Fall gewesen.
    Wieso war er ganz geblieben und hatte nur den einen Knochen an seinem rechten Bein verloren?
    Der Förster holte das Fundstück aus der Tasche und legte den Knochen in die Lücke.
    Er passte haargenau hinein. Dann startete der Förster einen Versuch. Er drückte den Knochen an zwei verschiedenen Seiten so stark an, dass er in der Lücke klemmen blieb.
    Jetzt war der Knochenmann wieder komplett!
    Noch immer wusste er nicht, was er mit ihm anstellen sollte. Ihn durchzuckte eine wahnsinnige Idee, die ihm bei näherem Nachdenken nicht mehr so unvernünftig vorkam.
    Wenn er das Skelett mitnahm, würden gewisse Typen suchen können, bis sie schwarz wurden. Er konnte dann den beiden Polizisten Bescheid geben, die das Grab ebenfalls hatten finden wollen.
    Der Förster nickte sich selbst zu, denn plötzlich fand er die Idee sogar ausgezeichnet.
    »Dann wollen wir mal«, sagte er zu seinem Hund, der ihm zuschaute und sich ansonsten nicht rührte. »Jetzt wirst du staunen, mein Lieber. So hast du noch nie gestaunt.« Er schob seine Hände vorsichtig unter das Gerippe und sorgte dafür, dass er es zugleich anhob. An der unteren Seite klebte es noch ein wenig auf dem lehmigen Untergrund fest, aber mit etwas Anstrengung brachte er es in die Höhe.
    Das Gerippe lag auf den Armen des Försters wie ein Kind. Er sah es als einen kostbaren Schatz an, dem, um Himmels willen, nichts passieren durfte. Eine Schwierigkeit allerdings galt es

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